Hambi bleibt wachsam

Stefan Hoffmann setzt sich seit 25 Jahren für erneuerbare Energien ein – seit fünf Jahren macht er das bei NATURSTROM. Im Bereich Dezentrale Energieversorgung treibt er die Energiewende in Kommunen und Quartieren voran, nebenher ist er im Vorstand der Bürger-Energie Lüdenscheid eG aktiv. Im NATURSTROM-Blog erklärt er, warum es für ihn beim Hambacher Wald nicht nur um den Widerstand gegen RWE geht, sondern auch um die Frage, welche Rolle Deutschland für eine globale Energiewende spielt.

Hambi bleibt – vorerst.

Spätestens in ein oder zwei Jahren wird es einen erneuten Showdown geben. Der Hambacher Wald wird derzeit nur durch das jüngste Gerichtsurteil geschützt. Vieles wird nochmal ausgiebig geprüft. Am Ende kann der Rodungsstopp wieder aufgehoben werden, denn alle Verträge und politischen Beschlüsse zielen weiterhin auf Abholzung.

An drei der jüngsten Entwicklungen lässt sich das bereits beobachten:

  1. Die Vorbereitungen für eine erneute Räumung des Hambacher Waldes von den wenigen inzwischen wieder neu errichteten Baumhäusern laufen offenbar bereits.
  2. Das Nachbardorf Kerpen-Manheim wird in diesen Tagen beschleunigt abgerissen, um Braunkohlegegnern keinen Unterschlupf mehr bieten zu können.
  3. Die Kommission, die bis Jahresende einen gesamtgesellschaftlichen Konsens für den Ausstieg aus der Kohleverbrennung vorlegen soll, wurde auf Intervention der Politik vertagt, um für die Wirtschaftsinteressen der Braunkohlebundesländer detaillierte Vorschläge ausarbeiten zu können. Die beteiligten Umweltverbände haben gegen diese Verschiebung protestiert – sie wurden nicht gehört.

 

Stefan Hoffmann NATURSTROM

Seit 2015 ist Stefan Hoffmann bei NATURSTROM – sein Interesse für erneuerbare Energien begleitet ihn schon länger. Foto: Stefan Hoffmann

RWE war diesmal unvorbereitet. Das wird RWE in zwei Jahren nicht mehr sein. In der Zwischenzeit wird der Milliarden-Konzern mit seinen riesigen Marketing- und Lobby-Budgets an der Eroberung der Meinungshoheit arbeiten. Man wird den Versuch unternehmen, Aktivisten und solche, die sich mit ihnen solidarisieren, zu diskreditieren oder sogar zu kriminalisieren. Wir müssen wachsam und aktiv bleiben und keinen Zentimeter Meinungshoheit ohne Gegenwehr hergeben. Jeder Versuch von RWE muss aufgedeckt und angegriffen werden. Nur so wird sich wieder eine breite Öffentlichkeit über alle Generation mobilisieren lassen, wenn RWE seinen nächsten Angriff auf den Hambacher Wald und unser Klima startet.

Und man kann sich in der Zwischenzeit auch gar nicht genug klar machen, welche Tragweite der Erhalt des Hambacher Waldes haben kann. Wie beim Schmetterlingseffekt kann dieser kleine Wald vielleicht sogar den Unterschied machen, ob das Weltklima noch zu retten ist oder nicht. Bleibt Hambi, ist auch die Kohleverbrennung am Ende. Klingt die Kohleverbrennung aus, müssen schneller erneuerbare Energien zugebaut werden. Deutschland könnte damit das erste klimarelevante Land werden, dass seine Energiewende vollendet. Und dann wird es richtig spannend:

  1. Deutschland hat im weltweiten Vergleich einen sehr hohen Energieverbrauch pro Kopf (zum Beispiel im Vergleich mit Indien).
  2. Deutschland hat eine hohe Bevölkerungsdichte und somit zwar völlig ausreichend aber vergleichsweise wenig (zum Beispiel im Vergleich mit Frankreich) Platz für die flächenintensiven erneuerbaren Energien.
  3. Deutschland hat ein völlig ausreichendes, aber vergleichsweise geringes natürliches Angebot an erneuerbaren Energien (zum Beispiel im Vergleich mit den USA).

 

Wenn nun also Deutschland, dieses dichtbesiedelte, hochindustrialisierte Land, sich trotz dieser drei Mankos bald komplett aus erneuerbaren Quellen versorgt. Und wenn spätestens dann sichtbar wird, was Experten schon lange wissen, nämlich dass das sogar billiger ist als die Versorgung mit den seit Jahrzehnten schöngerechneten atomaren und fossilen Energiearten. Spätestens dann wird jedes der 192 anderen Länder dieser Erde auch komplett und ganz schnell auf erneuerbare Energien umsteigen wollen – allein schon aus wirtschaftlichen Erwägungen.

Also: Hambi bleibt – weil Hambi den Unterschied macht – und weil Du wachsam bleibst!

Autor: Stefan Hoffmann, Mitarbeiter im Bereich Dezentrale Energieversorgung/Titelbild: Clemens Weiß

Übrigens: Am Samstag, den 1. Dezember 2018, findet in Köln und Berlin zeitgleich um 12 Uhr die große Klima-Doppel-Demo für einen frühzeitigen Kohleausstieg statt. Wir sind in beiden Städten vor Ort. Ihr auch? Mehr Informationen zu beiden Demonstrationen findet ihr unter www.klima-kohle-demo.de.

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