
08 Feb 2018 Unser Leben ohne Kühlschrank
Haushaltsgeräte machen rund die Hälfte unseres gesamten Stromverbrauchs aus – und schlagen sich entsprechend in der Rechnung nieder. Dazu kommen all die Ressourcen, die notwendig sind, um die Geräte erst einmal herzustellen. Am Nachhaltigsten wäre es deshalb: ohne. Klingt erst einmal unmöglich, aber NATURSTROM-Kollegin Anne hat es trotzdem ausprobiert – und ihren Kühlschrank abgeschafft.
Die Idee, einfach mal ohne Kühlschrank zu leben, kam meinem Mann an einem Winterabend unter der Dusche. Er fragte sich: Wie dekadent ist es eigentlich, einen Raum erst aufzuwärmen, um dann einen Schrank dort rein zu stellen, den man wieder runterkühlt? Und überhaupt: Was muss überhaupt in einen Kühlschrank? Und was davon brauchen wir wirklich?
Und dann ging alles ziemlich schnell: Kühlschrank auf, Sachen in eine Kiste mit Deckel, ab damit auf den Balkon und weg mit der überdimensionierten Kühl-/Gefrierschrank-Kombi (ein Überbleibsel meiner Eltern – von daher auch nicht gerade sparsam im Verbrauch!). Die Frage, was eigentlich in einen Kühlschrank muss, war auch schnell beantwortet: Gemüse und Obst schon mal nicht, Eier auch nicht und die Milch – dafür gibt es ja auch die H-Milch. Käse hält sich durchaus auch ungekühlt und schwitzender Käse ist entgegen vielfach anzutreffender Meinung nicht vergammelt. Ausgequetschte Tuben von Tomatenmark oder Senf wurden schnell aufgebraucht und seitdem nicht mehr vermisst.
Ess- und Einkaufsgewohnheiten auf dem Prüfstand
Während des Winters hatten wir genug Zeit, um unsere Ess- und Einkaufsgewohnheiten zu überdenken und zu reflektieren: Muss ich all die Dinge auf Vorrat haben, nur damit ich diese dann essen kann, wenn ICH das will? Und wozu brauche ich einen Gefrierschrank? Schließlich kühlt der Lebensmittelmarkt doch schon alles für mich und ich kann die Dinge auch kaufen und direkt verbrauchen. Zugegeben, Organisation und eine gute Infrastruktur bedarf ein Leben ohne Kühlschrank schon. Also schrieb ich täglich meine Einkaufslisten und ging nach der Uni für denselben und maximal noch den nächsten Tag einkaufen.
Der Sommer kam und der Käse landete unter einer Käseglocke. Essensreste brauchten wir am nächsten Tag auf. Wenn ich einen Joghurt haben wollte, kaufte ich mir diesen und aß ihn am selben Tag. Das einzige, was wir nun wirklich nicht bieten konnten, war kaltes Bier – aber man gewöhnt sich an alles. Und so vergingen die Jahre, erst eins, dann zwei … Und unser jährlicher Stromverbrauch sank auf 1.100 kWh bei einem 2-Personen-Haushalt.
Ohne Kühlschrank – und dann kam der Berufsalltag
Mittlerweile sind wir beide berufstätig und das tägliche Einkaufen ist doch sehr zeitintensiv. Demütig mussten wir einsehen, dass das Leben ohne Kühlschrank nicht immer ins aktuelle Lebenskonzept passt. Daher unser Kompromiss: Ein Minikühlschrank mit 42 Litern und einem Verbrauch von max. 84 kWh/ Jahr, der im Winter ausgeschaltet bleibt und den Rest des Jahres auf kleinster Stufe betrieben wird.
Autorin: Anne Johann, Marktforscherin bei NATURSTROM
Mehr zum Thema nachhaltige Ernährung findest du zum Beispiel in diesem Beitrag zur Solawi.
Marlon Barbalics
Gepostet um 19:18h, 06 NovemberOhne Kühlschrank stell ich mir echt schwierig vor heut zu tage. Das ist eine echte Herausforderung, aber wenn man den dreh erstmal raus hat, ist es bestimmt machbar.