„Wir wollen Hürden abbauen und Politik zugänglicher machen“ – Maja Bisanz von Wir für Demokratie e.V. im Interview

27.10.2025

 – Dominique Czech

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Ding, ding, ding! Wir starten mit unserer Initiative naturstrom demokratieplus in die zweite Runde. Wie schon im Frühjahr sammeln wir wieder auf der Plattform Betterplace.org für die gute Sache und verdoppeln jede Spende bis zu insgesamt 25.000 Euro. Diesmal kommt das Geld dem unabhängigen und überparteilichen Verein „Wir für Demokratie e.V.“ zugute, der sich seit 2020 für eine niedrigschwellige demokratische Teilhabe einsetzt. 

Im Interview mit uns verrät die stellvertretende Vorsitzende Maja Bisanz mehr über die Arbeit des Vereins und auch, was genau mit euren Spenden passiert. Viel Spaß beim Lesen!

Hallo Maja, schön, dich zu sehen! Wir für Demokratie setzt sich seit fünf Jahren mit einer Community aus über 150 Ehrenamtlichen für mehr Demokratie hierzulande ein. Warum macht ihr euch die Arbeit?

Wir haben gemerkt, dass es in der politischen Bildungsarbeit eine echte Leerstelle gibt. Viele großartige Projekte vermitteln, wie Demokratie funktioniert. Aber nur wenige zeigen, wie man selbst aktiv werden kann. Genau da setzen wir an.

Was genau bedeutet das?

Wir wollen Menschen erreichen, die bisher kaum Zugang zu politischer Teilhabe haben, etwa weil sie keine Netzwerke haben oder nie erfahren haben, dass ihre Stimme etwas bewirken kann. Wir möchten sie ermutigen, sich einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Mit Wissen, Gemeinschaft und Vertrauen öffnen wir Türen, die sonst oft verschlossen bleiben. Und wir zeigen, dass Demokratie davon lebt, dass wir alle mitgestalten und unseren Teil dazu beitragen.

Demokratiefans durch und durch: Maja Bisanz, stellvertretende Vorsitzende von Wir für Demokratie e.V., und Oliver Hummel, Vorstandsvorsitzender der naturstrom AG

Klingt nach richtiger und wichtiger Arbeit. Und wie finanziert ihr die?

Wir sind ein Community-getragener Verein, das heißt, viele Menschen tragen unsere Arbeit durch ihre ehrenamtliche Unterstützung mit. Die Finanzierung unserer Tätigkeiten erfolgt aktuell größtenteils durch gemeinnützige Stiftungen, die wie wir an eine vielfältige und widerstandsfähige Demokratie glauben. Dazu gehörten bisher zum Beispiel die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt, die Deutsche Postcode Lotterie Stiftung oder die Bundeszentrale für politische Bildung.

Ohne diese Förderung könnten wir viele unserer Ideen nicht umsetzen. Darüber hinaus ist für uns die Finanzierung durch Kleinspenden aber ein Herzensanliegen. Denn demokratiefördernde Arbeit lebt auch durch kleine Beiträge von vielen einzelnen Personen, die sich auch dadurch beteiligen können

Im Rahmen unserer Demokratie-Initiative naturstrom demokratieplus trommeln wir gerade dafür, für ein bestimmtes Projekt eurer Initiative zu spenden. Der Clou: Wir verdoppeln jede Spende bis zu einem Gesamtbetrag von 25.000 Euro, sodass am Ende 50.000 Euro zusammenkommen können. Erzähl uns doch bitte etwas mehr über das Projekt im Mittelpunkt der Aktion.

KickStart ist unser Empowermentprogramm für junge Erwachsene, die sich engagieren wollen, aber bisher kaum Zugang zur Politik hatten. Über neun Monate begleiten wir 30 Teilnehmende aus unterrepräsentierten Gruppen auf ihrem Weg in die politische Mitgestaltung. Jede und jeder von ihnen wird mit einer aktiven oder ehemaligen Politikerin oder einem Politiker gematcht, um persönliche Einblicke in politische Abläufe zu bekommen und gemeinsame Ziele zu entwickeln.

Was sind das für Menschen, die bei KickStart mitmachen?

Viele unserer Teilnehmenden sind bereits sozial aktiv, aber sie hatten bisher keine Verbindung zu Parteien oder politischen Entscheidungsräumen. Durch das Programm gewinnen sie Selbstvertrauen, neue Netzwerke und ein besseres Verständnis dafür, wie politische Teilhabe funktioniert. Besonders für Menschen aus marginalisierten Gruppen ist das ein wichtiger Schritt, um sich langfristig ein Mitspracherecht zu erarbeiten.

Mit KickStart wollen wir einer demokratischen Schieflage begegnen. Immer weniger junge Menschen können sich vorstellen, sich in politischen Institutionen zu engagieren, obwohl sie sich stark für gesellschaftliche Themen einsetzen. Unser Ziel ist es, diese Hürde abzubauen und Politik offener, vielfältiger und zugänglicher zu machen.

KickStart ist nicht euer einziges Projekt. Magst du ein bisschen darüber erzählen, was ihr sonst noch so macht?

Wir haben in den letzten Jahren viele Projekte umgesetzt, auf die wir wirklich stolz sind. Besonders hervorheben würde ich „Parteiwatch“ und das Nachfolgeprojekt „Demokratie im Fokus“. Darin beschäftigen wir uns schon seit drei Jahren mit einem Thema, das oft übersehen wird, obwohl es entscheidend ist: den innerparteilichen Listenaufstellungsverfahren.

Was für ein Wort, „Listenaufstellungsverfahren“. Das klingt …

… sehr technisch, ja, ist aber extrem relevant für die Frage, wer am Ende tatsächlich in einem Parlament sitzt. Lange bevor gewählt wird, fällt hier schon die Entscheidung, welche Personen überhaupt auf den Listen stehen. Diese Prozesse sind häufig intransparent und unterscheiden sich stark zwischen den Parteien und Bundesländern.

Unser Ziel war es, hier Transparenz zu schaffen und zu zeigen, wo Barrieren liegen – insbesondere für Menschen, die bisher unterrepräsentiert sind. Dass wir dieses Thema mit einer eigenen Kampagne in die öffentliche Debatte bringen konnten, war für uns ein echter Erfolg.

Glaub ich gerne! Gegründet habt ihr euch 2020, seid also ein raues gesellschaftliches Klima gewöhnt, das gerade aber auch weltweit schlechter und schlechter wird. Welche Rolle spielt das für eure Arbeit?

Puh, das ist wirklich keine leichte Frage, gerade in diesen Zeiten. Wir erleben weltweit, dass die Grundregeln unserer politischen Kultur zunehmend infrage gestellt werden. Dinge, die wir lange für selbstverständlich hielten, werden plötzlich bewusst gebrochen oder relativiert. Das ist bedrückend, und dem müssen wir entschieden entgegentreten.

Gleichzeitig finden wir es wichtig, nicht nur zu verteidigen, was da ist, sondern auch darüber zu sprechen, was sich verändern muss. Viele unserer demokratischen Institutionen sind in einer Zeit entstanden, in der unsere Gesellschaft noch ganz anders aussah. Heute sind wir vielfältiger und das sollte sich auch in den Strukturen widerspiegeln.

Wir müssen Demokratie also nicht nur schützen, sondern auch weiterentwickeln. Und genau da sehen wir unsere Rolle: Brücken zu bauen zwischen den bestehenden Institutionen und den jungen Generationen.

Maja Bisanz arbeitet seit 2022 für Mehr für Demokratie e.V., zunächst als Projektmanagerin und seit 2023 als stellvertretende Vorstandsvorsitzende

Ein super wichtiges Ziel, wie nicht nur wir finden, sondern vermutlich auch alle Menschen, die im Rahmen von naturstrom demokratieplus schon für KickStart gespendet haben oder es noch vorhaben. Lass uns doch zum Abschluss noch einen Blick in die Zauberkugel werfen: Was glaubst du, wie sieht die Zukunft für die Demokratie hierzulande aus und was wünscht du dir für sie?

Wir wollen mit viel Zuversicht in die Zukunft blicken. In Deutschland gibt es eine unglaublich lebendige Zivilgesellschaft und in allen demokratischen Parteien Menschen, die Politik wirklich neu denken wollen. Menschen, die Visionen für unsere Gesellschaft haben, die Politik nicht als Karriere sehen, sondern als Verantwortung, unsere Gesellschaft gerechter, nachhaltiger und vielfältiger zu gestalten. Mit solchen Leuten zusammenzuarbeiten, ist für uns unheimlich ermutigend.

Wenn wir uns etwas wünschen dürften, dann, dass noch mehr Menschen erkennen, wie wichtig es ist, in unsere Demokratie und ihren Nachwuchs zu investieren. Also in die Gestalterinnen und Gestalter von morgen. Noch immer tun sich viele Förderinstitutionen schwer, Projekte zu unterstützen, die explizit demokratiefördernd arbeiten, auch wenn sie überparteilich sind. Hier verändert sich gerade etwas, aber wir wünschen uns, dass dieses Bewusstsein schneller wächst. Denn Demokratie braucht nicht nur Verteidigung, sie braucht auch Mut zur Weiterentwicklung.

Ein besseres Schlusswort hätten wir uns nicht wünschen können. Danke, Maja, für deine Zeit und natürlich für die wertvolle Arbeit, die ihr mit eurem Verein leistet.

Na, auch Lust bekommen, Wir für Demokratie e.V. zu unterstützen? Am schnellsten geht das gerade mit einer Spende, die wir verdoppeln. 😏 Hier geht’s zur Spendenaktion bei Betterplace.org.

  • ist seit April 2018 dabei und schreibt für naturstrom über alles rund um die Energiewende. Jenseits des Büros bewegen sie die Themen Ernährung, Konsum und Mobilität – aber bitte in nachhaltig.

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