Führung teilen – geht das? Sehr gut sogar, sagen Laura Brandt und Saskia Richter. Die beiden teilen sich seit Sommer 2021 die Leitung des Produktmarketings bei naturstrom. Wie es dazu kam, wie sie ihre Mitarbeitenden darauf vorbereitet haben und welches Fazit sie nach einem Jahr ziehen, verraten sie jetzt.
Seit fast zehn Jahren ist Laura Brandt bei naturstrom – und gehört damit zu den dienstältesten Kolleg:innen. Als Abteilungsleitern des Produktmarketings trägt sie mit ihrem zehnköpfigen Team nicht nur dazu bei, die Bekanntheit der naturstrom-Tarife weiter zu steigern, sondern ist auch an der (Weiter-) Entwicklung verschiedener Produkte wie beispielsweise den naturstrom städtetarifen beteiligt.Als Laura Mitte 2019 schwanger wird und ihre Elternzeit für Mitte 2020 ankündigt, sucht das Unternehmen nach einer Vertretung, die sowohl Erfahrung als Führungskraft mitbringt als auch Marketing-Expertise und Interesse an Nachhaltigkeit. Ein paar Kilometer weiter westlich in Düsseldorf-Niederkassel befindet sich Saskia Richter in den letzten Monaten ihrer eigenen Elternzeit und überlegt, wie es beruflich weitergehen könnte. „Ein Wiedereinstieg bei meinem bisherigen Arbeitgeber, einem Kölner Lifestyle-Unternehmen, wäre zwar möglich gewesen, konnte ich mir aber überhaupt nicht mehr vorstellen“, berichtet die studierte Betriebswirtschaftlerin. „Abgesehen von den Rahmenbedingungen stimmten auch meine persönlichen Werte nicht mehr mit meinem bisherigen Job überein. Als ich von der Stelle bei naturstrom erfahren habe, habe ich sofort gedacht, dass das gut passen könnte.“Saskia überzeugt, sowohl mit ihrer Expertise als auch ihrer Einstellung. Und auch naturstrom punktet als flexibler und familienfreundlicher Arbeitgeber. „Besonders beeindruckt hat mich, dass naturstrom mir die Führungsstelle auf meinen Wunsch hin sogar in Teilzeit ermöglicht hat. So konnte ich mir den Einstieg nach der Elternzeit gut vorstellen und hatte von Anfang an ein gutes Gefühl.“Berührungspunkte mit der Energiewirtschaft hatte Saskia bis dato kaum – „bis auf meine eigene Stromrechnung“, berichtet die heute 42-Jährige lachend. Auf die Herausforderung und das neue Themenfeld freut sie sich .. „Aber das Team und alle anderen Kolleginnen und Kollegen haben mir vom ersten Tag an sehr geholfen. Dadurch, dass die meisten bereits seit vielen Jahren in der Branche oder sogar im Unternehmen sind, haben sie mich inhaltlich sehr gut abgeholt. So konnte ich meine fachlichen Kenntnisse schnell auf die Energiewirtschaft übertragen“, erinnert sich Saskia an ihre ersten Monate bei naturstrom. Ihre Expertise und ihr unvoreingenommener Blick aufs Unternehmen erweisen sich als wertvolle Mischung, mit der sie im Produktmarketing unter anderem durch die Zusammenarbeit mit Influencer:innen viele neue Impulse setzt.
New Work
Während der einjährigen Elternzeit wird für Laura klar: Komplett zurückkommen in eine 40-Stunden-Woche will sie erstmal nicht. Das ahnen auch Lauras Vorgesetzte und die Personalabteilung – und machen ihr und Saskia ein besonderes Angebot: Sie schlagen ihnen vor, künftig gemeinsam die Leitung des Produktmarketings zu übernehmen – fifty-fifty im Führungstandem. New Work par excellence.Die Entscheidung machen sich die beiden nicht leicht. Schließlich kennen sie sich kaum persönlich und wissen nicht, wie sie in Charakter und Führungsstil harmonieren. Offene Gespräche können jedoch sämtliche Bedenken schnell klären. Nach einigen Tagen entschließen sich Laura und Saskia vorfreudig für das neue Modell.Das ist im Frühjahr 2021, bis zum Wiedereinstieg von Laura sind es noch einige Wochen. Zeit, die die beiden Frauen nutzen, um sich auf ihre zukünftigen Rollen und ihre Aufgabenteilung vorzubereiten. „Sich eine Führungsaufgabe zu teilen, war nicht nur für uns etwas völlig Neues, sondern auch für das Unternehmen. Wir sind die ersten, die wir kennen, die so was machen, sodass wir uns im Vorfeld mit niemandem über Erfahrungen, aber auch Bedenken austauschen konnten“, so Laura.Das Angebot des Unternehmens, sich für ihren Weg externe Hilfe an die Seite zu holen, nehmen sie dankend an. Bei der Auswahl ihrer Coachin ist es ihnen wichtig, jemanden zu haben, der sich nicht nur mit weiblicher Führung, agilem Arbeiten und New Work auskennt, sondern mit dem auch die Chemie stimmt. Ihre Wahl fällt auf die Düsseldorfer Beraterin Zerrin Börcek, die seit 2013 unter „Zerrin empowers“ Menschen bei verschiedenen Transformationsprozessen begleitet und die Saskia vom Female Innovation Hub kennt.„Über die Anfrage von naturstrom, Laura und Saskia bei der Implementierung einer Doppelspitze zu unterstützen, habe ich mich sehr gefreut“, berichtet Zerrin. „Ich bin fest davon überzeugt, dass solche New-Work-Modelle uns in Zukunft häufiger begegnen werden, denn davon profitieren sowohl Arbeitnehmer:innen als auch der Arbeitgeber.“Bevor sie ihre Mitarbeitenden in ihre Pläne einweihen, besprechen Laura und Saskia im Coaching mit Zerrin offene Fragen. Wie wollen wir künftig unsere Mitarbeitenden führen? Welche Begleitung brauchen die Mitarbeitenden bei der Veränderung? Wie teilen wir uns inhaltlich auf? Schnell zeigt sich eine der Stärken dieses Tandems, nämlich dass sich Fähigkeiten, Erfahrungen und Interessen gewinnbringend ergänzen. Das führt zu einer natürlichen Aufteilung der Themen: Da Laura nicht nur das Unternehmen und die Branche, sondern auch die Mitarbeitenden sehr gut kennt, fokussiert sie sich auf Mitarbeiterführung und Produktmanagement. Saskias geschultes unternehmerisches Denken kommt der Weiterentwicklung verschiedener Marketing-Instrumente wie der Social-Media-Präsenz und diversen Marketing-Kooperationen zugute.Um ihr Team mit den anstehenden Veränderungen nicht vor den Kopf zu stoßen, veranstalten sie gemeinsam mit Zerrin einen Workshop, in dem sie ihre Pläne vorstellen, Erwartungen formulieren und einholen. Besonders wichtig ist ihnen, dass sie auch als Doppelspitze mit „einer Stimme“ sprechen. Dafür stimmen sie sich die beiden kontinuierlich ab, sprechen auf Augenhöhe über das, was gut und das, was weniger gut läuft.
Nach drei Monaten geteilter Führung treffen sie sich erneut in großer Runde und ziehen ein Zwischenfazit. „Wir haben ganz bewusst das Feedback unseres Teams eingeholt und daraufhin auch Veränderungen an unserem ‚Prototypen Führungstandem‘ vorgenommen, beispielsweise haben wir die Meeting-Struktur angepasst und auch das Vorgehen etwa beim Führen von Personalgesprächen präzisiert“, so Laura.
Die Rechnung geht auf: Ein Jahr später sind nicht nur die beiden und ihr Team, sondern auch die Geschäftsführung rundum zufrieden mit der Entscheidung für die Doppelspitze.
Besonders den Austausch untereinander schätzen Laura und Saskia sehr. „Als Führungskraft ist man ja oft Einzelkämpferin. Umso wertvoller ist es, sich mit jemandem austauschen zu können, der dieselben Themen und Herausforderungen hat. Diese Sparring-Partnerschaft macht nicht nur Spaß, sondern erhöht die Motivation“, erzählt Saskia. „Hinzu kommt, dass die Verantwortung auf zwei Schultern verteilt ist, was die Führung in Teilzeit deutlich erleichtert und viel zur Work-Life-Balance beiträgt“, ergänzt Laura.
Für die beiden ist ihr Führungstandem ein voller Erfolg – von dem nicht nur sie, sondern auch naturstrom profitiert. „Eigentlich wünsche ich jeder Führungskraft einen gleichberechtigten Sparringspartner, denn die Vorteile und damit auch die besseren Ergebnisse liegen einfach auf der Hand“, fasst Laura zusammen.
-
ist seit April 2018 dabei und schreibt für naturstrom über alles rund um die Energiewende. Jenseits des Büros bewegen sie die Themen Ernährung, Konsum und Mobilität – aber bitte in nachhaltig.