Windrad Neudorf mit Mohn_klein

Service: Woher kommt mein Strom? Perspektiven jenseits der Steckdose

Egal ob Sie ihren Strom von einem großen Energiekonzern, einem kleinem Stadtwerk aus ihrer Heimatregion oder von einem der wenigen Qualitäts-Ökostromanbieter beziehen: Grundsätzlich fließt beim Ökostrom-Kunden derselbe Strom wie bei seinem Nachbarn, der Kunde eines konventionellen Stromtarifes ist. Warum der Bezug eines hochwertigen Ökostrom-Tarifs dennoch sinnvoll ist, verdeutlicht das Stromsee-Modell.

Strom ist weder grau noch grün, auch wenn in den Medien zuweilen von grünem Strom die Rede ist. Denn egal ob Ökostrom- oder konventioneller Stromtarif – rein physikalisch betrachtet kommt aus der Steckdose des Ökostrom-Kunden der gleiche Strom wie beim Nachbarn. Strom gezielt zu bestimmten Abnehmern zu lenken, ist nicht möglich. Stattdessen wird die erzeugte Energie ins Stromnetz eingespeist. Dieses Netz kann man sich als eine Art See vorstellen, in den Strom aus vielen verschiedenen Quellen fließt.

Erneuerbare Energien machen den Stromsee sauberer

Das Stromsee-Modell veranschaulicht – sehr stark vereinfacht -, wie der Strommarkt funktioniert: Der See stellt eine Art Sammelbecken dar, in das alle Produzenten ihren Strom einleiten – egal, ob dieser aus erneuerbaren oder aus konventionellen Quellen stammt. Die Stromverbraucher wiederum entnehmen dem See den Strommix aus konventionellen und erneuerbaren Quellen. Je mehr Strom aus sauberen Energiequellen in den See eingeleitet wird, desto geringer wird der Anteil konventioneller Energien im bundesdeutschen Strommix. Der See wird sauberer.

 

Gros der Ökostrom-Tarife ohne echten Umweltnutzen

So lautet zumindest die Theorie. Doch bei weitem nicht mit jedem Ökostromtarif beeinflusst der Stromkunde tatsächlich die Nachfrage nach sauberer Energie und somit das Mischungsverhältnis des Stromsees: denn Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom. Zwar bietet mittlerweile fast jeder Energieversorger seinen Kunden einen eigenen Öko-Tarif an. Viele dieser Stromprodukte verfügen jedoch über keinen allzu großen Umweltnutzen. Denn häufig erwerben die Energieversorger für ihren Tarif lediglich Herkunftsnachweise, welche die Ökostromerzeugung im Ausland, zum Beispiel in alten Wasserkraftwerken in Norwegen, bescheinigen. Da dort rund 98 Prozent des Stroms aus Wasserkraft stammen und somit ein Überangebot an den billigen Herkunftsnachweisen herrscht, wird durch den Wechsel in solche Ökostromtarife keine zusätzliche Nachfrage nach Ökostrom erzeugt, zu deren Deckung hierzulande neue Wind- oder Solaranlagen gebaut werden müssten.

Und die mittlerweile mehr als 1,5 Mio. Öko-Kraftwerke in Deutschland? Die allermeisten von ihnen wurden bislang unabhängig von der konkreten Kundennachfrage gebaut. Denn im Erneuerbare-Energien-Gesetz ist geregelt, dass der produzierte Strom mit einem bestimmten Betrag je erzeugter Kilowattstunde vergütet und vom Netzbetreiber oder einem spezialisierten Dienstleister an der Strombörse weiterverkauft wird. An der Strombörse geht der Ökostrom im großen Pool zusammen mit Atom- und Kohlestrom unter und steht somit für die gezielte Belieferung von Kunden, die Ökostrom beziehen möchten, nicht mehr zur Verfügung.

naturstrom: mehr als „nur“ Ökostrom

Der Bau neuer regenerativer Erzeugungsanlagen in Deutschland wird durch die allermeisten Tarife also nicht gefördert. Beim Ökostrom-Tarif naturstrom ist das anders. NATURSTROM wurde 1998 durch Mitglieder von Umwelt- und Erneuerbare-Energie-Verbänden gegründet und ist vollkommen unabhängig von der Kohle- oder Atomindustrie. Anders als bei den meisten Versorgern, die ihren Kunden neben einem Ökostromtarif auch weiterhin Strom aus konventioneller Erzeugung anbieten und somit weiter am alten Energiesystem der fossil-atomaren Großkraftwerke mitverdienen, fließt das Geld von NATURSTROM-Kundinnen und Kunden nicht in konventionelle Kraftwerke und auch nicht an deren Betreiber, sondern ausschließlich in saubere Energiequellen.

Außerdem fördert NATURSTROM aktiv den Bau neuer regenerativer Erzeugungsanlagen mit einem garantierten Betrag von 1 Cent netto pro vom Privatkunden verbrauchter Kilowattstunde Strom. Durch diesen in den Strompreis integrierten Förderbetrag konnten bis heute mehr als 250 neue Öko-Kraftwerke gebaut oder mit ans Netz gebracht werden. Kunden des Ökostrom-Tarifs naturstrom tragen so durch ihren Strombezug automatisch und ganz aktiv zum Gelingen der Energiewende bei.

Doch egal ob sie zu naturstrom oder einem anderen, echten Ökostrom-Tarif wählen – oft besteht bei Verbraucherinnen und Verbrauchern Unsicherheit, woran man eigentlich Ökostrom mit echtem Umweltnutzen erkennt. Dieser Frage gehen wir daher in unserem Blog-Beitrag „Was macht guten Ökostrom aus?“ nach.

Miriam Ersch-Arnolds
ersch@naturstrom.de

arbeitete bis Februar 2019 in der Pressestelle von NATURSTROM. Ihre Begeisterung für das Thema Nachhaltigkeit wurde während ihrer Zeit als Mitarbeiterin einer Fairhandels-Organisation geweckt und begleitet sie bis heute auch ehrenamtlich. E-Mail

1 Kommentar
  • Frank Seifert
    Gepostet um 12:06h, 28 September Antworten

    Toller Artikel!

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