NATURSTROM war während der Weltklimakonferenz COP 23 in Bonn mit Donk-EEs unterwegs. Foto: NATURSTROM

COP 23: Zwischen Hoffnung und Stillstand

17.11.2017

 – Finja Seroka

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Über 27.000 Vertreter aus mehr als 300 Ländern – mit mindestens 300 verschiedenen Plänen und doch mit einem Ziel: das Klima retten. Doch das wie und wo und wann, das bleibt nach der 23. Weltklimakonferenz weiter vage. Auch die Bundeskanzlerin fand keine deutlichen Worte, verpflichtete sich erstmal zu nichts. Wir waren mit einer klaren Botschaft vor Ort: Nicht nur reden, sondern handeln.

Vom 6. bis 17. November war die Welt zu Gast in Bonn: Die Regierungsvertreter Fidschis hatten den Vorsitz der 23. Weltklimakonferenz (COP 23) inne und rückten damit die Perspektive in Richtung Pazifik. Dahin, wo infolge des Klimawandels schon heute Inseln überflutet und Menschen bereits in naher Zukunft ihre Heimat verlieren werden. Um das – und weitere verheerende Folgen – zu verhindern, müsste die Erderwärmung auf 1,5 bis 2,0 Grad beschränkt werden.

Auf das 2-Grad-Ziel haben sich im Abkommen von Paris 2015 alle Staaten der Erde verpflichtet. In Bonn wollten sich die Vertreter der Länder nun darauf verständigen, wie sie dieses Ziel erreichen können. Die einzelnen Regierungen haben dafür Klimaschutzpläne erarbeitet, auch Deutschland. Auf der COP 23 (Englisch: United Nations Framework Convention on Climate Change, 23rd Conference of the Parties) ging es darum, sie vergleich- und überprüfbar zu machen. Am Ende waren die Delegierten mit der Ausarbeitung eines einheitlichen Papiers, eines Rulebook, ein ganzes Stück weiter gekommen. Beschlossen wurde: erstmal noch nichts. Das soll im kommenden Jahr in Polen passieren.

Weltweiter CO2-Ausstoß steigt

Während die Vertreter noch verhandeln, um Kommastellen und Wortlaute ringen, werden weltweit weiter Treibhausgase in die Luft geblasen. Allein dieses Jahr werden voraussichtlich 41 Milliarden Tonnen CO2 ausgestoßen – zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Wenngleich sich Deutschland noch als Vorreiter in Sachen Klimaschutz inszeniert, zeichnen Studien ein düsteres Bild: Die Bundesrepublik ist dabei, die selbstgesteckten Klimaschutzziele bis 2020 deutlich zu verfehlen. Neue, kleine Maßnahmen werden nicht ausreichen.

 

Der Kohleausstieg muss kommen
Der Kohleausstieg muss kommen.

50 Top-Unternehmen haben während der Klimakonferenz deshalb an Berlin appelliert: Sie fordern einen zeitnahen Kohleausstieg und eine Verkehrswende. Klimaschutz müsse eine zentrale Aufgabe einer möglichen Jamaika-Koalition sein. Greenpeace hatte Mitte der Woche noch einen offenen Brief an die Grünen veröffentlicht: Die Umweltorganisation kritisierte die Partei darin für Klima-Kompromisse in den Sondierungsgesprächen. Dass ein schneller Kohleausstieg möglich ist, belegen mittlerweile mehrere Studien. Ein Black-out droht keineswegs und Deutschland müsste auch keinen Atom- oder Kohlestrom aus dem Ausland importieren. Sogar die Bundesnetzagentur rät schon jetzt zur Abschaltung einiger Kohlemeiler: Denn die Überkapazitäten belasteten das Netz. Eine Stillegung von Kohlekraftwerken steigere deshalb die Versorgungssicherheit.

Jamaika-Verhandlungen vertagt – ohne Einigungen für’s Klima

Die Bürgerinnen und Bürger Münchens haben den Kohleausstieg währenddessen selbst eingeläutet und in einem Bürgerentscheid für die vorzeitige Abschaltung des Steinkohlekraftwerks München Nord gestimmt. Großbritannien und Kanada haben am Donnerstag eine globale Anti-Kohle Allianz vorgestellt: Sie fordern den Kohleausstieg in den Industriestaaten bis 2030. Deutschland ist bisher nicht dabei. Nichtregierungsorganisationen versuchen, den Kohleausstieg Europas mit einer Kampagne zu beschleunigen: Mit der Kampagne „Europa ohne Kohle“ haben sie bereits 16 Kohlemeiler in den Ruhestand versetzt.

Die Sondierungsgespräche in Berlin hingegen sind vertagt – bisher haben sich die Parteien werder auf ein Enddatum für die dreckigen Energieträger noch für den Verbrennungsmotor einigen können. Dabei ist genau das nötig und möglich. Wir brauchen eine Energieversorgung aus 100 Prozent regenerativen Energien und eine Kopplung der Sektoren Strom, Wärme und Verkehr. Wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen ist außerdem eine CO2-Abgabe unverzichtbar – damit diejenigen endlich die Kosten tragen, die sie auch verursachen und so einen starken Anreiz haben, ihre Emissionen zu senken. Dafür setzt auch NATURSTROM sich ein.

Während der COP 23 waren wir mit begrünten Lastenrädern vor Ort. Wir haben mit demonstriert, an verschiedenen Side Events teilgenommen und mit Bürgerinnen und Bürgern über den Klimaschutz gesprochen. Die Lastenräder stehen inzwischen wieder in Köln – für die Energie der Zukunft setzen wir uns weiter ein.

 

  • arbeitete bis 2021 bei NATURSTROM. Begeistert sich beruflich und auch privat für nachhaltige Themen. Zuvor hat sie u. a. als Journalistin für Handelsblatt Online und die Funke Mediengruppe gearbeitet.

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