Bautagebuch_Möckernkiez_Teil_01

Wohnen im nachhaltigen Quartier: Wie wir zum Möckernkiez gekommen sind

Mitten in Berlin entsteht ein nachhaltiges Wohnprojekt: Die Möckernkiez eG verwirklicht auf 30.000 Quadratmetern ein neues Stadtquartier. Für die Energieversorgung arbeitet die privat organisierte Wohnungsbaugenossenschaft mit NATURSTROM zusammen: Wärme und Strom sollen direkt vor Ort gewonnen und verbraucht werden. Damit auch du live dabei sein kannst, während in Berlin-Kreuzberg etwas ganz Neues entsteht, begleiten wir das Projekt mit einem Bautagebuch. In Teil 1 erzählt unsere Teamleiterin für Bürgerenergie wie sie nicht nur beruflich, sondern auch privat zum Möckernkiez kam.

 

Von Silke Bartolomäus, Teamleiterin Bürgerenergie

Unsere schöne Berlin-Kreuzberger Altbauwohnung passte immer gut zu uns: Mitten im belebten Bergmannkiez und trotzdem grün zwischen Viktoria- und Gleisdreieckpark, auch „Gleisi“ genannt. Eine Gegend, die trotz Großstadtcharakter für Kinder schön ist und in der Kindergärten und Grundschulen fußläufig erreichbar sind. Nur ist die Wohnung natürlich nicht mit der Familie mitgewachsen und so stellte sich uns die Frage, wie und wo wir wohnen wollten – und konnten: Große und gleichzeitig bezahlbare Wohnungen sind im Kiez wie auch anderswo Mangelware. Aus politischer und ökologischer Überzeugung kamen für uns weder Eigentumswohnungen, die von Immobilienspekulanten mit dem Ziel der Gewinnmaximierung in den Bezirk gebaut wurden in Frage, noch der Umzug in ein Eigenheim in den Vororten. Dennoch: Mehr Freiraum auch außerhalb der Wohnung wünschten wir uns für die Kinder, eine Vergrößerung ihres eigenständigen Bewegungsradius sozusagen, ohne über Straßen laufen zu müssen. Es schien sehr unwahrscheinlich, eine Wohnform zu finden, die all diesen Kriterien entsprach.

Ende 2010 verkündete der Kiez-Flurfunk dann, eine neue, ökologische Baugenossenschaft hätte das Gelände am Rande des Gleisdreieck-Parks gekauft – wenige Hundert Meter Luftlinie von unserer Wohnung entfernt. Ein nachhaltig orientierter, generationenübergreifender, gemeinschaftlicher und sozial ausgewogener „Möckernkiez“ – benannt nach der angrenzenden Straße – sollte dort entstehen und, was aus unserer Sicht mit das Beste war: Es wurden dort nicht wie anderswo Eigentumswohnungen geplant, sondern Mietswohnungen in den Händen der Genossinnen und Genossen. Nach einem Beratungsgespräch im kleinen Genossenschafts-Vor-Ort-Büro hatten wir uns entschieden: Dieses Quartier im Park ist das richtige für uns – weil der Möckernkiez eben nicht allein eine Wohnform, sondern auch eine Haltung ist.

Wir bekamen sogar unsere Lieblingswohnung – und dann kippte die Projektfinanzierung

Wir wurden frühes Mitglied der jungen Genossenschaft, zeichneten die wohnungsbezogenen Anteile und hatten das Glück, in der Wohnungsvergaberunde unsere „Lieblingswohnung“ zu bekommen, die wir im Kopf schon einzurichten begannen, als der Rückschlag kam: Die Gesamt-Finanzierung des Projektes wurde nicht wie geplant gesichert und so folgten ein Baustopp und eine knapp anderthalbjährige Hängepartie. Scheiterte das Projekt, an das so viele Menschen ihren Wohntraum geknüpft hatten?

Silke Bartolomäus aus dem Berliner NATURSTROM-Team wird mit ihrer Familie im Möckernkiez wohnen © NATURSTROM AG

Silke Bartolomäus aus dem Berliner NATURSTROM-Team wird mit ihrer Familie im Möckernkiez wohnen © NATURSTROM AG

Einen Vorstandswechsel, zahllose Verhandlungsrunden mit Banken und Nachbesserungen in der Projektplanung später gab es dann doch den Durchbruch und die ersehnte Unterschrift der Banken unter der Gesamtfinanzierung. Der Möckernkiez lebte noch und nahm nun richtig Schwung auf. Schnell wachsen seit Wiederaufnahme der Bauarbeiten die Gebäude in die Höhe, so dass wir bei jedem Parkbesuch etwas Neues entdecken können. Die Nachbarschaft wird darüber hinaus schon jetzt gelebt: In regelmäßigen Hausgruppentreffen und vielen gemeinsamen Aktivitäten entwickelt sich der genossenschaftliche Wohnsinn.

Seit 2016 kann ich das Projekt sogar noch von einer zweiten Seite betrachten: NATURSTROM hatte sich um das Energie-Contracting beworben und den Zuschlag bekommen. Die Kollegen und Kolleginnen aus der Abteilung Quartierskonzepte haben daraufhin ein nachhaltiges Energiekonzept entwickelt, das die Gebäude über ein Nahwärmenetz mit Wärme versorgt und durch die Installation von Photovoltaik-Anlagen auf mehreren Häusern die Belieferung mit Sonnenstrom vom eigenen Dach über ein Mieterstromkonzept ermöglicht.

In den nächsten Monaten kann ich deshalb aus beiden Perspektiven betrachten, wie um die Ecke etwas Neues und Nachhaltiges entsteht. Wie NATURSTROM eine saubere und sichere Energieversorgung realisiert. Wie unser neues Zuhause Formen annimmt.

naturstrom Team
onlinemarketing@naturstrom.de

Unter diesem Profil schreiben NATURSTROM-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, die nicht zu den regelmäßigen Blog-Autoren gehören.

3 Kommentare
  • Louise
    Gepostet um 16:29h, 17 Juli Antworten

    Hallo,
    Eigentumswohnungen sind recht begehrt. Eine Freundin wartet seit letztes Jahr darauf, dass sie einziehen kann, da erst alles neu gebaut wird. Verkaufen wird sie sie wohl nicht mehr und nach Wedding zurückgehen. Stolpersteine gab es bei ihr auch. Das ist aber normal, sonst wäre der Wohnraumerwerb langweilig und es ist wunderbar, wenn man sich endlich in sein Sofa fallen lassen und die Umzugskartons in die Ecke schubsen kann.

  • Dr. Dieter Wettig
    Gepostet um 05:24h, 21 Januar Antworten

    Aus einer Antwort der Naturstrom AG v. 3.1.18 auf meine Anfrage geht hervor, dass

    das BHKW mit 100 % Biogas beliefert wird und daraus (neben der Produktion eines Teiles unseres Stroms) 50% der Wärme bereitstellt. Die andere Hälfte der produzierten Wärme für unsere Siedlung nebst Gewerbe wird durch Gaskessel bereitgestellt, die einen Biogasanteil von 10 % haben, der Rest von 90 % ist Erdgas.

  • Pingback:Das war 2017: Unsere Highlights in Bildern |  NATURSTROM Blog
    Gepostet um 13:30h, 28 November Antworten

    […] in Berlin-Kreuzberg etwas ganz Neues entsteht, begleiten wir das Projekt mit einem Bautagebuch. In Teil 1 berichtet unsere Kollegin Silke Bartolomäus, wie sie mit ihrer Familie zum Möckernkiez gekommen ist. In Teil 2 stellen wir das Projektteam vor […]

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