Das Hochbeet ist fertig: Es wurde gebaut, wurde befüllt und auch bepflanzt,

Mein erstes Mal … ein Hochbeet selbst bauen, befüllen und bepflanzen

Upcycling und Gärtner-Projekt in einem: Ein Hochbeet scheint mir das perfekte Frühsommerprojekt. Die analoge und digitale Welt greifen dabei ideal ineinander: Online kann ich mich einlesen und mich von YouTube-Videos inspirieren lassen, umgesetzt wird dann aber in der realen Welt. Stück für Stück komme ich meinem individuellen Beet näher – welches nicht nur perfekt auf meinen Balkon passt und endlich Platz für Tomaten, Rankpflanzen und Kräuter bietet, sondern  nebenbei auch noch schön aussieht.

Es ist eine dieser Ideen, die ich habe, während ich die nächste große Putzaktion prokrastiniere. Mein Blick schweift durch die Wohnung – mal wieder etwas umstellen? Couch und Tisch tauschen? – und bleibt schließlich am Balkon hängen. Ich sehe die Wände an, die ich mal frisch streichen könnte (kommt auf die Liste, eilt aber auch nicht), den Tisch, den ich letztes Jahr neu lackiert habe. Und dann hängt da noch eine Palette, die mal ein vertikales Beet werden sollte. Und eigentlich auch immer noch werden soll. Die gegenüberliegende Ecke lässt mich noch nachdenklicher werden: Auf der Holzkiste, die das Sandspielzeug meiner Tochter mehr oder weniger dekorativ verdeckt, stehen zwei Blumentöpfe. Der Platz ließe sich besser nutzen – am besten natürlich, wenn sich jeder Zentimeter ausnutzen lässt. Hochbeet, denke ich. Und fange an zu recherchieren.

Vorteile gegenüber einem herkömmlichen Beet gibt es einige, die die mich am meisten motiviert haben, sind folgende:

    Vorteile eines Hochbeetes
  • rückenschonend und bequem gärtnern
  • Wärme und Nährstoffe dank verrottendem Gartenmaterial oder Kompost im Innern des Hochbeetes
  • Pflanzen können tief wurzeln
  • die Außenwände bieten auch einen Schutz gegen Schnecken
  • effizient und individualisiert den Platz auf dem Balkon ausnutzen
  • versiegelte Flächen so für Urban Gardening nutzbar machen

Wir haben alle unsere eigenen Vorstellungen von einem Hochbeet (wenn wir eine haben) – das weiß ich spätestens seit meinem Besuch im Gartencenter. Für den Fachverkäufer ist mein Projekt nämlich eher ein „hoher Pflanzkasten“. Ich bin da anderer Meinung. Und das Schöne ist, dass jede und jeder selbst bestimmen kann, was er oder sie Hochbeet nennt und wie er oder sie es bauen möchte. Meins soll 30 x 101 cm umfassen, möglichst 30 cm tief sein und weder über meinen Balkon vorne hinausragen noch auf Schienbeinhöhe bereits aufhören. Wichtig ist allgemein, dass die Einfassung möglichst stabil ist. Das gelingt zum Beispiel mit Holz, Stahlblech oder auch Betonsteinen gut.

So wird das Hochbeet zum Upcycling-Projekt

Meine Wahl fällt schnell auf Holz – weil ich es mag und weil ich so Restholz verwenden kann. Für die Finalisierung meines vertikalen Palettenbeetes ebenso wie für das komplett neue Hochbeet. Neben Pfosten benötige ich Seitenwände, Latten für den Boden und einige Schrauben, um alles zusammenzuhalten. Bis auf letztere finde ich alles im Gartenhaus meiner Eltern. Mein Papa möchte sogar darüber hinaus noch helfen, mit seinen Werkzeugen sowie der eigenen Bau-Erfahrung.

Als ich mit dem Geodreieck das Ganze einmal aufgemalt und mich vage an längst vergangene Mathestunden erinnert habe, geht es ans Sägen, Schleifen und schließlich Grundieren sowie Lasieren. Wichtig ist, dass das Material bearbeitet wird, sodass es danach witterungsbeständig ist. Nach dem Schleifen lässt sich übrigens gut mit umweltfreundlichen Lasuren arbeiten. Das kostet neben den notwendigen Utensilien auch Geduld. Umso schöner ist es dann, die einzelnen Teile zusammenzufügen. Für den Boden entscheide ich mich für 12 kurze Kanthölzer, die jeweils mit rund 3 Zentimeter Abstand zueinander verschraubt werden. So bleibt Platz zum Abfließen von Nässe – und auch von unten Luft zum Atmen. Damit die Erde da bleibt, wo ich sie haben möchte und die Pflanzen sie brauchen, spanne ich Pflanzenfließ über den Hölzern. An die Innenwände tackere ich eine verstärkte Folie, die sich noch im Keller gefunden hat. Dann zieht das Hochbeet auf den Balkon – und passt!

Auf die richtigen Schichten kommt es an

Als Nächstes möchte ich es füllen. Online finden sich allerlei Schaubilder, die (von unten nach oben) Hackschnitzel, groben sowie feinen Gartenabfall, eine Kompost- und eine Pflanzschicht zeigen. Dabei kommt es auf den Standort sowie die Größe des Hochbeetes an. Muss es vor Eindringlingen geschützt werden? Reicht die Abdichtung für den Standort aus?

So kann ein Hochbeet gefüllt werden: Schicht für Schicht

Die Schichten eines Hochbeetes. Quelle: NATURSTROM

Nach der Beratung im Gartencenter entscheide ich mich für ein zweischichtiges System aus Kompost und Pflanzerde. Schon bei den jeweils 40-Liter-Säcken Erde und Kompost bin ich froh, dass das Beet nicht noch tiefer geworden ist – Muskelkater habe ich nach dem Tragen in den zweiten Stock (Altbau) auch so schon.

Schließlich: die Bepflanzung des Hochbeetes. Für die einen der krönende Abschluss, für mich mit meinem nicht mal hellgrünen Daumen definitiv die Königsdisziplin. Welche Pflanzen sind geeignet – für den Standort und zu dieser Jahreszeit? Was würde sich miteinander vertragen? Und wie ist das mit der Fruchtfolge? Ich brauchte definitiv Experten-Beratung.

Das kleine 1 x 1 der richtigen Bepflanzung

Wärmeliebende Pflanzen mit einem auf den Boden bezogenen hohen Nährstoffbedarf scheinen allgemein eine gute Idee zu sein. Starten lässt sich mit der Bepflanzung übrigens bereits Ende März – im ersten Jahr mit Starkzehrern wie Paprika, Zucchini, Kohl, Kürbis, Tomaten, Auberginen, Gurken oder auch Lauch. Diese Pflanzen brauchen viele Nährstoffe zum Wachsen, die sie in dem Kompost-Erde-Schichtsystems finden. Für den Start im Juni eignen sich besonders:

  • Mangold
  • Stangenbohnen
  • Buschbohnen
  • Zucchini
  • Rote Beete

 

Viele Gemüsearten gedeihen auf dem Balkon wohl ebenso gut wie im Garten. „Entscheidend fürs Gelingen der Balkonkultur ist die Auswahl der richtigen Gefäßgrößen. Will man etwa Wurzelgemüse wie Möhren anbauen, muss das Gefäß sehr tief sein, damit die Wuzeln nach unten hin viel Platz haben. Bei Starkzehrern wie Gurken und Tomaten zum Beispiel kann der Topf gar nicht groß genug sein. Wirklich ertragreich sind Tomaten erst in Gefäßen ab 60 Liter/Pflanze. Salate und Radieschen hingegen kommen auch gut mit relativ schmalen, flachen Gefäßen wie einem Balkonkasten klar“, weiß Ulrike Stark aus der Hausgartenberatung der Bingenheimer Saatgut AG. Wer nicht jedes Jahr neues Saatgut erwerben möchte oder einfach Wert auf ökologisches Gärtnern legt, findet früher oder später den Weg zu dem Unternehmen. Bingenheimer Saatgut bietet nachbaufähige, samenfeste Sorten – oft hängen kleine Päckchen im Bioladen und können gleich mitgenommen werden. Online bestellen ist ebenfalls möglich. Das Unternehmen aus dem hessischen Wetteraukreis ist umfassend auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Den Ökostrom bezieht es deshalb von NATURSTROM.

Ulrike erklärt mir neben der Auswahl des Saatguts auch noch, welche häufigen Fehler ich am besten von Anfang an vermeide:

  • zu kleine Pflanzgefäße
  • zu heiß und windexponiert
  • zu wenig Wasser
  • begrenzte Traglast auf dem Balkon

Ab jetzt heißt es warten – und gießen

Für das Vermeiden der Fehler gibt es leider keine Faustformeln. Jede Pflanze ist anders – wie viel Wasser sie braucht, hängt außerdem mit der Größe des Gefäßes und dem Standort zusammen. Wer genau weiß, was er anpflanzen möchte und seine Möglichkeiten (Balkon? Garten? Urban-Gardening-Projekt?) kennt, kann sich am besten auf die Suche machen.

Mein Beet scheint (bisher) sehr sicher auf seinen vier Pfosten zu stehen. Auch die Folie hält noch. Gepflanzt habe ich jetzt erstmal Tomaten, Karotten, Bohnen und Radieschen. Ein paar Kräuter haben ebenfalls ihr neues Zuhause im Hochbeet gefunden. Bisher vertragen sie sich – und machen so Hoffnung auf noch mehr Nachhaltigkeit im Alltagsleben. Die Radieschen kann ich – wenn nichts schief geht – schon in vier bis sechs Wochen ernten.

Finja Seroka
seroka@naturstrom.de

arbeitete bis 2021 bei NATURSTROM. Begeistert sich beruflich und auch privat für nachhaltige Themen. Zuvor hat sie u. a. als Journalistin für Handelsblatt Online und die Funke Mediengruppe gearbeitet.

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