Dieser Artikel ist vor 2022 erschienen und daher archiviert. Unter Umständen kann es zu Darstellungsfehlern kommen.

Warum wir nicht so nachhaltig leben, wie wir wollen

18.12.2020

 – Finja Seroka

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Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Ein Zeitpunkt, zu dem viele von uns gerne Vorsätze fassen. Vegetarisch oder vegan essen, mehr Sport treiben oder weniger Bildschirmzeit – viele der Vorsätze sind ebenso gut für uns wie für die Umwelt. Warum setzen wir sie dann oft nicht um? Und wie lässt sich das für 2021 ändern? Das erzählen wir dir in diesem Blogartikel.

Wille und Bewusstsein sind bei vielen Menschen bereits da: Drei von vier Menschen in Deutschland ist ein nachhaltiger Lebensstil wichtig bis sehr wichtig. Fast 90 Prozent geben im Rahmen des Ökobarometers an, ihnen seien faire Anbaubedingungen in der Landwirtschaft sehr wichtig. Und zwei Drittel der Menschen sind laut einer Umfrage des Tagesspiegels dazu bereit, für nachhaltige Lebensmittel mehr Geld auszugeben. Doch nur 43 Prozent der Befragten geben an, häufig Biolebensmittel zu kaufen. Ausschließlich zu Biolebensmitteln greifen laut einer eigenen Aussage nur sechs Prozent. Und der Marktanteil von Bio-Lebensmitteln an allen Lebensmittelprodukten steigt zwar stetig, er lag aber 2019 lediglich bei knapp 6 Prozent. Bei Fleischprodukten ist der Bio-Anteil noch geringer, während der Fleischkonsum auch nach diversen Fleischskandalen bei 60 kg pro Kopf und Jahr liegt (zum Vergleich: in einem nachhaltigen Warenkorb wären es maximal 15,6 kg). Vor allem verpacken wir fast alles, was wir konsumieren, und haben 2018 so viel Plastik, Pappe, Aluminium und Papier weggeschmissen wie noch nie.

Warum ist das so? Warum verhalten wir uns anders, als wir wollen?

Passen unsere Vorsätze und die Realität nicht zusammen, ist das für uns unangenehm. Die sogenannte kognitive Dissonanz kommt zum Tragen. Damit wir wieder in den Spiegel schauen können, werden wir kreativ: Wir verlängern den Planungszeitraum, deuten Ereignisse um und reden den Widerspruch klein. Wir rechnen unsere Flugreisen mit veganen Mahlzeiten schön. Im Zweifel sagen wir uns, das bringe doch alles sowieso nichts.
Wenn wir für einen nachhaltigen Lebensstil auf etwas – zum Beispiel Fleisch – verzichten, erleben wir das persönlich. Den Nutzen unseres Verzichtes hingegen merken wir nicht direkt und ggf. sogar nie, da er in der Zukunft liegt. Dabei neigen Menschen dazu, kurzfristige Belohnungen zukünftigen vorzuziehen. Viele schieben deshalb nachhaltige Pläne wider besseres Wissen immer wieder auf.

Wie wir unser Verhalten ändern können

Die schwierigste – wirkungsvollste und gesündeste – Strategie zur Dissonanzreduktion ist es, sein Verhalten tatsächlich zu verändern. Die gute Nachricht ist: Wir können uns ändern. Zum Beispiel, indem wir es uns selbst einfacher, angenehmer und damit auch wahrscheinlicher machen, uns tatsächlich nachhaltig zu verhalten. Wir können planvoll so einkaufen und kochen, dass die Versuchung von Fast Food sinkt. Wir können Klimaschutz gemütlich vom Sofa aus betreiben und zu echtem Ökostrom und Biogas wechseln. Oder mit Freunden einen schönen Wanderurlaub planen statt der Flugreise. Vielleicht finden sich im Bekanntenkreis bereits Vorbilder in Sachen Nachhaltigkeit oder Inspiration im Social Web. Hilfreich ist dabei zu wissen, welcher Motivationstyp du bist. Jede und jeden motiviert etwas anderes, tatsächlich etwas zu tun und das eigene Verhalten zu ändern. Je besser du dich da kennst, desto einfacher wird es dir fallen, dich zu motivieren – und tatsächlich etwas zu ändern.

Wir können die Einflussmöglichkeiten sehen und stärken, die wir haben: So beeinflusst unser Konsumverhalten mittelbar die Industrie und unsere Stimme die Politik. Wichtig ist: anzufangen. Die ersten Schritte sind meistens die schwierigsten. Dabei fühlt sich das Aufschieben häufig schlimmer an als das Anfangen. Probier’s aus, jetzt gleich.

  • arbeitete bis 2021 bei NATURSTROM. Begeistert sich beruflich und auch privat für nachhaltige Themen. Zuvor hat sie u. a. als Journalistin für Handelsblatt Online und die Funke Mediengruppe gearbeitet.

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