Innovationen gehören zur DNA der Bürgerenergie. Mit der Anwendung neuer Ideen, Prozesse und Partnerschaften bringen die Bürgerenergie-Akteur:innen oft das Unmögliche zustande: Trotz vieler Hindernisse setzen sie konsequent, Hand in Hand mit den Bürger:innen vor Ort, technisch innovative, klimaschonende und nachhaltige Projekte um. In unserer Blogreihe „Innovationen der Bürgerenergie“ stellen wir euch die Projekte vor, die soziale und digitale Innovationen erfolgreich umgesetzt haben. Dieses Mal die P2P-Plattform der OurPower Energiegenossenschaft SCE.

OurPower wurde im Oktober 2018 von 19 Genoss:innen in Wien gegründet. Heute zählt sie mehr als 700 Genossenschaftsmitglieder und 1300 Kund:innen, die auf der P2P-Energieaustausch Plattform für den lokalen digitalen Stromhandel zwischen kleinen und mittleren Erzeugenden, Verbrauchenden und Prosumern aktiv teilnehmen. Ulfert Höhne war bereits in der frühen Ideen- und Konzeptionsphase von OurPower mit dabei.

Herr Höhne, am OurPower-Online-Marktplatz kommen Stromverkäufer:innen, die aus Ihren regionalen Ökostromanlagen Strom anbieten und Stromkäufer:innen, die an einer regionalen und klimaneutralen Stromversorgung Interesse haben, zusammen. Wie funktioniert die Plattform?

Ganz einfach: Vera sucht Strom auf www.ourpower.coop. Dort bekommt sie automatisch ein Angebot aus in der regionalen Nähe liegenden Kraftwerken (ein Drittel Sonne, ein Drittel Wasser und ein Drittel Wind). Sie kann aber auch sagen, ich kenne den Karl, der in Tirol Wasserkraft hat, und möchte meinen Strom von ihm kaufen. So wählt sie ihre Erzeuger:innen selbst aus; bis 60 % kann sie von einem Kraftwerk  beziehen. So sind die OurPower-Regeln, denn die Erneuerbaren sind Teamplayer.

Was passiert dann?

Für die 3000 kWh, die sie etwa von Karl kauft, werden von der Erzeugung des Wasserkraftwerks für Vera reserviert. Karl definiert den Preis, OurPower kümmert sich dann um die energiewirtschaftliche Abwicklung.

Warum machen so viele Menschen mit?

Weil es eine Win-win-Situation ist: Die Erzeuger erhalten faire Preise und bauen sich einen langfristig stabilen Kundenkreis auf – Wer weiß wie die Strombörsen 2024 sind — und werden dadurch unabhängiger vom großen Strommarkt. Gleichzeitig kaufen die Abnehmer den Strom vergleichsweise günstig und wissen, dass ihr Stromgeld in der Region bleibt.

Der Hauptgrund ist jedoch, dass sich momentan viele Menschen eine Wirtschaft wünschen, wo der Mensch im Zentrum steht, nicht das Kapital.

Wie schaffen Sie das?

OurPower redet viel (UH lacht). Denn die Energiewende ist primär eine soziale, viel weniger als ein technische Innovation: „Mach Deinen Strombezug zur Strombeziehung“. In regelmäßigen Online-Dialogen diskutieren wir mit unseren Erzeugern und Kunden z.B. über die aktuelle Energiepreiskrise. Es ist großartig, von Erzeuger:innen der Community zu hören, dass sie auf kurzfristige 45 ct/kWh gern verzichten, um gemeinsam langfristig faire 10 oder 12 ct/kWh zu vereinbaren. – Klar ist das kompliziert und wir müssen permanent im Gespräch bleiben, unsere Marktplatzregeln anpassen, neue Angebote anregen. Genau diese soziale Innovation ist übrigens der Grund, weshalb so viele coole Menschen bei OurPower arbeiten wollen.

Was war bisher die größte Herausforderung?

Eine ist, die Breite von Kompetenzen in unserer Crew abzubilden. Viele erfahrene Kolleg:innen sind an den technischen und häufig sehr hierarchischen Mindset gewöhnt. Die andere, dass die Menschen, die mit den partizipativen Prozessen aufgewachsen sind, viel Zeit in Meetings verbringen und den Wirtschaftsaspekt vernachlässigen. Diese zwei Mindsets zusammenzubringen, nicht nur in unserer Crew, sondern auch daraus ein funktionierendes Geschäft zu bauen, das ist die größte Herausforderung, denke ich.

Und was ist hier die Lösung?

Stubborn Optimism würde ich sagen. Einfach am Ball bleiben und die Power in uns Menschen glauben, OurPower eben.

Die Reihe „Innovationen der Bürgerenergie“ entsteht in Kooperation mit dem Bündnis Bürgerenergie e.V.