23 Nov 2015 Vorsicht, Heck schwenkt aus!
Über die Anlieferung der Rotorblätter
In Ramsthal, einer Gemeinde im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen, entsteht ein Bürgerwindpark. NATURSTROM beschreibt in seinem Projekt-Bautagebuch die Schritte bis zur fertigen Windenergieanlage. Die markantesten Bestandteile einer Windkraftanlage bilden sicherlich die Rotorblätter. Die insgesamt neun 56 Meter langen Giganten bis zu ihrem Bestimmungsort zu bringen, stellt eine logistische Meisterleistung dar.
Auf diesen Moment haben der Projekt- und Bauleiter des BürgerWindparks Ramsthal bereits seit Monaten hingefiebert: die Ankunft der Rotorblätter. Im Herbst 2015 ist es endlich soweit. Langsam und mit größter Präzision wird der erste der neun Spezialtransporter durch die engen und kurvigen Straßen Unterfrankens bugsiert. Jeder von ihnen ist mit einem der rund sieben Tonnen schweren und 56 Meter langen Rotorblätter für den Bürgerwindpark beladen.
Neben den riesigen Bauteilen aus glasfaserverstärktem Kunststoff wirken Häuser, Autos und Zuschauer beinahe wie Spielzeug – ein Anblick, der auch erfahrene Projekt- bzw. Bauleiter wie Christian Gruhlich und Sascha Wehling immer wieder beeindruckt. „Die Anlieferung der Rotorblätter ist für uns ein emotionaler Moment: Schließlich planen wir lange auf diese Momente hin und auch diese großen Bauteile sind detailreich und in gewisser Weise filigran“, erklärt Projektleiter Christian Gruhlich.
Gestartet waren die Schwertransporter bereits einige Tage zuvor in Bremerhaven, denn nur nachts darf die tonnenschwere Last über die Autobahnen transportiert werden. Ab der Ausfahrt Schweinfurt-West der A71 ging es dann entlang von Kronungen und Poppenhausen und schließlich durch Ebenhausen in Richtung des entstehenden BürgerWindparks Ramsthal. Allein auf diesem letzten, rund zwölf Kilometer langen Abschnitt, waren die Schwerlaster bis zu sechs Stunden unterwegs – und das pro Rotorblatt.
Monatelange Planung ging Rotorblatt-Transport voraus
Doch nicht nur der Transport selbst kostet viel Zeit. Bevor es richtig losgehen kann, müssen alle Beteiligten erst einmal prüfen, ob und über welche Straßen die Bauteile zur Baustelle befördert werden können. Schon Monate vor dem eigentlichen Transport wird die Strecke genau geprüft und festgelegt. Geeignete Straßen und Wege müssen zahlreiche Voraussetzungen erfüllen: So müssen die in Frage kommenden Straßen für Schwerlastverkehr geeignet sein und dürfen eine maximale Steigung von 12 Prozent in Fahrtrichtung nicht übersteigen. Bei Schotterwegen darf die Steigung sogar nicht mehr als 7 Prozent betragen. Zudem wird ausreichend Platz benötigt: Sechs mal sechs Meter in der Waagerechten und in der Senkrechten, um genau zu sein. Dieser Bereich muss frei von Hindernissen wie Gebäuden, Bäumen, Schildern oder Laternen sein. Zustimmungen von privaten Eigentümern und verschiedenen Behörden müssen eingeholt werden, damit die Transporte überhaupt stattfinden und notwendige Ausbaumaßnahmen durchgeführt werden können.
„Der Hauptknackpunkt ist immer der Kurvenbereich“, erklärt Sascha Wehling, der als Teamleiter für die Bauausführung des Windparks verantwortlich ist. „Auf den letzten Kilometern, wenn es durch kleine Ortschaften geht, ist das echte Maßarbeit. Gut, dass der Sattelanhänger unabhängig vom Lkw fernsteuerbar ist. So kann der Fahrzeugführer besser rangieren.“ Jeder Schwerlasttransport muss darüber hinaus von der Polizei begleitet werden. Diese holt den Schwerlaster an einem verabredeten Autobahnparkplatz ab und begleitet ihn bis zum Ziel. Während des Transports sind mehrere Polizeieinsatzwagen damit beschäftigt, den vorausfahrenden und rückwertigen Verkehrsraum vorausschauend zu sichern und frei zu halten.
Ankunft der Rotorblätter am BürgerWindpark
Nach Stunden des Rangierens im Schneckentempo sind dann alle drei Rotorblätter unbeschadet an der Baustelle angekommen – sechs weitere folgen in den nächsten beiden Tagen. Nach erfolgreichem Transport warten die Rotorblätter auf Ihre Montage zum sogenannten Rotorstern. Er wird über einen Durchmesser von 112 Metern verfügen und mit einem Spezialkran in die Höhe gezogen.
Wie das Maschinenhaus und der Rotorstern schließlich auf das Windrad gelangen und welche weiteren Schritte nötig sind, damit im Bürgerwindpark Ramsthal saubere Energie erzeugt werden kann, erfahren Sie im nächsten Teil unseres Bautagebuchs.
Selina
Gepostet um 10:55h, 30 JuniJa, man sieht jetzt ja wenn man nachts über die Autobahn fährt immer häufiger diese Spezialtransporte mit Zubehör für Windanlagen. Es tut sich was hier.
Aber 56m lange Rotorblätter sind ja schon auch eine Bank für sich. Das müsste ja auch fast das Maximum dessen sein, was man überhaupt über die Straße transportieren kann, oder?
Miriam Ersch-Arnolds
Gepostet um 12:01h, 06 JuliHallo Selina,
ja, 56 Meter lange Rotorblätter zu transportieren ist in der Tat eine Herausforderung. Es wurden aber meines Wissens auch bereits Rotorblätter mit einer Länge von 88 Metern auf der Straße transportiert.
Viele Grüße, Miriam von NATURSTROM