„Ab dem ersten Kilometer eine enorme Auswirkung auf den Klimaschutz“

03.02.2023

 – Dominique Czech

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In Sachen Klimaschutz ist der Verkehrssektor traditionell das Sorgenkind der Bundesregierung – denn genau wie auf einer Hauptstraße zur Rush Hour bewegt sich auch hier nicht viel. Grund genug, dass nun sogar der BUND wegen Missachtung der Klimaziele des Verkehrsministeriums vor Gericht zieht. Immerhin: Bei der Elektromobilität geht es deutlich vorwärts. Dazu braucht es auch entsprechende Ladeinfrastruktur – die naturstrom als Teil des Joint Ventures Ladegrün! mit anschiebt. Vorstand Jan-Philip von Gottberg gibt Einblick in die Entwicklung und Besonderheiten des jungen Unternehmens.

Die Lösungen in Sachen Verkehrswende sind vielfältig – und längst bekannt: von A wie alternativen Antrieben bis Z wie Zweirad-Sharing. Leider hapert es oft noch am politischen Willen ­ und erst recht an der Umsetzung.

Immerhin bei einer wichtigen Komponente geht‘svoran: Der Wechsel vom fossil betriebenen Verbrennermotor hin zu (nur mit Ökostrom wirklich klimaschonender) Elektromobilität nimmt immer mehr an Fahrt auf. Flankierend dazu braucht es allerdings auch viel mehr Lademöglichkeiten für die zahlreicher werdenden Stromfahrzeuge. Der von naturstrom mitgegründete Ladeinfrastruktur-Anbieter Ladegrün! engagiert sich genau für diese Facette der Mobilitätswende. Jan-Philip von Gottberg, Vorstand des noch jungen, aber umso engagierteren Unternehmens, sprach mit uns über den Status quo der klimafreundlichen Mobilitätsform, die Pläne des Verkehrsministeriums und die Rolle von Ladegrün!.

Seit Herbst 2021 ist Jan-Philip von Gottberg Vorstand der Ladegrün!. © Ladegrün! eG

Welche Rolle spielt Elektromobilität für den Klimaschutz?

Jan-Philip von Gottberg: Die Elektromobilität trägt einen großen Teil dazu bei, dass der gesamte Mobilitätssektor auf Erneuerbare Energien umgestellt werden kann. Neben dem Individualverkehr sind die ersten batterieelektrischen LKWs und Transporter bereits auf den Straßen. Gerade dieser Teil macht einen bedeutenden Teil der heutigen Emissionen aus. Auch spielt der geringere Einsatz von Ressourcen bei Bauteilen, Schmierstoffen und Bremsabrieb im Alltag eine gewichtige Rolle. Insgesamt ergibt sich durch den Einsatz der Elektromobilität also ab dem ersten Kilometer eine enorme Auswirkung auf den Klimaschutz.

Wie ist der Status quo in Deutschland?

JPvG: Der deutsche Markt wächst exponentiell an. Deutschland war bereits im Jahr 2021 mit über 350.000 batterieelektrischen Fahrzeugen führend in Europa. Dahinter kommt Frankreich mit etwas über 150.000 Fahrzeugen. Generell ist China mit Abstand der größte Absatzmarkt gefolgt von Europa und Nordamerika.

Ladegrün! wurde 2020 als Genossenschaft gemeinsam von den Ökoenergieanbietern EWS Schönau, Green Planet Energy, den Inselwerken und naturstrom sowie der GLS Bank gegründet. Was unterscheidet euch von anderen Anbietern für Ladeinfrastruktur?

JPvG: Ladegrün! ist eine Projektentwicklerin für Elektromobilität, ähnlich wie man diese schon aus dem Wind- und Photovoltaik-Segment kennt. Wir achten beim Ausbau besonders darauf, dass nicht überdimensioniert und in einem ausgewogenen Kosten-Nutzen-Verhältnis ausgerüstet wird. Dies ist heute nicht immer der Fall. Dazu analysieren wir datenbasiert die Standorte und schauen uns die Anwendungsfälle vor Ort mit den Kund:innen sehr genau an.

Und schließlich achten wir auf eine nachhaltige Wertschöpfungskette, von Hersteller über Dienstleister bis zum selbstverständlich mehrfach zertifizierten Ökostrom direkt aus den Erzeugungsanlagen unserer Gründungsunternehmen.

Wer sind eure Kund:innen?

JPvG: Wir fokussieren uns auf die Wohnungswirtschaft, Unternehmen sowie eigene Standorte, die wir selbst auf Parkplätzen von z. B. Biosupermarktketten betreiben.

Im Dezember 2022 hat das Bundesverkehrsministerium den sogenannten Masterplan Ladeinfrakstruktur II vorgestellt. Platzt damit der Knoten?

JPvG: Der Masterplan II ist sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung. Allerdings sind hier noch eine Menge Konjunktive enthalten. Derzeit stemmen den Ausbau alleine Länder, Kommunen und Städte sowie die Privatwirtschaft. Das angekündigte Deutschlandnetz des Bundes verzögert sich immer wieder, daher müssen auch weitere gezielte Förderprogramme des Bundes für öffentliche Ladeinfrastruktur aufgelegt werden.

Als recht junges Unternehmen seid ihr immer wieder auf der Suche nach neuen Kolleg:innen. Was muss der:die perfekte Bewerber:in mitbringen?

JPvG: Die „perfekten“ Mitarbeitenden gibt es für uns nicht. Bei uns arbeiten absolute E-Mobilitätsexpert:innen mit jahrelanger Erfahrung, aber auch ambitionierte Quereinsteiger:innen, die Lust auf das Thema haben und Expertise aus ihren vorherigen Tätigkeiten mitbringen. Da wir noch ein recht kleines Team sind, muss es einfach passen und beide Seiten sollten sich die richtigen Vorstellungen machen, was die Erwartungshaltung ist. Der große Freiraum bringt auch große Verantwortung mit sich, in das Team und die Organisation immer wieder Impulse zu bringen und aktiv mitzuarbeiten.

Vielen Dank für deine Zeit und deine spannenden Einblicke.

  • ist seit April 2018 dabei und schreibt für naturstrom über alles rund um die Energiewende. Jenseits des Büros bewegen sie die Themen Ernährung, Konsum und Mobilität – aber bitte in nachhaltig.

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