Heizung optimieren: Selbst anpacken und Gas sparen

Gas sparen ist das Gebot der Stunde und für viele Verbraucher:innen angesichts steigender Energiepreise unverzichtbar. Schnell weg vom Gas – zum Beispiel durch eine neue Heizung – können nur die wenigsten, sodass es praxisnahe und effektive Spartipps braucht. Das dachte sich auch naturstrom-Kundin Rita Hockerts und berichtet, wie sie ihre Heizung eigenhändig optimierte und so ordentlich spart.

Wie viele andere auch beschäftigt sich Rita schon im Frühjahr und Sommer dieses Jahres intensiv mit den Themen Energie und Gas sparen. Die 56-jährige Sozialbetreuerin liest viel zu verschiedenen Sparmöglichkeiten, informiert sich online und bespricht mit ihren Nachbarn, wie man den Gasverbrauch ihrer Häuser optimieren könne, um die kommenden Kostensteigerungen abzuschwächen. Der Tipp, Energie nur dann zu verbrauchen, wenn sie auch wirklich benötigt wird, bleibt ihr – so trivial er auch klingt – besonders in Erinnerung. Aber was bedeutet er für sie? Was kann sie an ihrem Nutzungsverhalten ändern? Kann sie überhaupt etwas an ihrer Heizung umstellen? All diese Fragen bewegen die Bonnerin dazu, sich einmal ausführlicher mit ihrer Gasheizung zu beschäftigen. Fünf zentrale Tipps bringen auf den Punkt, was sie herausgefunden hat:

1. Tipp: Die eigene Heizung kennen

Inspiriert durch den Klima-Podcast der Energieökonomin Claudia Kemfert und ähnliche Info-Angebote macht sich Rita auf den Weg, herauszufinden, wie ihre Heizung denn nun funktioniert – und zwar jenseits des Thermostats.

Der Aufruf die Heizung vor der Winterperiode zu optimieren, klingelt in ihren Ohren. Was soll das heißen? Schließlich lässt sie ihre Heizung doch regelmäßig warten. Da ist doch davon auszugehen, dass der Monteur sie auch optimal einstellen würde, oder etwa nicht? Tatsächlich wird bei Wartungsterminen meist nur geschaut, ob die Heizung ordentlich verbrennt und ordnungsgemäß läuft. Ob sie dabei auch optimal und effizient eingestellt ist, wird nur selten untersucht. Wenn man es also nicht bei Monteur oder Monteurin einfordert, muss man sich wie Rita selbst mit der eigenen Heizung auseinandersetzen.

„Die Betriebsanleitung hat mir da weniger geholfen, aber ich habe tatsächlich ein nettes YouTube-Video gefunden, in dem jemand meine Heizung erklärt und vormacht, was zu tun ist“, erzählt sie. „Ich war total baff, dass ich pro Tag je drei Zeiträume einrichten kann.“

Sich wie Rita einmal genauer mit der eigenen Heizung auseinanderzusetzen, hat viele Vorteile. Nachdem sie sich einmal reingefuchst hat, weiß Rita nun, wie viel sie eigenständig ändern kann. Viele Verbraucher:innen beschäftigen sich bislang eher selten (bis nie) mit ihren Heizungen – meist nur, wenn diese unerwartet kaputt gehen oder gewartet werden müssen. Tatsächlich sind Heizungen jedoch eine der Stellschrauben, um schnell viel Energie und Geld zu sparen. Zwar können nicht alle gleich viel verändern, doch Eigenheimbesitzer:innen und Mieter:innen mit Etagenheizung haben in den meisten Fällen Zugang zu ihren Heizungen und sollten sich entsprechend mit ihnen vertraut machen, um ihren Handlungsspielraum einzuschätzen zu können.

2. Tipp: Die Einstellungen ans eigene Nutzungsverhalten anpassen

Seit Rita weiß, welche Möglichkeiten selbst ihre fast 20 Jahre alte Therme mit dem angeschlossenen Pufferspeicher für Wasser bietet, hinterfragt sie ganz genau, wann sie die Heizung oder warmes Wasser überhaupt benötigt. Über den Sommer hat Rita, wie andere Verbraucher:innen, die Heizung auch schon die letzten Jahre immer ausgeschaltet, nicht jedoch die Warmwasserbereitung – angenehmes morgendliches Duschen sollte ja weiterhin möglich sein. Aber auch da hat sie eine Idee: „Ich habe mit 200 Liter einen ziemlich großen Wasserspeicher, der schon damals gut isoliert wurde und die Wärme lange hält. Und ich denke mir, wenn ich nur meine 30 Liter beim Duschen verbrauche, dann muss der Wasserspeicher direkt wieder auffüllen und wieder auf 60 Grad aufheizen. Das muss ja nicht sein.“ Sie macht sich also an ihre Heizungseinstellung und kürzt die Zeiten, in denen das Nutzwasser erhitzt werden soll. Das bedeutet natürlich ein wenig Ausprobieren, bis sie die richtige Einstellung findet. „Einen Versuch habe ich am Donnerstagmorgen abgebrochen, da war es nicht mehr schön – da hatte ich am Montag das letzte Mal aufgeheizt“, lacht Rita. „Aber jetzt habe ich meinen Rhythmus gefunden.“ Tatsächlich lässt sie ihr Heißwasser heute nur noch dreimal die Woche, am Montag, Mittwoch und Freitag, je für eine Stunde aufheizen. Dadurch, dass die Heizung nicht ständig anspringen muss, wenn die Temperatur unterschritten wird, spart sie Gas und bares Geld.

Bei ihrer Heizung, die derzeit noch ausgeschaltet ist, will sie künftig ähnlich verfahren. Die Zeiträume, in denen ihr Haus auf Wohlfühltemperatur geheizt werden kann, hat sie bereits eingegrenzt. So will sie ihre etwas trägere Fußbodenheizung werktags nur zwischen 6 und 11 und dann erst wieder zwischen 16 und 23 Uhr betreiben. Sie heizt hierbei natürlich nur die Räume, die sie auch nutzt, und reguliert die Temperatur auch über ihre Raumthermostate. Insbesondere die Nacht- und Tagabsenkungen bieten laut Experten großes Sparpotential und mit ihren Maßnahmen schöpft Rita dieses auch voll aus ­– und das alles ohne einen wirklichen Komfortverlust.

3. Tipp: Vorlauftemperatur und Pumpeneinstellungen ändern

Grundsätzlich wird bei Heizungen zwischen Durchlaufsystemen und Geräten mit Wasserspeicher unterschieden. Erstere erwärmen das Wasser erst, wenn es auch wirklich genutzt wird, und werden entweder mit Strom oder mit Gas betrieben. Tag- oder Nachtabsenkungen für das Nutzwasser sind entsprechend nicht möglich.

Die Vorlauftemperatur, also die Temperatur des Wassers beim Austritt aus der Heizung, lässt sich allerdings auch hier meist anpassen. Und das sollte auch genutzt werden, da jedes Grad weniger Gas oder Strom einspart. Meist liegt die voreingestellte Temperatur bei etwa 60 bis 70 Grad Celsius. Bei Geräten mit Warmwasserspeicher ist ein Absenkung auf 55 Grad jedoch problemlos möglich. Ein Problem mit Legionellen bestehe bei solchen Temperaturen im Einfamilienhaus nicht, wie Ritas Monteur ihr auf Nachfrage erklärte. Bei Durchlaufsystemen gibt es dieses Problem grundsätzlich kaum, da das Wasser ja erst für die Nutzung erwärmt wird und nicht lange steht.

Auch beim Heizen ist die Vorlauftemperatur von großer Bedeutung. Eine geringere Vorlauftemperatur ist oft gut umsetzbar, insbesondere wenn eine Fußboden- oder Flächenheizung vorhanden ist, da diese genug Fläche hat, über die die geringere Wärme abgegeben werden kann. Doch auch viele klassische Heizkörper können mit niedrigeren Temperaturen gefahren werden – hier heißt es informieren und ausprobieren. Wenn dann einmal passenden Einstellungen gefunden sind, sollten diese allerdings nicht als in Stein gemeißelt angesehen werden. Eine regelmäßige Anpassung der sogenannten Heizkurve je nach Außentemperatur, die oft auch automatisch vorgenommen werden kann, ist weiterhin ratsam und deutlich sparsamer als eine Regulierung allein über die Thermostate.

Eine weitere Sparmaßnahme, die allerdings eher mit Strom zu tun hat, ist das Ausschalten der Zirkulationspumpe. Diese sorgt dafür, dass sofort heißes Wasser aus dem Hahn kommt, benötigt dafür allerdings viel Energie. „So einen Luxus brauche ich nicht und für das kalte Wasser in der Dusche habe ich einen Eimer, um mit dem überschüssigen Wasser im Garten zu gießen“, erklärt Rita, die durch diese Maßnahme schon seit Jahren viel Strom spart.

4. Tipp: Gas nur dort verbrauchen, wo es nicht anders geht

Für die Heizung und warmes Wasser zum Duschen wird Rita auch weiterhin Gas brauchen. In anderen Bereichen konnte sie ihren Gasverbrauch jedoch auf null reduzieren. „In der Küche verwende ich einen Wasserkocher, wenn ich zum Spülen oder Kochen warmes Wasser brauche“, erklärt sie. Auch wenn diese Maßnahmen nur einen kleinen Teil des verwendeten Gases einsparen, könnten sie – wenn die Breite der Bevölkerung sie berücksichtigt – einen merklichen Effekt auf den gesamten Gasverbrauch haben. Ähnlich verhält es sich mit der oft beschworenen Absenkung der Heiztemperatur. Schon ein oder zwei Grad weniger am Thermostat können einen Unterschied machen und somit Gas und Geld sparen.

5. Tipp: Mut haben, sich mit den eigenen Möglichkeiten auseinanderzusetzen

In Zeiten großer Krisen kann es manchmal schwer sein, sich nicht von den scheinbar unüberwindbaren Problemen lähmen zu lassen. Daher ist es wichtig, den Mut zu finden, sich mit den eigenen Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Denn nicht nur Hauseigentümer:innen, sondern auch Mieter:innen können Einfluss auf ihre Heizung und vor allem ihr eigenes Nutzungsverhalten nehmen. Im Falle von Bewohner:innen von Mehrfamilienhäusern mit gemeinsamer Heizungsanlage kann dies allerdings bedeuten, dass zunächst ein Gespräch mit den Nachbar:innen über das Nutzungsverhalten gesucht werden muss. Hier Verantwortung zu übernehmen und das Gespräch zu initiieren, rät auch Rita aus ihrer Erfahrung in der Nachbarschaft. „Insbesondere, wenn mehrere Personen zuständig sind, fühlt sich schnell keiner mehr zuständig“, bringt sie es auf den Punkt. Lohnenswert kann eine solche Abstimmung allerdings durchaus sein, zum Beispiel, wenn die Möglichkeit einer Nacht- oder sogar Tagabsenkung der Heizung gegeben oder ein gemeinsamer Puffer-Wasserspeicher vorhanden ist, wodurch der Gasverbrauch merklich gesenkt werden könnte.

Für die Zukunft plant Rita Hockerts mit ihren Nachbar:innen noch weitere Maßnahmen. Der Umstieg auf eine Wärmepumpe oder eine mit der Nachbarschaft gemeinsam genutzte fossilfreie Heizung ist hierbei ebenso im Gespräch wie eine Heizungsunterstützung durch Solarthermie. Wichtig ist der Sozialbetreuerin vor allem, dass die Menschen sich nicht entmutigen lassen, ihre Möglichkeiten nutzen und einander helfen.

Um sich weiter zu einem möglichen Umstieg beraten zu lassen, nutzt sie Angebote der Verbraucherzentrale NRW, die kostenlose Seminare zu verschiedensten Energiethemen anbieten und Bürger:innen bei den kommenden Entscheidungen Hilfestellungen geben.

Finn Rohrbeck
finn.rohrbeck@naturstrom.de

unterstützt seit Juni 2022 das Presseteam bei naturstrom. Zuvor arbeitete er im Veranstaltungsmanagement der Verbraucherzentrale NRW und beschäftigte sich dort mit den Themen Energie und Energieberatung.

3 Kommentare
  • Heizmensch
    Gepostet um 08:29h, 17 November Antworten

    Nach einer neuen Heizungsinstallation reicht es bei uns oft, nur auf Stufe 2 zu heizen. Das soll eigentlich nur auf 16°C heizen, allerdings sind es dann gefühlt 20°C. Ist das effizient oder einfach von der Heizungsfirma falsch justiert?

    • Finn Rohrbeck
      Gepostet um 15:47h, 17 November

      Hallo Heizmensch,
      danke für deine Anfrage. Woran es in deinem Fall genau liegt, können wir leider auch nicht sagen, aber hier ein paar Ideen: Es gibt mittlerweile aber auch Thermostat-Modelle mit einer kleineren Skala von nur 16 bis 24 Grad – eine geringe Stufe könnte da schon höhere Temperaturen bedeuten. Ist das vielleicht der Fall? Grundsätzlich gilt, dass Modell und Alter des Thermostats bestimmen, wie genau die Temperatur gemessen und gehalten werden kann. Wenn das Thermostat schon älter ist, ist es vielleicht nicht mehr so genau oder klemmt. Dann kann sich auch ein Neukauf lohnen.
      Wenn bei eurer neuen Heizungsinstallation allerdings nichts an den Thermostaten getan wurde, könnte es hilfreich sein, einen Hydraulischen Abgleich vorzunehmen. Dieser sorgt dafür, dass alle Heizkörper die richtige Wassermenge erhalten und steigert die Effizienz.
      Lass uns gerne wissen, wenn ihr herausfindet, woran es liegt. Viel Erfolg!

  • Roman
    Gepostet um 10:28h, 18 November Antworten

    Gerade in der aktuellen Zeit sind das wirklich sehr wertvolle Tipps;)

    Alles Gute

    Roman

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