Ende 2011 ging der Windpark Neudorf in Betrieb. Seitdem produziert er sauberen Strom © NATURSTROM AG

Grüner Strom – alles öko, oder was?

06.02.2025

 – Dominique Czech

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Vom Nischenprodukt zum Massenphänomen: Mittlerweile bietet fast jeder Energiekonzern und jedes Stadtwerk einen eigenen Ökostromtarif an. Doch sind diese Tarife wirklich nachhaltig? Und was macht eigentlich guten Ökostrom aus? Wir verraten es euch!

Wer auf einem großen Vergleichsportal nach einem Ökostromtarif sucht, hat die Qual der Wahl: Denn alleine für den Wohnort Düsseldorf werden mehr als 400 sogenannte Ökostrom- und Klimatarife angezeigt. Was sollte also ein Ökostromtarif leisten, um einen echten Umweltnutzen zu gewährleisten? Die folgenden Fragen helfen dir, sich im Dschungel der Tarife zurechtzufinden:

Wer bekommt mein Geld?

Die meisten Stromanbieter bieten ihren Kund:innen nicht nur grünen, sondern auch konventionellen Strom an. Das trifft nicht nur auf die großen Energiekonzerne zu, sondern auch auf Stadtwerke und Discountanbieter. Manche Versorger haben außerdem Anteile an Kohle- oder Gaskraftwerken und verdienen so auch weiterhin am alten – und vor allem fossilen – Energieerzeugungssystem mit und nehmen die entsprechenden Emissionen in Kauf. Wer das nicht indirekt unterstützen möchte, sollte einen unabhängigen Anbieter wählen, der ausschließlich auf Erneuerbaren Energien setzt.

Einige wenige Anbieter beliefern ihre Kund:innen ausschließlich mit Strom aus regenerativen Quellen – wie zum Beispiel naturstrom. Seit unserer Gründung Ende der 90er Jahre setzen wir auf eine zukunftsfähige und nachhaltige Energieversorgung und sind unabhängig von den (ehemaligen) Atom- und Kohlekonzernen.

Woher kommt mein Strom – und welche Qualität hat er?

An der Steckdose merkt man es nicht, aber: Auch beim Strom gibt es Qualitätsunterschiede. Zwar kommt dieser – rein physikalisch betrachtet – aus dem nächstgelegenen Kraftwerk, dennoch ist es nicht egal, woher die Anbieter ihren Strom beziehen. Versorger, die es mit dem Engagement für die Energiewende nicht so genau nehmen, erwerben lediglich Herkunftsnachweise, die die Erzeugung von Ökostrom irgendwo in Europa bescheinigen. Mit diesen Nachweisen können die Versorger ihren an der Strombörse gekauften fossilen Strom in Ökostrom umetikettieren, also „grün färben“. Dieses Greenwashing ist höchst intransparent und der Umweltnutzen dieser Tarife tendiert gegen null.

Echter Ökostrom bringt den Bau neuer Erneuerbarer-Energien-Anlagen voran. © naturstrom AG

Glaubwürdige Ökostromanbieter beziehen ihren Strom direkt vom Erzeuger, zum Beispiel von Wasserkraftwerken in Österreich oder in der Schweiz. Ökostrom zu hundert Prozent aus Deutschland bieten bislang nur sehr wenige Tarife. Der Grund: Der hierzulande erzeugte Ökostrom wird zum weit überwiegenden Teil über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zu festgelegten Tarifen vergütet, ins Stromnetz eingespeist und anschließend an der Strombörse als sogenannter „Graustrom“ weiterverkauft. naturstrom bildet hier eine Ausnahme und kauft ausschließlich Ökostrom aus Deutschland ein. Wir arbeiten hierfür eng mit den Betreibern von Wind- und Solarparks zusammen.

Bringt der Versorger die Energiewende voran?

Der hauptsächliche Nutzen eines Ökostromtarifs für die Energiewende und den Klimaschutz hängt an der Frage, ob der Strombezug der Kunden Investitionen in neue Öko-Kraftwerke veranlasst. Beispielsweise fließt je Kilowattstunde naturstrom, die Haushaltskunden beziehen, ein Cent (netto) in neue Anlagen und in innovative Energiewende-Projekte.

Unter anderem aufgrund dieser Zubauverpflichtung wird naturstrom bereits seit 1999 mit dem Grüner Strom-Label ausgezeichnet. Das Label gilt als das strengste Ökostrom-Label in Deutschland. Es zertifiziert nur Tarife, bei denen pro Kilowattstunde ein fixer Betrag in die Energiewende fließt. Außerdem schließt es Stromprodukte aus, die auf Graustrom mit Herkunftsnachweisen basieren. Getragen wird es von Umweltverbänden wie BUND und NABU. Daneben hat sich das ok-power-Label etabliert. Dahinter stehen die Verbraucherzentrale NRW und das Öko-Institut Freiburg.

Ökostrom – oft günstiger, als man denkt!

Bei allem Umweltbewusstsein und allem Zuspruch für die Energiewende: Auch der Preis muss stimmen. Umso besser, dass naturstrom mittlerweile günstiger ist als viele örtliche Grundversorgungstarife – ein Wechsel lohnt sich also.

naturstrom smart lässt Kund:innen von niedrigen Börsenstrompreisen profitieren. © naturstrom AG

Noch näher an der Energiewende: naturstrom smart

Eine Besonderheit unter den vielen Ökostrom-Tarifen ist naturstrom smart, unser dynamischer Stromtarif: Er bietet Ökostrom zum Börsenpreis. Anders als herkömmliche Tarife ändert sich hier stündlich der Preisanteil für die Strombeschaffung – in Abhängigkeit von Angebot und Nachfrage an der Strombörse. Das heißt in der Regel: Ist viel Wind- oder Sonnenstrom im Netz, sinkt der Preis – teilweise bis ins Negative. (Steuern und Abgaben machen weiterhin einen großen Teil des Arbeitspreises aus, sodass auch bei negativen Preisen Restkosten bestehen bleiben.)

Wenn man es schafft, einen Großteil seines Stromverbrauchs in Zeiten mit günstigen Börsenstrompreisen zu verschieben, spart man – und hilft der Energiewende. Denn so wird mehr Erneuerbarer Strom direkt genutzt und weniger Anlagen müssen abgeregelt werden. Am einfachsten ist das, wenn man steuerbare Verbraucher besitzt, also Wärmepumpe, Wallbox oder Batteriespeicher. Haushalte ohne solche Großverbraucher haben es etwas schwieriger mit dem Tarif viel zu sparen. Weshalb er vor allem für Eigenheimbesitzer:innen interessant ist.

Für alle, die trotzdem von niedrigen Börsenstrompreisen profitieren wollen, gibt’s noch naturstrom flex. Auch hier ändert sich der Preisanteil für die Strombeschaffung regelmäßig: nämlich einmal im Monat. In Monaten mit viel Wind- und Solarstrom zahlst du so weniger als in sonnen- oder windarmen.

Beide Ökostrom-Tarife sind besonders für Kund:innen interessant, die sich gerne mit ihrem Energieverbrauch auseinandersetzen und noch näher an der Energie(-wende) sein wollen.

  • ist seit April 2018 dabei und schreibt für naturstrom über alles rund um die Energiewende. Jenseits des Büros bewegen sie die Themen Ernährung, Konsum und Mobilität – aber bitte in nachhaltig.

  • unterstützt seit Juni 2022 das Presseteam bei naturstrom. Zuvor arbeitete er im Veranstaltungsmanagement der Verbraucherzentrale NRW und beschäftigte sich dort mit den Themen Energie und Energieberatung.

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