In Ramsthal, einer Gemeinde im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen, entsteht ein Bürgerwindpark. NATURSTROM beschreibt in seinem Projekt-Bautagebuch die Schritte bis zur fertigen Windenergieanlage. Im aktuellen Teil unseres Tagebuchs erfahren Sie, wie eine Windenergieanlage – zumindest rein äußerlich – vollendet wird und was das mit einer „Hochzeit“ zu tun hat.
Endlich ist es soweit: Der Bau des BürgerWindparks Ramsthal geht in die entscheidende Phase. Nachdem die Türme der drei Windkraftanlagen fertiggestellt und die Rotorblätter angeliefert wurden, können nun Maschinenhaus und Rotorstern des letzten Windrades „gezogen“ werden, wie es im Fachjargon heißt. Doch bevor es richtig losgehen kann, müssen einige der Bauteile noch am Boden zusammengefügt werden. So müssen die Rotornabe und -blätter noch zum Rotorstern zusammengefügt werden.
Los geht es an einem neblig-trüben und nasskalten Tag mit dem Maschinenhaus, das auch als Gondel bezeichnet wird. Um das tonnenschwere Bauteil auf die Turmspitze zu heben, ist ein 150 Meter hoher Spezialkran nötig. Dieser hebt das Maschinenhaus langsam auf die Spitze des Turmes, der im oberen Bereich aus Stahlsektionen besteht. Dort wird das Maschinenhaus dann verankert. Damit die Gondel mit den Rotorblättern später in den Wind gedreht werden kann, wird sie drehbar auf dem Turm befestigt.
Endlich ist es soweit: In Ramsthal wird Hochzeit gefeiert
Einige Tage später wird bei strahlendem Sonnenschein und bester Herbststimmung der Rotorstern für das dritte Windrad am Boden montiert und anschließend gezogen. Zu diesem Ereignis haben sich viele Zuschauer versammelt – und da sich die Anlagen in der Nähe mehrerer Kreisstraßen befinden, werden es schnell mehr. Denn viele der vorbeifahrenden Autofahrer halten spontan an, um dem Spektakel beizuwohnen. Doch sie müssen Abstand halten – denn das Betreten der Baustelle ist nicht ungefährlich.
Um Rotornabe und –blätter in die Höhe zu bringen, gibt es unterschiedliche Varianten: Entweder wird der Rotorstern am Boden zusammengefügt und anschließend komplett nach oben gezogen oder es werden nur die Nabe und das erste Rotorblatt am Boden montiert, während die beiden anderen Blätter einzeln hochgezogen und in luftiger Höhe befestigt werden. Im Fall der drei Windkraftanlagen in Ramsthal wurde die erstgenannte Variante gewählt.
Zunächst werden die einzelnen Rotorblätter mit einem Kran angehoben, ausgerichtet und in die am Boden liegende Nabe gesteckt. So entsteht der Stern, der anschließend mit einem Spezialkran auf eine Höhe von 140 Metern gezogen wird – sofern dies die Wetterverhältnisse zulassen.
Denn auch wenn Wind normalerweise im Umfeld von Windkraftanlagen erwünscht ist, so darf beim Ziehen des Rotorsternes nur ein laues Lüftchen wehen. Denn das Bauteil mit einem Durchmesser von rund 112 Metern kann nur gezogen werden, wenn der Wind mit nicht mehr als maximal sechs Metern pro Sekunde bläst. Andernfalls besteht die Gefahr, dass das tonnenschwere Bauteil gegen den Betonturm geweht wird. Was nun folgt, ist daher Präzisionsarbeit in luftiger Höhe. Doch können der Projektleiter Christian Gruhlich und der Bauleiter Sascha Wehling beruhigt durchatmen, denn der Rotorstern kann ohne Schwierigkeiten auf die Nabenhöhe von 140 Metern gehievt werden. Nun wird endlich „Hochzeit“ gefeiert: So nennt man nämlich das Zusammenführen zwischen dem Rotorblattstern und dem Maschinenhaus. Für die beiden Projektverantwortlichen Wehling und Gruhlich ist das ein besonderer Moment – rein äußerlich ist die Windkraftanlage nun vollendet.
Nun fehlt nicht mehr viel, bis die Windenergieanlage komplett fertiggestellt ist: Sobald der Innenausbau und der Leitungsbau abgeschlossen sind, kann die Anlage in Probebetrieb gehen. Welche Schritte dazu noch notwendig sind und welche Möglichkeiten der finanziellen Beteiligung der BürgerWindpark Ramsthal bietet, erfahren Sie im nächsten Teil unseres Bautagebuchs.
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arbeitete bis Februar 2019 in der Pressestelle von NATURSTROM. Ihre Begeisterung für das Thema Nachhaltigkeit wurde während ihrer Zeit als Mitarbeiterin einer Fairhandels-Organisation geweckt und begleitet sie bis heute auch ehrenamtlich. E-Mail