Wenig Müll für mehr Glück – wasteless_hero Anke

Mit ihrem Instagram-Account wasteless_hero inspiriert Anke Schmidt seit 2014 Menschen zu mehr Nachhaltigkeit im Alltag. Seit 2019 bietet sie zudem im gleichnamigen Onlineshop klimafreundliche Produkte für Bad, Küche und Co. an. Mit uns sprach sie über ihre Entwicklung von der Panama-Touristin zur „Sinnfluencerin“.

Alles begann auf einem Flug von Köln nach Panama – und einer Zeitschrift, die Anke Schmidt in die Hände fällt. Ein Artikel über eine Familie, die weitestgehend auf Plastik verzichtet, regt sie zum Nachdenken an. „Am Anfang hatte ich zugegebenermaßen wenig Verständnis und habe mich gefragt, warum man diesen Aufwand auf sich nimmt. Am Ende des Artikels habe ich ihre Motivation nicht nur verstanden, sondern sogar geteilt. Ich weiß noch, wie ich da saß und dachte: Ja klar, das macht Sinn.“

Das war 2013 und Anke auf der Suche nach einem Thema, mit dem sie sich selbstständig machen wollte. „Aber irgendwie sinnvoll sollte es schon sein“, wirft sie lachend ein. Die Zeitschrift im Flugzeug erscheint ihr wie ein Wink des Schicksals. Das Thema Nachhaltigkeit ist damals noch nicht so allgegenwärtig wie heute – logisch, schließlich wird noch fünf Jahre dauern, bis Fridays for Future auch in Deutschland auf die Straße geht und mehr Aufmerksamkeit auf die Themen Klimaschutz und Energiewende lenkt.

Und auch das deutsche Internet ist bei weitem noch nicht so voll mit Tipps und Tricks für ein nachhaltiges Leben. „Damals gab es Anleitungen zum Selbermachen von Reinigungsmitteln und Kosmetik nur auf Englisch. Und auch die nötigen Zutaten wie beispielsweise Tenside konnte man quasi nirgends kaufen.“

Von Müll zu Minimalismus

Als sie ihrem Umfeld von ihren nachhaltigen Plänen erzählt, erntet Anke zunächst schiefe Blicke. „Dabei ging es mir ja gar nicht darum, plastikfrei zu leben. Das ist wirklich unmöglich. Aber beim Thema Müllfrei sieht das schon wieder ganz anders aus.“ Auch das Thema Minimalismus interessiert Anke zunehmend. Gemeinsam mit ihrem Mann beginnen sie, die gemeinsame Wohnung auf den Prüfstand zu stellen: Was brauchen sie wirklich so regelmäßig, dass sie es zu Hause brauchen? „Wir waren selber total überrascht davon, wie viel wir aussortieren konnten“, so Anke. „Wir vermissen eigentlich gar nichts, wir sind eher froh, diese mentale Last los zu sein.“ Auch über die Ordnung, die Anke so gewonnen hat, freut sie sich. Wenn sich doch mal wieder etwas mehr Zeug ansammelt, sortiert Anke eben wieder aus. „Zwei Teile pro Woche“ lautet dann ihre Regel.

© Anke Schmidt/Wasteless Hero

Nicht nur auf ihren eigenen Alltag hat Ankes Entschluss für mehr Nachhaltigkeit Einfluss, sondern auch auf ihr Umfeld. „Meine Mutter hat mittlerweile tatsächlich auch angefangen festes Shampoo zu nutzen und eine Freundin begleitet mich regelmäßig auf den Wochenmarkt und schätzt da besonders die zwischenmenschliche Interaktionen mit den Verkäufer:innen – und die Tatsache, dass es keine Süßigkeiten an der Kasse gibt“, lacht Anke.

Auch vor dem Thema Ernährung macht der neue Lebensstil keinen Halt: Heute ernähren sich Anke und ihr Mann größtenteils vegan – der Tiere, Umwelt und der eigenen Gesundheit zu Liebe. Über all diese Entwicklungen berichtet Anke auf ihrem Instagram-Account. „wasteless_hero“ folgen immer mehr Menschen, die Anke inspiriert – zum Nachdenken oder sogar direkt zum Handeln.

Müllfrei mit Kindern? Schwierig

Bis 2017 ziehen Anke und ihr Mann das Less-Waste-Leben, so gut es geht, durch und schaffen in der Zeit sogar zwei komplett müllfreie Monate. Dann kommt Kind Nummer eins und mit ihm, na klar: Müll. Aber nicht nur Windeln, Feuchttücher und Co. füllen Leben und Wohnung der jungen Familie: „Unsere Kinder bekommen immer wieder Plastikspielzeug geschenkt. Das ist da nun einmal so“, weiß Anke. „Ich persönlich schenke Kindern im Freundeskreis in der Regel erst so ab 4 Jahren etwas – vorher haben sie meist schon genug Spielzeug und kriegen das ja auch gar nicht mit, wer ihnen was schenkt.“ Danach setzt Anke gemäß ihrer Less-Waste-Devise auf Zeit statt Zeug. „Meine Kinder freuen sich eigentlich viel mehr über gemeinsame Erlebnisse, zum Beispiel ein Besuch im Tierpark oder so was. Deshalb sag ich immer: Wenn ihr Bock habt, dann macht was mit ihnen.“

Lastenrad statt Neuwagen

Minimalistisch, plastikarm, viel vegan – Anke und ihre Familie machen mit Blick auf das Klima schon eine Menge richtig. Auch in Sachen Mobilität. Zwar nennen Anke und ihr Mann ein 16 Jahre altes Auto ihr eigen – aber wirklich zum Einsatz kommt das nur selten. „Als ich mit unserem ersten Sohn schwanger war, fragten plötzlich alle, wann wir uns ein neues Auto kaufen. Plötzlich waren alle von dem Thema Fünftürer besessen, das fand ich schon echt witzig“, erinnert sich Anke. Für ihre täglichen Wege – zur Arbeit, Kita oder zum Einkaufen, setzen sie und ihr Mann stattdessen aufs elektrische Lastenrad. Da das mit Anschaffungskosten von 1.500 bis 8.000 Euro alles andere als günstig ist, haben sie zunächst getestet, ob das Gefährt überhaupt in ihren Alltag passt. Geholfen hat ihnen dabei Donk-EE, das Kölner E-Lastenrad-Sharing von Green Moves, einer auf nachhaltige Mobilität spezialisierte Tochter des Öko-Energieversorgers naturstrom.

„Das konnten wir damals immer ausleihen, wenn wir es gerade brauchten und so auf Herz und Nieren testen, ob ein Lastenrad wirklich eine sinnvolle Anschaffung für uns als Familie ist.“ War es. Heute freut sich nicht nur Anke über das praktische Gefährt, das immer weniger zum Exoten auf Kölns Straßen wird, sondern auch ihre Kinder, die die Fahrt zur Kita dank Regenverdeck nicht nur bei gutem Wetter genießen.

Der Wasteless Hero Onlineshop

© Anke Schmidt/Wasteless Hero

Als Anke 2019 schwanger mit Kind Nummer 2 ist, kommt ihr eine Idee: Sie gründet einen Onlineshop für nachhaltige Alternativen. Um es all jenen, die sich ebenfalls für Nachhaltigkeit interessieren, einfacher zu machen, als sie es noch einige Jahre zuvor hatte. Hier bietet sie neben Zubehör wie abbaubaren Schwämmen, Rasierhobeln und vielem mehr auch die Zutaten an, die sie 2022 vermisste. In der Kategorie „DIY“ (kurz für Do It Yourself – Mach’s selbst) findet sich sowohl Natron (extra Fein, zum Beispiel für selbstgemachtes Deo), Zitronensäure (perfekt zum Entkalken) und Tenside (essenziell für festes Shampoo) bis hin zu Carnaubawachs (u. a. für Lippenstift).

Leicht macht Anke es sich dabei nicht. Beispiel Zahnseide: „Im herkömmlichen Handel gibt’s die eigentlich kaum in vegan – im Gegensatz zu der, die Anke nun anbietet. Die ist nicht nur frei von tierischen Inhaltsstoffen (meistens ist Bienenwachs „das Problem“), sondern  auch weitestgehend unverpackt und plastikarm.

Ein Leben ohne Plastik ist so gut wie unmöglich. Das weiß auch Anke mittlerweile. Dennoch versucht sie mit ihrem Onlineshop, ihrem Instagram-Account und ihrem verschiedenen digitalen Rezeptbüchern, die sie geschrieben hat, so gut es geht Inspiration zu bieten, um ein möglichst plastikfreies Leben zu führen. Denn das, weiß Anke heute ganz sicher, ist vielleicht etwas aufwendiger – aber lohnt sich allemal.

Dominique Czech
dominique.czech@naturstrom.de

ist seit April 2018 dabei und schreibt für naturstrom über alles rund um die Energiewende. Jenseits des Büros bewegen sie die Themen Ernährung, Konsum und Mobilität – aber bitte in nachhaltig.

1 Kommentar
  • Bennet
    Gepostet um 10:32h, 14 Dezember Antworten

    Ein inspirierender Artikel! Der Verzicht auf Plastik kann schwer sein, jedoch gibt es immer mehr umweltfreundlichere Alternativen. Beim Einkaufen von Lebensmitteln verzichte ich au Plastiktüten und wähle in der Drogerie nachhaltige feste Shampoos, welche verpackungsfrei sind. Somit kann ich schon viel Plastik reduzieren und müllfreier leben.

    Liebe Grüße
    Bennet

Post A Comment