Gerettete Lebensmittel Foodsharing

Foodsharing: Lebensmittel retten anstatt wegwerfen

11 Millionen Tonnen Lebensmittel werden jährlich in Deutschland weggeworfen. Diese unglaublich große Menge entsteht entlang der gesamten Wertschöpfungskette: von der Herstellung über die Verarbeitung und den Vertrieb sowie bei Großverbrauchern und privaten Haushalten. Was können wir gegen die Verschwendung wertvoller Ressourcen tun?

Mit Foodsharing gegen Lebensmittelverschwendung

Lebensmittelverschwendung ist seit langer Zeit ein großes Problem in meinen Augen. Mir geht es um systematische Lebensmittelverschwendung, die tagtäglich und regelmäßig geschieht. Seit zwei Jahren engagiere ich mich daher bei der Plattform Foodsharing als „Foodsaverin“. Der Verein arbeitet deutschlandweit und kooperiert mit Supermärkten, Bäckereien und anderen Geschäften, die ihre Produkte nicht einfach rücksichtslos wegwerfen möchten. Nach Ladenschluss „rette“ ich an festen Tagen mit anderen Mitgliedern Lebensmittel, die sonst in der Tonne landen würden. Sie werden uns in grünen Kisten von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern übergeben. Für die Abholzeiten gibt es eine Online-Plattform, auf der ich mich für jeden Betrieb bewerben und in vorgegebenen Zeitslots für die Abholung eintragen kann.

Obst und Gemüse „fairteilen“

Gerade Obst und Gemüse wird häufig entsorgt, weil es nicht der Norm entspricht oder Dellen hat. Wie ich die geretteten Lebensmittel fairteile – wie es unter den Mitgliedern heißt –, bleibt mir überlassen. Ich kann sie an Freunde, Familie oder Arbeitskollegen und Arbeitskolleginnen bei NATURSTROM geben oder auch selbst verbrauchen. Auch beim Verteilen der Lebensmittel gibt es zahlreiche Kooperationen und Bringstellen, bei denen ich die Lebensmittel abgeben kann. Fest steht dabei: Die Mengen, die ich rette, sind viel zu groß, als dass ich sie jemals in meinem eigenen vierköpfigen Haushalt verbrauchen könnte. Ich bekomme manchmal 30 Brote oder 50 Bananen auf einmal, die ich dann anschließend weitergebe.

Wohin mit den 30 Broten und 50 Bananen?

Foodsharing ersetzt für mich nicht den Einkauf – das Fairteilen kostet Zeit und ich mache es, weil ich die Verschwendung wirklich als gesellschaftliches Problem betrachte. Da ich recht zentral in Düsseldorf wohne, gebe ich die Lebensmittel meistens an soziale Einrichtungen wie die Drogenhilfe oder ein Obdachlosenhaus. Dort kommt die Hilfe an der richtigen Stelle an und außerdem freuen sich die Freiwilligen stets über die Lebensmittelspenden.

Wie kann ich Foodsaver werden?

Den Verein gibt es in jeder größeren deutschen Stadt. Um Mitglied zu werden musst du erst einen Online-Test machen, bei dem es um Lebensmittelhygiene und die Regeln bei den Abholungen geht. Danach bekommst du einen Ansprechpartner, der dich zu drei Probeabholungen einteilt. Hast du diese „bestanden“, kannst du dich in Betrieben bewerben und regelmäßig Lebensmittel retten. Alle Abholungen werden dabei über die Webseite von Foodsharing koordiniert, ich trage mich circa zwei Wochen vor jeder Abholung individuell dafür ein.

Foodsharing hilft nur bei Lebensmittelverschwendung in der Industrie

Mir ist klar, dass Foodsharing eigentlich nur das „Symptom“ der Lebensmittelverschwendung lindert und weniger Abfall entsteht. Das eigentliche Problem ist aber strukturell.

Lebensmittelabfall in Deutschland

Insgesamt landen 11 Millionen Lebensmittel in Deutschland im Müll. Quelle: Thünen Report 2019

Mir persönlich hat Foodsharing aber die Dramatik des Problems bewusst gemacht. Ich schätze Lebensmittel nun mehr wert, bin achtsamer beim normalen Einkauf und überlege vorher, ob ich die gekauften Lebensmittel auch wirklich aufbrauchen kann. Ich glaube, wenn mehr Menschen dafür sensibilisiert wären, könnten von den 6,1 Millionen Tonnen, die durchschnittlich im Haushalt in Deutschland weggeworfen werden, immerhin ein paar Tonnen eingespart werden. Das Bundesministerium für Landwirtschaft rechnete in einer Studie aus, dass wir immerhin 2,7 Millionen Tonnen pro Jahr einsparen könnten. Zu einem ressourcenschonenderen Umgang kann also jeder Mensch beitragen. Interessante Gespräche über Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz können dabei auch im Alltag stattfinden. Gerade mit meinen Kollegen und Kolleginnen bei NATURSTROM ist das immer wieder ein großes Thema, denn auch dort gibt es noch weitere Engagierte bei Foodsharing. Einige Hilfestellungen aus diesen Gesprächen habe ich hier für dich zusammengestellt:

Tipps für weniger Lebensmittelverschwendung im Alltag
1. Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) richtig einschätzen: Viele Lebensmittel können oft länger gelagert werden, als das MHD angibt. Zum Beispiel: Mehl, Nudeln, Reis.
2. Richtig lagern: Einige Gemüssorten und tierische Produkte gehören in den Kühlschrank. Wusstest du, dass Kartoffeln sehr lichtempfindlich sind und länger in einer Kiste halten?
3. Kauf immer mit Einkaufszettel (klingt einfach, aber du glaubst gar nicht wie verlockend die Werbeanzeigen im Supermarkt sind)
4. Zu große Portion gekocht: Wirf dein Essen nicht weg, sondern friere es in einer Tupper-Dose ein. Das geht auch mit noch so kleinen Resten!
5. Kreative Resteverwertung: Eine halbe Zucchini, eine halbe Aubergine und eine angebrochene Tomatensoße übrig? Morgen gibt’s Pizza!
6. Urlaub: Wenn du mal wegfährst, verbrauche entweder alle Lebensmittel oder verschenke sie an Freunde, Nachbarn und Bekannte.
Hanna Sissmann
hanna.sissmann@naturstrom.de

Arbeitete bis Mai 2020 in der Pressestelle von NATURSTROM und schrieb hier Blogartikel über die Energiewende, Nachhaltigkeit und Elektromobilität. Ein großes Interesse an Wind- und Solarenergie hat sie zu NATURSTROM geführt.

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