Mit begrünten Donk-EEs auf der Demo zur Klimakonferenz COP23 in Bonn. Foto: NATURSTROM

Warum wir (wieder) auf die Straße gehen müssen #COP23

Die Treibhausgas-Menge in der Luft hat zuletzt so stark zugenommen wie nie zuvor. Gletscher schmelzen, Unwetter wüten und Arten sterben aus. Es gibt so viele Gründe, verantwortungsvoll zu handeln und Nachhaltigkeit über reine Ökonomie zu stellen. Bis zu 25.000 Menschen haben ihre Forderungen am Samstag vor Beginn der Klimakonferenz auf die Straßen Bonns getragen. Ebenso pointiert wie gut gelaunt.

Beladen geht es zur Klima-Demo „Pedal the Highway“. Foto: NATURSTROM

Morgens, halb 10 in Köln: Am Wochenende die richtige Uhrzeit, um zu frühstücken – oder sich einfach nochmal umzudrehen. Für uns genau die richtige Uhrzeit, um uns an der Kölner NATURSTROM-Filiale zu treffen und gemeinsam mit anderen Radlern zur Klimademonstration „Klima schützen – Kohle stoppen“ in Bonn zu fahren. Mehrere Greenpeace-Regionalgruppen, der ADFC, die RADKOMM und Regionalverbände des VCD haben zu der Fahrraddemo unter dem Motto „Pedal the Highway“ aufgerufen. Das gemeinsame Ziel: Mit möglichst vielen Fahrrädern über die Autobahn A555, die sogenannte Diplomatenrennbahn, nach Bonn zu fahren. CO2-frei. Für den Klimaschutz.

Pedal the Highway Bundesstraße: Kalt, aber glücklich

Um 10 Uhr sind alle unsere elektrischen Lastenräder, Donk-EEs, bepackt und es ist soweit: Voll beladen mit 500 Äpfeln machen wir uns auf den Weg zum Wasserwerkswäldchen, dem Startpunkt der Demo. Noch ist unklar, ob wir über die Autobahn A555 nach Bonn radeln dürfen oder nicht.

Gleich geht’s los: Pedal the Highway. Foto: NATURSTROM

Der Stimmung schaden weder die Unsicherheit noch die Kälte: Binnen weniger Minuten tauschen wir die ersten Äpfel gegen selbstgemachte Snacks und Kaffee. Hunderte Radfahrer sind dem Aufruf der Organisatoren gefolgt und tragen rote Kleidung – um Politik und Wirtschaft die rote Linie aufzuzeigen. Um zu sagen: Bis hier hin und nicht weiter – für Klimaschutz durch Kohleausstieg und Mobilität frei von Diesel und Benzin.

Weiter vorne schallen Durchsagen über den Asphalt, doch auf unserer Seite kommt von ihnen nichts an. Ist das Verbot, über die Autobahn zu fahren, aufgehoben worden? Oder werden wir doch über die Bundestraße B9 fahren müssen? Wir sind gespannt. Nach langem Warten dringt langsam auch zu den letzten Reihen der Wartenden das Gerücht durch, dass die Fahrt über die Autobahn weiterhin verboten sei. Die freigegebene Route führt über Nebenstraßen, die Organisatoren sagen die Demonstration ab und wir fahren als „Critical Mass“ nach Bonn. Über die Bundesstraße.

CO2-frei zur Klimakonferenz

Ökologische Stärkung für zwischendurch. Foto: NATURSTROM

Wir treten über 30 Kilometer lang in die Pedale. Die Organisatoren zählen 3000 Teilnehmer, die Polizei hört bei 1000 auf zu zählen. Auf jeden Fall eine beeindruckende Menge: Die Straße bei Wesseling führt leicht bergab und wir blicken auf eine mehrere hundert Meter lange Radler-Karawane, die sich durch die triste und dampfende Industrieanlage schlängelt. Jeder hat so seine ganz eigenen Gründe, mit dabei zu sein – allen gemeinsam ist jedoch der Wunsch, dem menschengemachten Klimawandel etwas entgegenzusetzen. Friedlich.

Als wir Radler am Rande des Bonner Hofgartens auf die rund 24.000 Demonstranten aus der Innenstadt stoßen, sehen wir den Kopf von Angela Merkel auf einer Erdkugel thronen und eine Freiheitsstatue mit qualmender Fackel. Musik begleitet die Klima-Forderungen, mit Bass unterlegt. Wir finden unsere Kolleginnen und Kollegen, die direkt nach Bonn angereist sind. Verteilen Äpfel und führen viele gute Gespräche.

„Wäre die Welt eine Bank, hättet ihr sie längst gerettet“

Ein Blick auf die bisher größte Klimaschutz-Demonstration zwei Tage vor Start der Klimakonferenz COP23 in Bonn.. Foto: NATURSTROM

Ein Blick auf die bisher größte Klimaschutz-Demonstration. Foto: NATURSTROM

„End coal now“ und „Kohle stoppen, Klima retten“ stehen auf den mitgebrachten Transparenten. „Wäre die Welt eine Bank, hättet ihr sie längst gerettet“ ist zu lesen. Die aktuelle Klimabilanz bietet wenig Anlass zur Freude. Auch Deutschland ist dabei, seine Klimaziele zu verfehlen – und zwar nicht gerade knapp. Doch für tausende Demonstrierende ist das an diesem Samstag kein Grund, aufzugeben oder gar zu resignieren. Im Gegenteil: Die Stimmung ist ausgelassen, die Menge bunt, international und gut gelaunt.

Ein starker, ziviler Auftakt für die 23. UN-Klimakonferenz. Vom 6. bis 17. November treffen sich auf dem UN-Campus mehr als 23.000 Menschen aus 197 Ländern, um den Klimawandel ganz offiziell zu bekämpfen.

Seit Samstag sind wir übrigens eine Woche in Bonn unterwegs – mit grünem Strom für den Klimaschutz und neuen Ideen zu städtischer Mobilität im Gepäck: www.naturstrom.de/cop23

Von Miriam Ersch-Arnolds und Finja Seroka

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Finja Seroka
seroka@naturstrom.de

arbeitete bis 2021 bei NATURSTROM. Begeistert sich beruflich und auch privat für nachhaltige Themen. Zuvor hat sie u. a. als Journalistin für Handelsblatt Online und die Funke Mediengruppe gearbeitet.

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