Unsere Zahl des Monats November: 0 © NATURSTROM AG

Zahl des Monats: 0 Cent Förderung für Sonnenstrom

Peter Altmaier war schon immer ein Mann für steile Thesen. Vor fünf Jahren leitete der heutige Wirtschaftsminister das Umweltressort – und machte mit einer tollkühnen Berechnung Schlagzeilen. Eine Billion Euro solle die Energiewende kosten. Die Zahl war ziemlich hastig überschlagen und nicht abgestimmt. Doch sie war in der Welt und die Debatte von da an ruiniert. Kein Medienbericht, keine Diskussionsrunde, kein Gespräch über erneuerbare Energien kam auf Jahre hinweg ohne Verweis auf die ach so hohen Kosten aus.

0 Cent: erstmals Ökostrom ohne EEG-Förderung

Wer dies noch vage im Hinterkopf hat, konnte sich vor Kurzem umso mehr freuen: Im August wurde Sonnenstrom erstmals zu Marktpreisen produziert, wie der Bundesverband Erneuerbare Energien berichtete. Für den kostendeckenden Betrieb war also kein Geld vom EEG-Konto mehr nötig. EEG-Förderung: 0 Cent – das hatte es noch nie gegeben.

0 Cent Förderung genügten dem Solarpark Wittrock im August zum wirtschaftlichen Betrieb © Wattner AG

0 Cent Förderung genügten dem Solarpark Wittrock im August zum wirtschaftlichen Betrieb © Wattner AG

Erzielt hatte diesen Durchbruch eine Photovoltaik-Anlage in Wittstock, im Nordwesten Brandenburgs. Ihr Vergütungsanspruch liegt bei 5,42 Cent pro Kilowattstunde, der Marktwert des Sonnenstroms betrug dagegen im August sogar 5,595 Cent pro Kilowattstunde. Der reine Erlös durch den Verkauf des Solarstroms hat also gereicht, um die Anlage wirtschaftlich zu betreiben.

Photovoltaik wird rasend schnell günstiger

Klar, eine einzige Anlage in einem einzigen Monat, das ist in erster Linie ein Symbol. Die Schwalbe macht noch keinen Sommer – aber sie ist sein Vorbote. Die Kosten für die Erzeugung von Ökostrom sinken seit vielen Jahren konstant. Solar- und Windstrom ist mittlerweile günstiger als der Strom aus neu gebauten Atom-, Kohle- oder Gaskraftwerken. Besonders bei der Photovoltaik sind die Kosten in den letzten 15 Jahren in atemberaubendem Tempo in den Keller gerauscht. Zum Vergleich: Im Jahr 2004 erhielten kleinere Photovoltaikanlagen noch eine Vergütung von 57,4 Cent pro Kilowattstunde. Die Anlage in Wittstock kommt heute mit weniger als einem Zehntel aus. In der Energiewirtschaft, wo 0,5 Cent mehr oder weniger einen entscheidenden Unterschied ausmachen können, sind das keine Welten, sondern Galaxien.

Die Erneuerbaren werden ihre Erfolgsgeschichte in den nächsten Jahren fortschreiben. Es geht nicht mehr darum, ob die Energiewende kommt, sondern nur noch darum, wann sie kommt. Der Preis für die Kilowattstunde Ökostrom ist dabei kein entscheidender Faktor mehr. Und erst recht kein Argument, um den Zubau neuer Wind- und Solaranlagen in engen Grenzen zu halten. Genau das passiert jedoch durch ein seit 2017 gültiges Ausschreibungssystem, bei dem der Gesetzgeber festlegt, wie viel Erzeugungsleistung pro Jahr neu installiert werden darf. Der förderfreie Sonnenstrom von Wittstock zeigt: Dieses Denken in Mengenbegrenzungen hat sich überholt.

Tim Loppe
loppe@naturstrom.de

ist seit April 2010 Pressesprecher bei naturstrom. Entdeckte die Energiewende in seiner Zeit bei einer Düsseldorfer PR-Agentur für sich. Zuvor hatte der promovierte Germanist an den Universitäten Düsseldorf und Münster im Bereich Sprachwissenschaften gelehrt. E-Mail

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