Heizen mit Holzabfällen

NATURSTROM-Kollegin Sabrina Docter war ihrer Zeit voraus. Als sie sich 2017 für eine Pelletheizung entscheidet, wird sie von ihren Nachbar:innen noch belächelt. Heute, fünf Jahre später, inmitten einer weltweiten Energiepreiskrise, freut sie sich nicht nur über vergleichsweise niedrige Heizkosten und die Unabhängigkeit von Energieimporten, sondern auch darüber, einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Wie wollen wir nächsten Winter heizen? Diese Frage stellen sich gerade viele Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer. Schließlich ist nach der Heizperiode vor der Heizperiode und damit das nun beginnende Sommerhalbjahr genau der richtige Zeitpunkt, um auf eine nachhaltigere und günstigere Wärmeversorgung umzusteigen. NATURSTROM-Kollegin Sabrina Docter hat das vor fünf Jahren getan. Als sie das dreigeschossige Haus ihrer Großeltern, Baujahr 1930 (Haus, nicht Großeltern), erbt, investiert sie in eine neue Heizung. Nach reiflicher Überlegung und der Abwägung verschiedener moderner Heizalternativen entscheidet sie sich für eine Pelletheizung.

„Dass es etwas Nachhaltiges sein soll, stand von Anfang an fest. Heizen mit hundertprozentigem Biogas wäre aber bei 235 qm Wohnfläche einfach zu teuer gewesen. Leider kam auch Geothermie nicht in Frage, da wir wirklich tief bohren hätten müssen, um die Erdwärme effizient und effektiv zu nutzen“, erzählt Sabrina. Ihr Stiefvater, damals Mitarbeiter beim Pelletheizungsspezialisten ÖkoFEN, schlägt daraufhin eine Wärmeversorgung mittels Holz vor. Mit Anschaffungskosten von 36.000 bis 40.000 Euro ist eine Pelletheizung zwar deutlich teurer als eine Gasheizung, wird aber auch ordentlich bezuschusst und amortisiert sich nach acht bis zehn Jahren.

Im November 2017 beginnen die Umbaumaßnahmen, im Mai 2018 nimmt sie ihre Pelletheizung in Betrieb. Die befindet sich in Sabrinas Keller und besteht aus einem Heizkessel mit 16 Kilowatt (kW) Leistung sowie einem 600 Liter fassenden Pufferspeicher, der auch dann Warmwasser bereitstellt, wenn die Pelletheizung einmal nicht läuft. Ein weiterer Kellerraum dient Sabrina als Lagertank der Pellets. Das darin untergebrachte Pelletslager verfügt über ein Zugangsrohr zur Straße hin und wird einmal pro Jahr mittels Druckluft mit neuen Pellets befüllt. „Das dauert bei fünf Tonnen ca. 25 Minuten, dann ist der Tank auch komplett voll.“ Bis zu zweimal pro Tag saugt die Heizung eine Ladung Pellets in den internen Vorratsbehälter, die dann in kleinen Portionen im Brennraum der Anlage verfeuert werden. All das passiert ganz automatisch und ist natürlich gut abgesichert. „Wenn wir nicht heizen, brennt’s auch nicht.“

Von außen deutet nur die Solarthermie-Anlage auf dem Dach auf die klimafreundliche Wärmeversorgung innen hin.

Im November 2018 folgt noch eine Solarthermieanlage, die pro Jahr 3.000 bis 3.500 kWh Energie erzeugt und den Bewohner:innen vor allem in den Sommermonaten das komplette Warmwasser zur Verfügung stellt.

Da der Strom, den die Pelletsheizung zum Betrieb nutzt, dank naturstrom aus 100 Prozent Erneuerbaren Energien kommt, ist Sabrinas Wärmeversorgung rundum nachhaltig. „Klar wird bei der Verbrennung von Holz CO2 freigesetzt – aber eben deutlich jüngeres als bei Kohle, Erdgas und Co, das vor Abermillionen Jahren gebunden wurde. Das CO2 aus dem verwendeten Holz haben die Bäume dagegen erst kurz zuvor gebunden – quasi ein Nullsummenspiel“, erklärt Sabrina.

Ihr umfangreiches Wissen rund um Erneuerbare Energien und die Energiewirtschaft in Deutschland gibt Sabrina bei NATURSTROM, Deutschlands größtem unabhängigen Ökostrom-Anbieter, in Schulungen an Kolleginnen und Kollegen weiter. Auch zu Hause ist Sabrina die Energieexpertin – aber ihr Mann holt auf. „Als wir uns die Pelletheizung angeschafft haben, hatte er noch nicht so viel Ahnung. Seitdem war er aber bei der Inbetriebnahme und bei drei der vier Wartungen dabei und hat sich viel erklären lassen. Mittlerweile kennt er die Tricks und Kniffe unserer Heizung mindestens genau so gut wie ich“, lacht Sabrina.

Von außen recht unscheinbar: der Pelletsheizkessel.

Die Pelletheizung ist ohnehin alles andere als wartungsintensiv. Einmal pro Jahr kommt der Heizungsbauer und überprüft Heizkessel und Co., zweimal jährlich reinigt der Schornsteinfeger den Schornstein vom Ruß. „An der Pelletsheizung war noch nie etwas kaputt. Allerdings bekommen wir ab und zu Fehlermeldungen, weil bspw. der Kessel sich beim Pellets-saugen „verschluckt“. Dies kann aber meistens über eine Fernwartung korrigiert werden.“ Möglich ist das, weil Sabrinas Heizung online ist und so Fehlermeldung nicht nur lokal angezeigt werden, sondern auch an Sabrina, ihren Mann, sowie Techniker:innen des Installateurs geschickt werden, die das Problem häufig bequem aus der Ferne beseitigen können.

Besonders wichtig ist Sabrina, dass das Holz, das in der Pelletheizung zum Einsatz kommt, ein Nebenprodukt lokaler Holzfabriken ist. „Pellets sind reine Abfallprodukte, für die kein Baum extra gefällt wird. Stattdessen ermöglichen sie die fast vollständige Resteverwertung eines für die Holzproduktion gefällten Baums, denn zum Einsatz kommen Sägenebenprodukte, Industrieholz und Waldrestholz, bspw. aus Sturmschäden.“, berichtet Sabrina. Je nach Außentemperaturen benötigt sie pro Heizsaison fünf bis sechs Tonnen Pellets. „Solange die Holzproduktion läuft, bekommst du ohne Probleme an Pellets, denn bei jedem Holzschnitt entstehen Holzstäube und -splitter, die dann zu Pellets weiterverarbeitet werden können.“ Vor der Pandemie hat sie ca. 240 Euro pro Tonne gezahlt, zuletzt waren es eher 390 Euro.

Holz ist nicht gleich Holz – auch bei Pellets gibt es Qualitätsunterschiede. „Bei denen, die wir kaufen, bleibt nach dem Verfeuern wenig Asche übrig. Je weniger überbleibt, desto besser.“ Dennoch: Etwa 25 Kilo Asche produziert die Pelletsheizung. Und die schmeißt Sabrina natürlich nicht einfach in den Müll – sondern aufs Blumenbeet. „Selbst in der Asche steckt noch wertvolle Energie, die wir unter unsere Blumenerde mischen. Das ist ein sehr guter Dünger.“

Der Pelletstank wird einmal pro Jahr aufgefüllt.

Mittlerweile heizen Sabrina und ihre Familie seit vier Jahren mit Holz – und freuen sich jede Heizperiode aufs Neue über ihre nachhaltige Wärmeversorgung sowie deren besonderen Geruch. „Wenn der Pelletkessel an ist, riechst du das sofort. Das duftet einfach immer nach Holzofen, wie in einer Räucherei – bloß ohne das Räuchern. Einfach weihnachtlich, das liebe ich sehr“, schwärmt Sabrina. Und auch die Nachbar:innen, die anfangs eher skeptisch gegenüber der ungewohnten und unbekannten Heiztechnik waren, sind mittlerweile überzeugt. Die (noch) nicht allzu häufig anzutreffende Wärmeversorgung der NATURSTROM-Mitarbeiterin ist immer wieder Thema bei Gesprächen über den Gartenzaun. „Viele loben uns für unsere damals weitsichtige Entscheidung und beißen sich heute angesichts hoher Gaspreise in den Hintern“, verrät Sabrina.

Eine klimafreundliche Wärmeversorgung ist allerdings nur die halbe Miete. Das weiß auch Sabrina. Deshalb haben sie und ihr Mann bei der Sanierung auch auf eine gute Dämmung geachtet, damit die aufwendig produzierte Wärme auch da bleibt, wo sie benötigt wird: in den Innenräumen. „Da hatten wir großes Glück, denn dank 50 cm Mauerdicke mussten wir hier nicht mehr viel tun, außer die Spitzböden vom Dach zu dämmen und wärmedämmende Spanndecken einzuziehen. Ebenfalls haben wir Fenster und Türen ersetzt oder abgedichtet. Und natürlich haben wir im Rahmen der Verrohrung auch darauf geachtet, alles gut zu dämmen, damit wir an freilegenden Rohren keinen Wärmeverlust haben.“

Mit der Kombination aus guter Dämmung und einer nachhaltigen Wärmeversorgung ist Sabrinas Familie optimal auf die nächste Heizperiode vorbereitet – und alle, die noch folgen.

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Dominique Czech
dominique.czech@naturstrom.de

ist seit April 2018 dabei und schreibt für naturstrom über alles rund um die Energiewende. Jenseits des Büros bewegen sie die Themen Ernährung, Konsum und Mobilität – aber bitte in nachhaltig.

4 Kommentare
  • Paul Gerhard
    Gepostet um 18:04h, 04 April Antworten

    Hallo, über diesen „begeisterten“ Artikel zur Holzpelletheizung bin ich doch schon sehr verwundert. Holz ist zwar ein „nachwachsender“ Rohstoff, aber er bindet nur dann CO2, wenn es nicht „gleich“ wieder verfeuert wird. Und wie lange werden wir wohl noch Holzabfälle haben? Die Wälder sterben und bis die Nachforstung Erträge bringt, vergehen Jahrzehnte. Aus heutiger Sicht ist das kein nachhaltiges Beispiel mehr. Da erwarte ich bitte mehr Kompetenz bei Naturstrom. Nachwachsend ist doch heute nicht mehr nachhaltig. Wir müssen doch über jede Tonne gebundenes CO2 froh sein.

    • Sven Kirrmann
      Gepostet um 16:36h, 05 April

      Hallo Paul,
      danke für dein Feedback, auch und gerade wegen der enthaltenen Kritik. Wir stimmen dir vollkommen zu, dass die energetische Nutzung nachwachsender Rohstoffe nicht per se nachhaltig ist Und dass wir über jede Tonne in Holz oder anderem Pflanzenmaterial gebundenes CO2 froh sein sollten, sehen wir auch so. Dennoch können Pellets im Einzelfall aus unserer Sicht durchaus eine sinnvolle Lösung sein, um eine fossile Wärmetechnik zu ersetzen. Wie beschrieben, hat sich unsere Kollegin vorab bewusst mit anderen Alternativen auseinandergesetzt, die aber leider nicht möglich waren; zudem achtet sie darauf, dass die Pellets aus Reststoffen kommen und sie reduziert den Holzverbrauch durch die zusätzliche Solarthermieanlage auf ein Minimum. Als flächendeckende Wärmewende-Lösung oder gar als Ersatz für Kohle in Großkraftwerken sehen wir Holzenergie allerdings keinesfalls.
      Im Unternehmen setzen wir in unseren aktuellen Wärmeprojekten dagegen voll auf Wärmepumpen, die per Wärmenetz verbunden sind und damit möglichst effizient arbeiten können – entweder als dezentrale Lösung mit einzelnen Geräten in den verschiedenen Gebäuden oder als zentrale Einspeiser wie hier in unserem neuesten Quartiersvorhaben.
      Die Unterscheidung zwischen dem privaten Erfahrungsbericht von Sabrina und dem Unternehmenskurs und die Limitationen von Holzenergie hätten wir aber klarer deutlich machen müssen. Dafür können wir uns nur entschuldigen und hoffen, diese Aspekte mit diesem Kommentar besser verdeutlicht zu haben.
      Viele Grüße
      Sven von NATURSTROM

  • Heike Towae
    Gepostet um 13:53h, 10 April Antworten

    Seid ihr sicher, dass es sich um Holzabfälle handelt?
    Generell ist heizen mit Holz nicht optimal, aber in Hinsicht „Holzabfälle“:
    https://www.zeit.de/green/2022-04/heizen-holz-gas-waelder-europa-subvention/komplettansicht

  • FranzHeinerle
    Gepostet um 09:18h, 23 Juni Antworten

    Ich finde das Projekt wirklich grossartig. Jede Heizungsinstallation mit einer modernen oder nachhaltigen Funktionsweise hilft bei der Energiewende. Und jeder hat persönlich auch was davon. Wie der Kommentar vorher zwar richtig andeutet gibt es wenige Massnahmen, die völlig emissionsfrei sind. Aber es gibt Unterschiede zwischen Holz und Öl.

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