NATURSTROM-Windpark Neudorf

Windpark Neudorf: Regiedebüt für NATURSTROM

Anlässlich des 250. Förderprojekts haben wir unsere Foto- und Projektarchive durchforstet. Herausgekommen ist eine Zusammenstellung der schönsten von NATURSTROM geförderten Öko-Kraftwerke, die allesamt ihre eigene Geschichte erzählen. Und, ganz nebenbei, auch eine kleine Zeitreise durch die Geschichte der Energiewende. Ein ganz besonderes Projekt war 2011 der Bau von drei Windenergieanlagen im fränkischen Neudorf. Es war der erste Windpark, den NATURSTROM vollständig in Eigenregie projektierte.

Mitten in Oberfranken, zwischen Feldern, Dörfern und kleinen Waldstücken, erfüllte sich 2011 für NATURSTROM ein langegehegter Traum: Hier, im Dreieck zwischen Ludwag und Neudorf im Norden und Süden und der Gemeinde Poxdorf im Südosten errichtete der Ökostrom-Pionier seinen ersten, von Anfang an selbst geplanten Windpark. Das Projekt bildete den Auftakt für den Bau einer ganzen Reihe weiterer, vollständig in Eigenregie geplanter Windkraft-, und Solaranlagen sowie eines Biomasse-Kraftwerkes. Die 2015 gestartete Investitionsoffensive bildete den bisherigen Höhepunkt dieser vor rund fünf Jahren begonnenen Entwicklung. Mittlerweile sind rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der Projektierung, dem Bau und der Betriebsführung von Erneuerbare Energie-Anlagen bei NATURSTROM beschäftigt.

Der lange Weg zum eigenen Windpark

Die Idee für den Windpark, der sich nur knapp 40 Kilometer vom NATURSTROM-Standort in Forchheim entfernt befindet, kam bereits im Sommer 2009 auf. In der Region gab es eine ausgewiesene Windvorrangfläche, auf der bisher aber nur zwei kleine Anlagen mit insgesamt 3 MW Leistung installiert worden waren. Dr. Thomas E. Banning, Vorstandsvorsitzenden der NATURSTROM AG, und Johann Neff, seit vielen Jahren freier Vertriebsmitarbeiter in der Region Bamberg, entwickelten gemeinsam die Idee, auf dieser Fläche einen Windpark zu errichten. „Als langjähriger naturstrom-Kunde und freier Vertriebsmitarbeiter habe ich sofort daran gedacht, dass es sich lohnen würde, hier unsere Energie einzubringen und das Projekt in Angriff zu nehmen“, erinnert sich Neff.

Nach und nach wurde aus einer vagen Idee schließlich ein ganz konkretes Projekt. In den folgenden Monaten bereiten Projektentwickler das erste eigene Windprojekt von NATURSTROM vor. Es galt, Pachtverträge abzuschließen, Grundbuch- und Baulasteintragungen vorzunehmen sowie mehrere Fachgutachten zu erstellen. Außerdem mussten die Netzanbindung gesichert sowie die komplizierte Anlieferung der Anlagen geplant werden. Im Dezember 2010 konnten die Projektverantwortlichen schließlich den rund 1.000 Seiten umfassenden Genehmigungsantrag beim Landratsamt in Bamberg einreichen. Dabei kam ein beachtlicher Aktenberg zusammen: insgesamt 23 Ordner übergaben die Projektierer dem Amt. Dieses erteilte schließlich im Mai 2011 die Genehmigung zum Bau von drei Anlagen vom Typ Nordex N100 auf der ausgewiesenen Windvorrangfläche bei Neudorf.

Endlich: Die Bauarbeiten können beginnen

Am 15. Juli 2011 konnte es dann endlich mit den ersten Bauarbeiten losgehen. Zunächst gab es auf der Baustelle noch nicht viel zu sehen, doch dies änderte sich rasant. Bereits im August konnte das Fundament der ersten Anlage betoniert werden. Anschließend begann der Bau der Türme, die Stück für Stück in den Himmel wuchsen. Im November ragten die drei Betontürme bereits in eine Höhe von 78 Metern.

Danach ging es schnell: Im Turminneren wurde der Aufzug bis zum Adapter montiert, die Montage des Aufzugs wurde später – nach Montage des Stahlturms – weitergeführt. Nun fehlten nur noch die drei Turmsegmente aus Stahl, die Gondel und die Nabe mit den Rotorblättern. Letztere wurden mit Schwerlasttransportern vorsichtig an alten Bauernhöfen und Häusern vorbei und durch die Hügel der Fränkischen Schweiz bugsiert, bevor sie auf an der Gondel angebracht werden konnten.

Endlich fertig: die drei Windräder im fränkischen Sommer. © NATURSTROM AG

Endlich fertig: die drei Windräder im fränkischen Sommer. © NATURSTROM AG

Neues Jahr, neuer Windpark

An Silvester 2011/2012 war es dann endlich soweit: Der erste von NATURSTROM komplett selbst geplante Windpark erzeugte erstmals sauberen Ökostrom. Für Projektleiter Robert Claus ein ganz besonderer Tag, schließlich ist der Windpark sein erstes Projekt bei NATURSTROM: „In den Jahren zuvor hatte ich zwar schon bei zwei anderen Projektentwicklern gearbeitet. Aber für den neuen Arbeitgeber das erste Projekte zu realisieren, ist natürlich immer etwas Besonderes.“ Als der Windpark zum Jahresende in Betrieb ging, brach sich die Freude Bahn, erinnert er sich: „Die Inbetriebnahme in 2011 war enorm wichtig, um noch die EEG-Vergütung zu erhalten, mit der wir geplant hatten. Als die Anlagen Silvester dann endlich liefen, war das für mich wie Ostern und Weihnachten zusammen.“ Einen kleinen Wermutstropfen gab es jedoch: Die Windanlagen konnten zunächst nur mit halber Kraft produzieren, da zunächst noch das Netz auf dem Weg zum Umspannwerk in Würgau durch den Netzbetreiber verstärkt werden musste. Erst im April 2012 konnten die drei neuen Windmühlen ihre ganze Kraft unter Beweis stellen. Seitdem produziert das Trio jährlich rund 13,5 Mio. Kilowattstunden Strom – genug für etwa 4.500 durchschnittliche 3-Personen-Haushalte.

Bürgerbeteiligung und Wertschöpfung vor Ort: Von Anfang an Teil des Konzepts

Einweihungsfest Windpark Neudorf_Bildrechte NATURSTROM AG

Beim Einweihungsfest des Windparks im Sommer 2012 wird der Turm verschönert. Die Handabdrücke symbolisieren: Neudorf ist ein Bürgerwindpark, an dem sich die Bevölkerung vor Ort beteiligen kann. © NATURSTROM AG

Von Anfang an gab es eine gute Zusammenarbeit zwischen NATURSTROM und der Gemeinde Königsfeld. Bürgermeisterin Gisela Hoffmann und die Bevölkerung hatten die Realisierung des Projekts durch NATURSTROM befürwortet, da NATURSTROM von Anfang an daran gelegen war, dass möglichst viel Wertschöpfung in der Region stattfindet – beispielsweise durch die Vergabe von Bauaufträgen an regionale Unternehmen. Nach der Inbetriebnahme der Anlagen konnten sich Bürgerinnen und Bürger am Neudorfer Windpark beteiligen. Die Anwohner der angrenzenden Ortschaften Poxdorf, Ludwag und Neudorf erhielten dabei als erste die Möglichkeit, zu investieren. Außerdem profitieren sie, wenn sie naturstrom beziehen, von einem vergünstigten Stromtarif. Bei der offiziellen Einweihung des Windparks im August 2012 feierten viele Menschen aus der Region „ihren“ Windpark – und setzen ein Zeichen für die Energiewende in Bürgerhand, indem sie ihre Handabdrücke mit Farbe auf einem der Windräder verewigten.

Darüber hinaus bekommen die angrenzenden Ortschaften in Abstimmung mit NATURSTROM aus den Erträgen des Windparks jährlich finanzielle Mittel zur Förderung nachhaltiger oder sozialer Projekte, die nicht zu den Hoheitsaufgaben der Gemeinde gehören oder für die schlichtweg kein Geld vorhanden ist, beispielsweise für neue Spielplätze.

Zuwachs für den Bürger-Windpark

Im Sommer 2014 wurde der Windpark um eine weitere Anlage des Typs Senvion mit einer Nennleistung von 3 MW erweitert. Diese kann, durch verbesserte Technik, rund 6,8 Mio. kWh Ökostrom erzeugen – also etwa halb so viel wie die drei bereits vorhandenen Anlagen zusammen. Damit liefert sie saubere Energie für weitere 2.100 Durchschnitts-Haushalte. Ein weiterer Ausbau des Windparks ist für die kommenden Jahre geplant.

Miriam Ersch-Arnolds
ersch@naturstrom.de

arbeitete bis Februar 2019 in der Pressestelle von NATURSTROM. Ihre Begeisterung für das Thema Nachhaltigkeit wurde während ihrer Zeit als Mitarbeiterin einer Fairhandels-Organisation geweckt und begleitet sie bis heute auch ehrenamtlich. E-Mail

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