Schluss mit der Ohnmacht: Kleine und große Schritte für mehr Nachhaltigkeit

Jeder Kassenbon ist ein Stimmzettel, mit dem wir uns für mehr Klimaschutz aussprechen können. In Zeiten von Flutkatastrophen, Waldbränden und Dürresommern geben uns bewusste Konsumentscheidungen ein Stück Kontrolle darüber wieder, wohin sich unser Planet entwickelt.

Vergangenes Jahr waren Haushalte nicht einmal für 20 Prozent aller CO2-Emissionen hierzulande verantwortlich. Stattdessen gehören die konventionelle Energiewirtschaft sowie Industrieprozesse zu den Top-Emittenten, sie machen über die Hälfte des ausgestoßenen Kohlendioxids aus. Daher brauchen wir im Kampf gegen die Klimakatastrophe neben sinnvollen politischen Rahmenbedingen dringend nachhaltig orientierte Unternehmen – und zwar aus Überzeugung und nicht aus Marketinggründen. Die gute Nachricht: Es gibt immer mehr davon. Und nie war es einfacher, sich über sie zu informieren. Nun liegt es auch an uns Konsument:innen, mit unseren Kaufentscheidungen – wann immer möglich – Signale zu setzen.

Für schnelle Erfolge: einmalige Wechsel für mehr Nachhaltigkeit

Mehr Klimaschutz in den eigenen Alltag zu integrieren, ist an vielen Stellen einfacher als gedacht – und braucht manchmal nicht mal fünf Minuten.

Energieversorger unter die Lupe nehmen

Die meisten Haushalts-Emissionen entstehen durch die Energieversorgung – also durch die Stromversorgung und Heizen. Wer auf einen echten unabhängigen Öko-Energieversorger – und damit auf Ökostrom und Biogas – umsteigt, setzt seine strom- und wärmebedingten Emissionen auf null. Zugegeben: Der Wechsel zu echter Öko-Energie ändert nichts an dem Strom, der aus der Leitung kommt. Aber durch euren Bezug sorgt ihr dafür, dass euer Energieversorger mehr saubere Energie in den „Stromsee“ einspeist. Dieser stellt eine Art Sammelbecken dar, in das alle Produzenten ihren Strom einleiten – egal, ob dieser aus erneuerbaren oder aus konventionellen Quellen stammt. Die Stromverbraucher:innen wiederum entnehmen dem See den Strommix aus konventionellen und erneuerbaren Quellen. Je mehr Strom aus sauberen Energiequellen in den See eingeleitet wird, desto geringer wird der Anteil konventioneller Energien im bundesdeutschen Strommix. Der See wird sauberer – und zwar für alle.

Was passiert mit meinem Geld? Banken und Versicherungen im Nachhaltigkeitscheck

Was macht eigentlich unser Geld, wenn es sich gerade nicht in unserem Geldbeutel befindet? Was nach der Prämisse für eine unterhaltsame Kinderserie klingt, ist in Sachen Klimaschutz eine legitime Frage. Denn die Art, wie wir unser Geld anlegen, hat direkten Einfluss auf das Wohlergehen unseres Planeten. Im Gegensatz zu vielen konventionellen Banken, die das ihnen anvertraute Geld einfach da anlegen, wo es am meisten Gewinn erwirtschaftet, nutzen nachhaltig orientierte Banken das Kapital ihrer Kund:innen, um damit Gutes zu tun und in Erneuerbare Energien, soziale Organisationen oder nachhaltige Immobilien zu investieren. Und wichtiger noch: Sie sagen klipp und klar, wohin das Geld ihrer Kund:innen garantiert nicht fließt, nämlich in Rüstungsfirmen, Atomkonzerne oder Kohlekraftwerke. Dasselbe gilt übrigens für Versicherungen, denn auch sie nutzen die Beitragszahlungen ihrer Kund:innen, um unter anderem Kredite zu vergeben.

Wenn aus Unwissenheit Wälder werden

Mit der eigenen Unwissenheit Klimaschutz vorantreiben? Möglich macht’s Ecosia. Die nachhaltige Suchmaschine pflanzt alle 45 Suchanfragen einen Baum, der CO2 aus der Atmosphäre bindet. Bisher wurden so bereits über 100 Millionen Bäume gepflanzt. Für seinen Energiebedarf setzt das Unternehmen auf 100 Prozent Erneuerbare Energien, die unter anderem ein NATURSTROM-Solarpark in Rottenbach liefert.

Der Wechsel auf Ecosia als Standard-Suchmaschine ist, sowohl auf dem PC als auch auf dem Smartphone, kinderleicht. Einmal eingestellt tragt ihr von nun an automatisch mit euren Suchanfragen dazu bei, dass weltweit Bäume gepflanzt werden – und das, ohne selbst in der Erde buddeln zu müssen.

Generell gilt: die unterstützen, für die das Klima wirklich zählt

Zugegeben: Nachhaltige Mobilfunk-, Internet- oder E-Mail-Anbieter unterscheidet auf den ersten Blick nicht viel von ihren konventionellen Pendants. Sie nutzen dieselbe Technologie, doch worauf es wirklich ankommt, ist die Unternehmensphilosophie dahinter: Nachhaltige Anbieter setzen überall dort, wo möglich, auf die klimafreundliche Alternative, sie beziehen Strom aus Erneuerbaren Energien, sind selbst Kunde bei einer sozialen Bank und legen Wert auf Ressourcenschonung. Auf Utopia.de findet ihr viele Bestenlisten, die nach genau solchen Kriterien nachhaltige Anbieter empfehlen.

Für mehr Durchhaltevermögen: Langfristige Klimaschutz-Entscheidungen

Mal eben in fünf Minuten den Energieversorger zu wechseln oder Ecosia als Standard-Suchmaschine einzustellen, ist schnell erledigt. Doch gerade im Alltag gibt es Entscheidungen, die mitunter ein wenig mehr Disziplin und Überwindung von uns verlangen – und das immer wieder.

Klimaschutz auf dem Teller

Die Produktion von einem Kilo Rindfleisch verursacht 14 Kilogramm Kohlendioxid, wohingegen bei einem Kilo Gemüse gerade einmal 150 Gramm freigesetzt werden. Dass sich Fleisch in dieser Rechnung für den Klimaschutz nicht lohnt, ist offensichtlich. Und auch weite Transportwege exotischer Früchte oder energieaufwendige Lagerungen außersaisonaler Gemüsesorten wirken sich nachteilig auf eine klimafreundliche Ernährung aus. Daher gilt: Wer sich hauptsächlich pflanzlich ernährt, saisonal und regional einkauft und auf Bio-Landwirtschaft setzt, der tut sich und der Umwelt einen großen Gefallen.

Klimaschutz in Mode

Jeder Trend kommt wieder. So sehr ich persönlich auch gehofft habe, dass ausgerechnet 90er Mode die Ausnahme dieser Regel sein würde, so sehr muss ich auch einsehen, dass ich mich getäuscht habe. Schlaghosen (am besten schön tief sitzend – bequem ist anders!), bauchfrei, Neon – alles ist wieder da. Mit Betonung auf wieder. Statt also Fast-Fashion-Marken, die alle paar Wochen (!) neue Kollektionen auf den Markt bringen, zu unterstützen, lohnt es sich, im Kleiderschrank der Eltern, in Second-Hand-Geschäften oder online auf Tausch-Plattformen zu stöbern. Das freut nicht nur den eigenen Geldbeutel – sondern auch das Klima.

Smarte Technik ist klimafreundliche Technik

Egal wie schnell, praktisch und smart der neue Laptop ist – das Klima hat garantiert deutlich weniger Freude daran als wir. Umso wichtiger ist es, dass wir technische Geräte möglichst lange nutzen und erst dann ersetzen, wenn’s wirklich notwendig ist – und zwar am besten durch nachhaltige Alternativen. Mit dem Fairphone gibt es zumindest für Smartphones eine nachhaltige Alternative gegenüber den großen Marken. Wer sich den Kauf eines neuen, fairen Geräts nicht leisten kann (oder möchte), der setzt am besten auf Second-Hand-Technik. Die gibt’s bei immer mehr Anbietern, ist oft generalüberholt und hat häufig sogar nur wenige Gebrauchsspuren.

Teilen macht Spaß

Kaufen war gestern – heute wird geteilt! Wer alle zwölf Monate einen Hochdruckreiniger braucht und einmal im Monat mit dem Auto 30 Kilometer in die Heimat fährt, der setzt besser auf Leihen statt Kaufen. Das spart Geld, Platz und Ressourcen.

Reparieren statt wegschmeißen

Generell gilt: Nur weil etwas kaputt ist, muss es noch lange nicht in den Müll. Oft lohnt es sich, einen genaueren Blick auf den betroffenen Gegenstand zu werfen und ein paar Minuten zu investieren, um etwas zu reparieren. Wer sich selbst keine Reparatur zutraut, der kann einen Ausflug ins nächste Reparatur-Café machen, wo Freiwillige gegen einen kleinen Obolus kaputte Geräte reparieren.

Habt ihr weitere Tipps für nachhaltige Alltagsentscheidungen?

Dominique Czech
dominique.czech@naturstrom.de

ist seit April 2018 dabei und schreibt für naturstrom über alles rund um die Energiewende. Jenseits des Büros bewegen sie die Themen Ernährung, Konsum und Mobilität – aber bitte in nachhaltig.

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