Mitten in Berlin-Kreuzberg fließt bald Mieterstrom

Mitten in Berlin entsteht ein nachhaltiges Wohnprojekt: Die Möckernkiez eG verwirklicht auf 30.000 Quadratmetern ein neues Stadtquartier. Für die Energieversorgung arbeitet die privat organisierte Wohnungsbaugenossenschaft mit NATURSTROM zusammen: Wärme und Strom sollen direkt vor Ort gewonnen und verbraucht werden. Damit auch ihr live dabei sein könnt, während in Berlin-Kreuzberg etwas ganz Neues entsteht, begleiten wir das Projekt mit einem Bautagebuch. In Teil 7 erzählen wir, wie die PV-Anlagen auf die Dächer kommen – und wo bald überall Mieterstrom fließt.

Photovoltaikanlagen auf einem der Dächer des Möckernkiezes. Foto: Agentur für Erneuerbare Energien, Paul Langrock.

Über 1.600 Stunden scheint in der Hauptstadt im Durchschnitt jährlich die Sonne. 1.600 Stunden, die im Möckernkiez nicht nur genossen, sondern zukünftig auch genutzt werden können. Die ersten Dächer im Möckernkiez fangen bereits an, sich im Sonnenlicht blau-silbern zu spiegeln: Auf Stahlunterkonstruktionen wurden auf zwei Dächern des Kiezes Photovoltaikmodule aufwändig montiert – drei kleinere Anlagen werden bald folgen. „Wir verbauen Paneele auf insgesamt fünf Dächern und legen damit den Grundstein für eine dezentrale Stromversorgung im Möckernkiez“, sagt Thilo Jungkunz, Leiter des Bereiches Dezentrale Energieversorgung bei NATURSTROM.

Ein großer Teil der so gewonnenen Energie kann bald unmittelbar verbraucht werden. Aktuell ziehen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner auf dem 30.000 Quadratmeter großen Areal ein – eine davon ist NATURSTROM-Mitarbeiterin Silke. Wenn alle der neuen, modernen 470 Wohnungen belegt sind, werden im Möckernkiez 1.000 Menschen in insgesamt 14 Häusern leben – gemeinschaftlich, generationenübergreifend und ökologisch. Mit Kosten von 130 Millionen Euro ist es das größte Bauprojekt einer privat organisierten Genossenschaft in Deutschland.

PV-Anlagen: hier besonders schön

„Zu dem ökologischen kommt bei den ersten Häusern der gestalterische Aspekt“, erzählt Thilo Jungkunz. „Zwei Solar-Anlagen wurden von den Architekten des Möckernkiezes von Anfang an mitgeplant. Mit ihren zacken- und wellenartigen Formen schmiegen sie sich an das Haus an und zeigen, wie gut anspruchsvolles Wohnen und Sonnenstrom miteinander harmonieren können.“ Einfach war das nicht, denn die Entwürfe der Architekten entstanden vor fünf Jahren. Seitdem haben sich Vorschriften und Anforderungen substantiell verändert. „Zunächst war nicht klar, ob sich die Ideen von damals überhaupt noch realisieren lassen. Unser Projektteam hat sich dafür eingesetzt, es zu versuchen – und Alternativlösungen erarbeitet, mit denen auch die Architekten leben können“, sagt der Diplom Betriebswirt. Seit letztem Sommer saß sein Team an den Plänen – jetzt werden sie Schritt für Schritt Wirklichkeit.

135 kWp verbaut das Team im Möckernkiez. Genug, um jährlich rund 125.000 kWh Strom zu produzieren. Gut die Hälfte davon wird direkt von den Bewohnerinnen und Bewohnern vor Ort abgenommen werden können. Der Sonnenstrom vom Dach wird dabei mit Ökostrom von NATURSTROM gemischt, um den gesamten Stromverbrauch zu decken. „Mieterstromkunden profitieren in mehrfacher Hinsicht. Ihr Strom ist sauber, günstig und wird direkt vor Ort gewonnen – näher dran an der Energiewende geht es nicht“, ist Dr. Tim Meyer, Vorstand bei NATURSTROM, überzeugt.

Mieterstrom ist ein wichtiger Baustein

„Mieterstrom passt sehr gut zu unserem Projekt“, sagt Frank Nitzsche, kaufmännischer Vorstand der Möckernkiez eG, „denn ein Ziel für das gemeinschaftliche und generationenübergreifende Wohnprojekt war von Anfang an ein möglichst hoher ökologischer Standard.“ Mieterstrom ist dabei ein wichtiger Baustein. Dazu kommt eine nachhaltige Wärmeversorgung: NATURSTROM hat bereits ein Nahwärmenetz verlegt und ein Blockheizkraftwerk (BHKW) errichtet, das zu 100 Prozent mit Biogas betrieben wird. Für den Spitzenlastausgleich wird ein Gaskessel bereitstehen.

Neben der Wärme wird das BHKW auch Strom produzieren – der wiederum Teil des Mieterstroms sein wird. „Der Betrieb des BHKW ist auf eine optimale Wärmeversorgung des Möckernkiezes ausgerichtet. Den Mieterstrom, den es als Nebenprodukt erzeugt, wird es also vornehmlich abends und in der kalten Jahreszeit produzieren“, sagt Dr. Tim Meyer. „Da die Solaranlagen dann nicht oder nur wenig liefern, ergänzen sich Photovoltaik und BHKW auch im wärmegeführten Betrieb bestens.“

Finja Seroka
seroka@naturstrom.de

arbeitete bis 2021 bei NATURSTROM. Begeistert sich beruflich und auch privat für nachhaltige Themen. Zuvor hat sie u. a. als Journalistin für Handelsblatt Online und die Funke Mediengruppe gearbeitet.

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