Ehrenamt? Ehrensache!

Berlin, 27 °C, der erste schöne Sommertag – und das im Mai. Klimakrise lässt grüßen. Egal, anderes Thema. Heute soll’s um was Schönes gehen. Denn wir haben drei Kolleg:innen ins nachhaltige Eventspace Liane in Neukölln eingeladen, um mit ihnen über etwas zu sprechen, das ihnen am Herzen liegt. So sehr, dass sie in ihrer Freizeit unentgeltlich dafür arbeiten: ihr Ehrenamt.

Etwa 16 Millionen Deutsche haben sich laut der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse 2023 ehrenamtlich engagiert, viele davon im Umwelt- und Naturschutz. Dennoch gibt’s gerade in letzterem ein echtes Nachwuchs-Problem, weiß Thomas Noppen, Gründer von GoVolunteer und GoNature. Auf den beiden Plattformen bringen er und sein Team Ehrenämter und Ehrenämtler:innen zusammen. Zehntausende haben sie so schon vermittelt.

Gemeinsam stark: Unser Edendorf e.V.

Ganz ohne digitale Unterstützung haben Melanie Kühl und ihr Ehrenamt zueinander gefunden. Denn seit Anfang des Jahres ist unsere Kollegin aus der Abteilung „Bürgerenergie & Projektbegleitende Kommunikation“ Vorständin im Verein „Unser Edendorf“. Hier setzt sie sich mit anderen Engagierten für ein noch schöneres Leben in ihrem Heimatdorf ein, in das sie vor anderthalb Jahren zurückgezogen ist. Gegangen war sie gleich nach dem Abi, absolvierte im rund 70 Kilometer entfernen Hamburg eine Ausbildung, ein Studium in Lüneburg und einen Großteil ihres Berufslebens wieder in der Hansestadt. 2022 ging es zurück, in eine eigene Wohnung auf den elterlichen Hof – und damit auch ins Dorfleben. Eine ganz schöne Umstellung, gibt Melanie zu, denn seit ihrer Kindheit hatte sich hier so einiges verändert: „Das Dorf sieht heute ganz anders aus als früher, als ich klein war.  Heute gibt es einen tollen Radweg und einen Spielplatz, der gepflegt wird.“ Zu verdanken ist das lauter Ehrenamtlichen des Vereins „Unser Edendorf“, den Melanies Vater 2003 mitgegründet hat.

Um sich den Wiedereinstieg ins Dorfleben später zu erleichtern, beschließt Melanie, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten – wobei kein Engagement sowieso keine Option gewesen wäre, denn „eigentlich sind alle rund 110 Haushalte Mitglied im Verein“, gibt Melanie lachend zu.

Der Beginn ihrer Vereinskarriere erfolgt eher unkonventionell – denn die ersten paar Monate hängt Melanie sich einfach an ihren Vater, macht jede jährliche Veranstaltung einmal mit. Um Weihnachten rum wird sie gefragt, ob sie nicht Lust hätte, einen freigewordenen Vorstandsposten zu übernehmen. Ein Plan, dem nur eins im Weg steht: die bis dato fehlende offizielle Mitgliedschaft.

Melanie Kühl engagiert sich seit Anfang 2024 im Verein ihres Heimatdorfs.

Eine Verzögerung, kein Hindernis, denn noch am selben Abend tritt Melanie erst offiziell dem Verein und dann dem Vorstand bei – ein rasanter Aufstieg, der schwer zu toppen ist. Seitdem gehört sie zum festen Vereinsinventar und engagiert sich, wo immer sie kann. „Zu unseren Aufgaben gehört es, dass wir uns Gedanken darüber machen, wie wir das Dorfleben für alle verbessern: Kinder, Jugendliche, aber auch Senior:innen. Für die ist beispielsweise der fast nicht existierende ÖPNV eine riesige Herausforderung“, erklärt Melanie.

Knapp 300 Einwohner:innen leben in Melanies Heimatdorf, das sehr ländlich an der östlichen Grenze der Lüneburger Heide etwa zwischen Lüneburg und Uelzen gelegen ist.

An ihrer Ehrenamtsarbeit schätzt sie, dass sie bei sich zu Hause was verändern kann: schnell, unkompliziert und mit jeder Menge Spaß. „Wir sind ein kleiner Verein in einem kleinen Dorf. Ich find’s schön, dass es kein strenges Korsett gibt, jeder kann sich einbringen und ist willkommen.“ Besonders große Freude hat Melanie, wenn’s für die Vereinsarbeit an die frische Luft geht, zum Beispiel bei der regelmäßigen Landschaftspflege oder dem gemeinsamen Müll aufsammeln. Hier sieht sie sofort die Resultate ihrer Arbeit. Ihr Ehrenamt ist für Melanie daher der perfekte Ausgleich zum Arbeitsalltag. Aber nicht alles unterscheidet sich, manches ist auch gleich. Denn genau wie bei naturstrom ist sie auch hier von Gleichgesinnten umgeben, die alle dasselbe Ziel verfolgen: ihr Dorf und damit auch die Welt zu einem bessere Ort zu machen. Und das, sagt Melanie, ist mit das Schönste.

KEG – die KlimaschützerInnen eG

Woran man merkt, dass unser Kollege Tobias Huter es mit der Energiewende so richtig ernst meint? Na, an seinem Ehrenamt. Denn als Vorstand einer Energiegenossenschaft treibt er auch jenseits seiner Arbeit im Geschäftsfeld Urbanes Wohnen und Gewerbe den Ausbau Erneuerbarer Energien voran.

Tobias Huter bringt in einer Energiegenossenschaft die Energiewende voran.

Das Besondere an der Genossenschaft, in der er sich engagiert? Die KEG – Die KlimaschützerInnen eG besteht komplett aus aktuellen oder ehemaligen Mitarbeitenden der naturstrom oder eco eco AG und damit aus 123 echten Energiewende-Expert:innen. „Wir sind zwar eine kleine Genossenschaft, aber dafür sehr engagiert“, erklärt Tobias. „Es geht darum, auch neben der Arbeit Projekte voranzutreiben und ich bin ganz froh, dass wir das nun schon seit über zehn Jahren machen – grundsätzlich unabhängig von der naturstrom-Geschäftsführung, aber bei insbesondere bei der Gründung  stark unterstützt.“

Seit 2016 ist Tobias Teil des dreiköpfigen Vorstands und hier vor allem fürs kaufmännische zuständig – Rechnungen prüfen, Überweisungen tätigen, Dividenden ausschütten. An der Arbeit in der Genossenschaft schätzt er vor allem das Gefühl, etwas zu bewegen – meist, indem sie bestehende Ökostrom-Projekte übernehmen.

„Unsere Mitglieder sind über ganz Deutschland verteilt“, verrät Tobias. „So wie die Standorte von naturstrom eben.“ Eingetragen ist die Genossenschaft im oberfränkischen Eggolsheim.

Seit ein paar Monaten ist die Ehrenamtsarbeit noch interessanter geworden – denn aktuell planen Tobias und seine Mitgenoss:innen ihr erstes komplett selbstentwickeltes Projekt. Auf dem Dach eines Gewächshauses soll eine Photovoltaik-Anlage entstehen, der Solarteur ist bereits beauftragt, die Bauleitung übernimmt Mit-Vorstand Max. Unsere Daumen sind gedrückt!

399 m² Naturschutz – Ehrenamt in der Kleingärtner-Gemeinschaft Eiche e.V.

Herzlich willkommen zu dem Moment, in dem uns die Erkenntnis trifft: Unsere Kolleg:innen lieben offensichtlich Verantwortung. Für das Klima, zukünftige Generationen, den Planeten. Und das nicht nur beruflich, sondern auch im Ehrenamt, denn auch unsere Kollegin Wiebke Hartmann-Mühlisch ist jenseits des Schreibtisches nicht nur ein bisschen aktiv, sondern direkt volle Kanne als Vorsitzende ihrer Kleingärtner-Gemeinschaft in Bremen-Findorff.

Hier hat sie nicht nur ein kleines Stück Land gepachtet, das sie gemäß Bundeskleingartengesetz bewirtschaftet, sondern sorgte außerdem als erste Vorsitzende quasi auch für den Erhalt der gesamten Kleingärtner-Gemeinschaft selbst. Denn als die Anlage 2020 droht, in die Fremdverwaltung zu fallen, ist es Wiebke, die sich meldet und den Vorsitz übernimmt.

160 Parzellen gibt es in „ihrer“ Kleingärtner-Gemeinschaft, die direkt neben dem Bremer Stadtwald liegt und im Gegensatz zu anderen Kleingartenanlagen ziemlich viele hohe Bäume beherbergt. Darunter auch Eichen, welchen sie auch den Namen „Kleingärtner-Gemeinschaft Eiche e.V.“ zu verdanken hat.

Wiebke Hartmann-Mühlisch ist erste Vorsitzende in ihrer Kleingärtnergemeinschaft.

„Kleingärtner sind ja dafür bekannt, ganz viele Regeln einhalten zu müssen. Und wenn man sich mal anguckt, wo diese Regeln herkommen, stellt man fest: Ganz viele dieser Regeln kommen aus dem Naturschutz“, erklärt Wiebke. Und das aus gutem Grund: „Jeder, der einen Garten hat, kriegt mit, dass sich etwas verändert. Im Winter hatten wir richtig starken Regen, jetzt herrscht schon wieder Trockenheit inklusive Brandgefahr. Diese Extreme gabs so früher nicht.“ Was Wiebke hier beschreibt, hat einen Namen: Klimakrise. Und gegen die macht sie, was in ihrer Macht steht. „Gerne nutze ich meine Position auch, um Regeln im Blick auf ökologische Vor- und Nachteile zu hinterfragen und im Zweifel auch mal ein starkes Votum für die Natur setzen zu können. Letztlich ist es das, was mich motiviert, dieses Amt mit allem, was da an Verantwortung so dranhängt, auszuüben.“

Kleingärtner:innen sind grundsätzlich sehr pflanzen- und tierlieb, verrät uns Wiebke. Und das zugegebenermaßen nicht komplett uneigennützig: „Wir wollen ja Gemüse und Obst anbauen und wissen: wenn wir eine gute Ernte haben wollen, sind wir auf die Natur, z. B. in Form von Insekten, angewiesen.“ Um diese glücklich zu machen, empfiehlt Wiebke „wilde Ecken zuzulassen.“ Im Garten, versteht sich. „Der Mensch neigt dazu, immer alles kontrollieren zu wollen. Dabei wäre der Biodiversität mit dem genauen Gegenteil geholfen: Wenn wir der Natur einen Teil unseres Gartens überlassen, leisten wir schon einen tollen Beitrag.“

„Gerade gibt’s weltweit ja ein großes Artensterben – gerade bei Insekten –, was, glaube ich, gar nicht so vielen bewusst ist.“ Als Kleingärtnerin und erste Vorsitzende geht Wiebke hier mit gutem Beispiel voran und überzeugt auch andere von den Vorteilen der naturnahen Gartenpflege. „Bremen ist grundsätzlich eine sehr grüne Stadt, was sie auch sehr lebenswert macht“, fasst Wiebke zusammen. „Und es freut mich, wenn ich einen Beitrag dazu leisten kann, dass das so bleibt.“ Uns auch, Wiebke!

Thomas Noppel ist Mitgründer von GoVolunteer und GoNature.

Starke Allianz für Natur und Klima: naturstrom & GoNature

Zurück zu Thomas Noppen und seiner Ehrenamtsplattform. Denn das Thema Artensterben treibt auch ihn gerade um. Deshalb haben er und seine Kolleg:innen gerade auch eine Kampagne laufen, die auf genau dieses Problem hinweist. Hauptdarsteller der insgesamt drei Videoclips, die gerade deutschlandweit in Kleinkunstkinos zu sehen sind, ist der Feldhamster, für den das Eis auch zunehmend dünner wird. „Die Natur kämpft. Kämpf du für sie“, ist auf der Kampagnen-Website zu lesen, die naturstrom – genau wie die gesamte Kampagne – in diesem Jahr unterstützt. Mehr zur Zusammenarbeit mit GoNature findet ihr hier. Alle Videos der Kampagne findet ihr außerdem auf unserem YouTube-Kanal. Viel Spaß beim Anschauen!

Dominique Czech
dominique.czech@naturstrom.de

ist seit April 2018 dabei und schreibt für naturstrom über alles rund um die Energiewende. Jenseits des Büros bewegen sie die Themen Ernährung, Konsum und Mobilität – aber bitte in nachhaltig.

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