Euro, Dollar, Złoty? Kennt man. Aber wie steht’s um den Klimabonus? Das ist die Währung, die lokales klimafreundliches Verhalten in den Regionen Leipzig, Chiemgau und der Region Burgwald-Ederbergland mit der Stadt Marburg, Lüneburg und Flensburg fördert. Wie die entstanden ist und welche Vorteile Klima und Bürger:innen davon haben, darüber sprechen wir mit Christian Gelleri, Projektkoordinator des Klimabonus, einem Projekt des Chiemgauer e.V.
Lieber Christian, fangen wir mit den Basics an, denn der Wechselkurs ist denkbar einfach: Ein Klimabonus ist ein Euro wert. Warum braucht es dann überhaupt eine eigene Währung?

Der Klimabonus ist mehr als nur eine alternative Währung – er ist ein Werkzeug, das Klimaschutz sichtbar, greifbar und alltagstauglich macht. Denn mit jedem ausgegebenen Klimabonus sehen die Nutzer:innen direkt, wie viel CO₂ durch ihren Einkauf oder ihre Investition eingespart wird. Das funktioniert so: Pro eingesparten zehn Kilogramm CO₂ wird ein Klimabonus vergeben. Je größer also die Belohnung, desto höher die Klimawirkung. Ohne komplizierte Berechnungen oder Fachwissen wird so auf einen Blick deutlich, was nachhaltiges Handeln bewirken kann.
Darüber hinaus hat der Klimabonus eine regionale Wirkung: Er zirkuliert ausschließlich in lokalen, nachhaltigen Geschäften – also bei Unternehmen, die ressourcenschonend wirtschaften oder umweltfreundliche Produkte anbieten. So bleibt das Geld in der Region, stärkt die lokale, klimafreundliche Wirtschaft und vermeidet zusätzliche Emissionen durch lange Transportwege.
Und nicht zuletzt hat der Klimabonus auch eine bildungsfördernde Wirkung: Wer ihn nutzt, setzt sich automatisch mit neuen nachhaltigen Produkten, Ideen und Konzepten auseinander – und wird so ganz nebenbei zum Teil einer klimabewussteren Konsumkultur.
Und das hilft dann, CO2 einzusparen?
Ja, genau das ist das Ziel: Der Klimabonus motiviert dazu, klimafreundliche Entscheidungen im Alltag zu treffen – sei es beim Einkauf, beim Energieverbrauch oder bei der Mobilität. Weil die Belohnung direkt an die CO₂-Einsparung gekoppelt ist, wird nachhaltiges Handeln sichtbar und wertgeschätzt. Das macht Klimaschutz konkret und für viele Menschen erstmals ganz praktisch erlebbar.
Warum ist das wichtig?
Weil wir jetzt die große Chance haben, unsere Zukunft aktiv zu gestalten. Jede eingesparte Tonne CO₂ bringt uns einen Schritt weiter in Richtung eines gesunden Klimas, lebendiger Städte und lebenswerter Regionen. Wir wissen heute mehr denn je, wie Wandel gelingen kann – und dass er dort am stärksten wirkt, wo Menschen ihn mittragen.
Dazu braucht es nicht nur politische Rahmenbedingungen, sondern vor allem alltagstaugliche und motivierende Angebote, die Lust machen, Teil der Lösung zu sein. Der Klimabonus setzt genau hier an: Er macht Klimaschutz sichtbar, erlebbar – und zeigt, wie viel wir gemeinsam bewegen können.
Wie entstand die Idee zum Klimabonus?
Die Idee zum Klimabonus entstand aus einer ganz praktischen Überlegung: Wie können wir Menschen im Alltag für klimafreundliches Verhalten begeistern – ohne erhobenen Zeigefinger, sondern mit Freude und Anerkennung? Dabei wurde schnell klar, dass Belohnung ein starker Hebel sein kann. Warum nicht genau das sichtbar machen, was oft unsichtbar bleibt – nämlich die CO₂-Einsparung durch bewusstes Handeln?
Inspiriert von Regionalgeldern, wie dem Chiemgauer und anderen Bonusprogrammen, entwickelten wir den Klimabonus als positiven Anreiz für nachhaltige Entscheidungen. Von Anfang an war klar: Es soll einfach funktionieren, regional wirken und gleichzeitig Bewusstsein für den eigenen Klimabeitrag schaffen. Heute ist der Klimabonus ein gemeinschaftlich getragenes Projekt in fünf Regionen in Deutschland. Das zeigt, wie viel Kraft in lokalen Initiativen steckt – wenn Menschen, Ideen und Engagement zusammenkommen.
In welchen Städten gilt der Klimabonus denn?
Den Klimabonus gibt es in fünf Regionen in Deutschland: in Flensburg, Lüneburg, Leipzig, dem Chiemgau und der Region Burgwald-Ederbergland mit Marburg.
Wie komme ich an Klimaboni? Wo tausch ich die um?
Klimaboni erhält man ganz unkompliziert, indem man klimafreundliche Maßnahmen umsetzt oder nachhaltige Produkte nutzt – z. B. durch den Umstieg auf Ökostrom, den Kauf von Second-Hand-Waren, die Nutzung von Carsharing oder durch die Teilnahme an weiteren Belohnungs-Aktionen in der eigenen Region. Je nachdem, wie viel CO₂ dabei eingespart wird, bekommt man eine bestimmte Menge an Klimaboni geschenkt. Außerdem gibt es bei sogenannten Wechselstellen die Möglichkeit, Euro in Klimaboni zu tauschen.
Und da kann ich dann in jedem Laden damit bezahlen?
Eingelöst werden können die Klimaboni dann bei teilnehmenden Partnerbetrieben vor Ort: also in Geschäften, Cafés, Märkten oder Dienstleistungsunternehmen, die nachhaltig wirtschaften. Dort werden die Klimaboni wie Euro angenommen. So wird nachhaltiger Konsum nicht nur belohnt, sondern auch direkt erlebbar – und ganz nebenbei unterstützt man dabei die regionale Wirtschaft.

Stichwort Regionalität: Kann ich mit fünf Klimaboni aus Flensburg auch in Leipzig zahlen? Und lohnt sich die Währung auch für Tourist:innen?
Grundsätzlich ist der Klimabonus regional organisiert – das heißt: Die Klimaboni, die du in Flensburg bekommst, kannst du auch bei den teilnehmenden Betrieben dort vor Ort einlösen. Das stärkt gezielt die lokale Wirtschaft und macht die Wirkung des Projekts in der jeweiligen Region besonders sichtbar. In manchen Regionen gibt es ein unterschiedliches Design der Scheine.
Für Tourist:innen ist der Klimabonus auf jeden Fall interessant! Wer z. B. klimafreundlich anreist oder im nachhaltigen Hotel übernachtet, kann Klimaboni erhalten – und diese dann während des Aufenthalts direkt wieder vor Ort einsetzen. So wird nachhaltiger Tourismus erlebbar – und macht doppelt Freude: für Gäste und für die Region.
Auf eurer Website habe ich gesehen, dass man in einigen Regionen sogar via App mit einem digitalen Klimabonus zahlen kann. Was hat’s damit auf sich?
Genau – in einigen Regionen gibt es den Klimabonus inzwischen auch als digitale Währung in einer App. Das macht die Nutzung noch einfacher und alltagstauglicher: Wer CO₂ spart, bekommt die Klimaboni direkt aufs App-Konto gutgeschrieben und kann sie ganz bequem bei teilnehmenden Partnerbetrieben einlösen – einfach per QR-Code oder Klick.
Der Vorteil: Alles ist an einem Ort gebündelt – von der Gutschrift über die Bezahlung bei einer Annahmestelle in der Region bis zum Senden von Klimaboni-Beträgen an Freunde. Außerdem sorgt die App für mehr Einfachheit: Man muss die Klimabonus-Scheine nicht mehr im eigenen Portemonnaie mitführen und hat die Gutschrift immer dabei.
Die digitale Lösung ermöglicht uns zudem, den Klimabonus Schritt für Schritt einfacher zu gestalten – regional angepasst, aber mit einem gemeinsamen Ziel: Klimaschutz im Alltag sichtbar, einfach und motivierend zu machen.

Das klingt auf jeden Fall nach einem ziemlich durchdachten Konzept – finden offensichtlich nicht nur wir. Euer Projekt wird von der Bundesregierung gefördert, außerdem seid ihr Teil der Nationalen Klimaschutz-Initiative. Wie habt ihr das geschafft und welche Vorteile bietet euch das?
Dass der Klimabonus Teil der Nationalen Klimaschutz-Initiative (NKI) ist und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird, ist für uns eine große Anerkennung – und zugleich ein starkes Signal, dass innovative, alltagsnahe Klimaschutzideen gebraucht und gefördert werden.
Geschafft haben wir das durch ein engagiertes, fachlich breit aufgestelltes Team und ein Konzept, das überzeugt: Der Klimabonus verbindet Klimaschutz mit sozialer Wirkung und stärkt gleichzeitig die regionale Wirtschaft – das ist in dieser Form einzigartig. Die Förderung ermöglicht es uns, das Projekt modellhaft in mehreren Regionen umzusetzen, voneinander zu lernen und gemeinsam weiterzuentwickeln, was lokal funktioniert.
Ein großer Vorteil der NKI-Förderung ist zudem das Netzwerk: Wir sind Teil eines bundesweiten Austauschs mit anderen Klimaschutzprojekten und können so Erfahrungen teilen, Synergien nutzen und gemeinsam noch mehr Wirkung entfalten.
Was sind eure Pläne für die Zukunft?
Wir möchten unsere Kooperationen mit Städten und Gemeinden und mit Firmen weiter ausbauen, um den Klimabonus noch bekannter zu machen. Wir sehen im Klimabonus eine Plattform, die ein einmaliges Angebot in Deutschland bietet und sich hervorragend mit anderen Klimaschutzinitiativen vernetzen lässt. Wir freuen uns auf neue Partner:innen und Betriebe, die ihren Klimaschutz erweitert denken möchten und eine regionale Verankerung der Aktivitäten bevorzugen.
Na, dann drücken wir euch mal die Daumen! Vielen Dank für deine Zeit, Christian.
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ist seit April 2018 dabei und schreibt für naturstrom über alles rund um die Energiewende. Jenseits des Büros bewegen sie die Themen Ernährung, Konsum und Mobilität – aber bitte in nachhaltig.