Wer seinen Elektroroller mit naturstrom lädt, vermeidet CO2-Emissionen nicht nur während der Fahrt, sondern auch bei der Stromproduktion © NATURSTROM AG

Der unu-Roller im Test: Mit dem Elektroroller unterwegs

E-Motorroller sind als Sharing-Angebot in vielen Großstädten präsent. Aber wie wäre es mit einem eigenen Roller? Unser Kollege Tim Loppe hat schon vor längerer Zeit den Pendler-Test gemacht. Später hat er sich dann tatsächlich einen Roller von unu gekauft – und berichtet hier im Update von seinen Erfahrungen.

Auto oder Bahn, Pest oder Cholera? Als Pendler zwischen Düsseldorf und dem linken Niederrhein sterbe ich mindestens einen Tod. Als Autofahrer werde ich Teil der großen Blechlawine, die täglich über NRWs Autobahnen rollt, verpeste die Luft in den Städten und treibe den CO2-Ausstoß nach oben. Mit der Bahn bin ich ewig unterwegs, verpasse am laufenden Band meine Anschlüsse und kann mir den Feierabend meist von der Backe schminken.

Auf der Suche nach Alternativen bin ich auf den Elektroroller unu gestoßen. Das Kalkül: Ich bin schneller als mit der Bahn, fahre dank naturstrom völlig emissionsfrei und kann einen Teil des Anschaffungspreises refinanzieren, indem ich in den Sommermonaten mein ÖPNV-Ticket kündige.

Was kann der Roller von unu im Test?

Zunächst einmal zur Technik: Der unu, den ich Probe fahren kann, hat eine Leistung von 2000 Watt. Die Basisvariante hat einen Motor mit 1000 Watt, außerdem gibt es noch ein Premiummodell mit 3000 Watt. Höchstgeschwindigkeit und Reichweite sind in allen drei Ausführungen gleich, unterschiedlich ist die Beschleunigung.

Mit einer Ladung des Lithium-Ionen-Akkus kommt der unu je nach Fahrweise bis zu 50 km weit. Für meine Zwecke reicht das locker. Über Schleichwege brauche ich für eine Wegstrecke 25 km, im Büro und zuhause kann ich außerdem bequem aufladen. Gut, dass ich die Batterie einfach mit in die Wohnung nehmen kann. Vor der Haustür hätte ich keine Möglichkeit, ein Elektrofahrzeug zu laden. Bei voll aufgeladenem Akku kommt der unu auf nahezu 50 km/h. Spätestens wenn sich die Ladestandanzeige der Hälfte zuneigt, sinkt die Höchstgeschwindigkeit auf 45 km/h.

Selbst die kommen mir allerdings noch schnell vor, denn bisher habe ich noch nie ein motorisiertes Zweirad gefahren. Fahrrad oder Auto, dazwischen gab es für mich nichts. Daher hatte ich mir eigentlich vorgenommen, die ersten fünf Kilometer meiner Probefahrt im Fahrradmodus zurückzulegen. Zur Eingewöhnung. Schön langsam, vielleicht mal bis 30 km/h. Nach 500 Metern merke ich: Das wird nichts. Ein leichter Dreh am rechten Griff und der unu zieht kräftig an. Beschwingt sause ich durch den Stadtverkehr und habe keine Probleme, mit den Autos mitzuhalten. Alle paar hundert Meter kommt sowieso eine rote Ampel. Im dicht befahrenen Düsseldorf können die Autofahrer ihren Geschwindigkeitsvorteil kaum ausspielen.

Kaninchen unterschätzen die Geschwindigkeit

Auf dem Weg vom Büro Richtung Rheinbrücke kurve ich durch einen kleinen Park. Darf ich vermutlich gar nicht. Und trotzdem: Die Fußgänger, die mir mit ihren Hunden entgegenkommen, grüßen freundlich und machen mir Platz. So nett können die Menschen sein, wenn man sich ihnen nicht knatternd und stinkend nähert. Links des Rheins düse ich leise surrend über die Felder. Ein Kaninchen, das die Geschwindigkeit des dahingleitenden Rollers unterschätzt hat, huscht gerade noch auf rutschenden Pfoten ins Gebüsch.

Mit naturstrom geladen fährt es sich nicht nur rasant, sondern auch emissionsfrei © NATURSTROM AG

Mit naturstrom geladen fährt es sich nicht nur rasant, sondern auch emissionsfrei © NATURSTROM AG

Euphorisiert stelle ich den Roller zuhause ab. Nehme den knapp halbvollen Akku heraus und stecke ihn im Keller in die Steckdose. Der Lüfter des Netzteils macht ganz schön Wind, im Wohnzimmer würde ich den Akku nicht unbedingt laden wollen. Der Lüfter ist auch leider nicht die einzige Geräuschquelle. Wenn ich langsam auf rote Ampeln zurolle und bremse, quietscht die Scheibenbremse am Vorderrad. Nicht schlimm, allerdings etwas uncool.

Am nächsten Morgen surre ich mit vollem Akku zurück nach Düsseldorf. Komme mir auf dem Roller jetzt schon wie ein alter Hase vor. Was sicher auch daran liegt, dass der unu in der Bedienung ziemlich idiotensicher ist. Normalerweise schaffe ich es immer, einen falschen Schalter zu drücken, einen Knopf nicht weit genug zu drehen oder irgendetwas in der falschen Reihenfolge zu bedienen. Beim unu ist mir das nicht gelungen.

Am Vormittag gebe ich den unu dann schweren Herzens wieder ab. Aber möchte ich so ein Ding wirklich haben? Ich weiß es noch nicht. Der Fahrspaß ist gigantisch, gar keine Frage. Aber lesen, schlafen oder Musik hören geht nur im Zug. Und wenn ich einen der seit Wochen mindestens dreimal täglich fallenden Frühsommer-Platzregen abbekommen hätte, würde ich womöglich anders denken. Für gelegentliche Spritztouren und kleinere Ausflüge ist der unu sicher spitze. Ob ich ihn auch zum täglichen Pendeln praktisch finde, muss ich mir noch überlegen.

Update: Der unu ist auch gebraucht eine Option

Und wie ging es dann weiter? Man kann mir nicht nachsagen, dass ich Kaufentscheidungen überhastet treffe. Ein knappes Jahr nach meinem Test hatte ich mich dann aber doch durchgerungen, mir einen unu zuzulegen – allerdings gebraucht. Über ein Kleinanzeigenportal hatte ich ein wenig gefahrenes Exemplar entdeckt: 360 km Laufleistung, die Basismotorisierung mit 1 kW, Erstzulassung im Herbst 2014. Eines der allerersten Exemplare also!

Seitdem sind mein unu und ich ein Herz und eine Seele. Knapp 7.000 km bin ich mit ihm bislang gefahren, quasi ausschließlich den Arbeitsweg, denn innerstädtisch ist für mich nach wie vor das Fahrrad Mittel der Wahl. Auch heute noch, im Spätsommer 2020, liegt die Reichweite der Batterie bei locker 95 Prozent der Herstellerangabe. Wobei die letzten zehn Kilometer keinen Spaß machen, denn die Höchstgeschwindigkeit sinkt zum Ende hin spürbar auf gut 35 km/h ab. Trotzdem: Die robuste Batterie ist für mich eine positive Überraschung! Die Beschleunigung ist beim 1-kW-Motor zwar nicht sehr spritzig, ich kann im Stadtverkehr aber gut mithalten. Am tischtuchflachen Niederrhein reicht die Basisversion also für mich allemal.

Mittlerweile ist mein unu ein richtiger Oldtimer unter den E-Motorrollern. Das Nachfolgemodell ist auf dem Markt, den unu der ersten Generation gibt’s nur noch gebraucht. Meine eigenen Erfahrungen beim Gebrauchtkauf waren absolut positiv. Wichtig ist: Die Batterie ist das mit Abstand teuerste Teil des Rollers! Bei Probefahrten kommt es also nicht nur darauf an, Beschleunigung, Endgeschwindigkeit, Bremsen, Scheinwerfer, Blinker und dergleichen zu testen. Es empfiehlt sich sehr, den Akku annähernd auszufahren, um nach dem Kauf keine böse Überraschung zu erleben. Eine Runde um den Block reicht also nicht. Sollte solch ein Langzeittest nicht möglich sein: Entweder vom Kauf absehen oder das Risiko bei der Preisverhandlung angemessen einpreisen.

Tim Loppe
loppe@naturstrom.de

ist seit April 2010 Pressesprecher bei naturstrom. Entdeckte die Energiewende in seiner Zeit bei einer Düsseldorfer PR-Agentur für sich. Zuvor hatte der promovierte Germanist an den Universitäten Düsseldorf und Münster im Bereich Sprachwissenschaften gelehrt. E-Mail

5 Kommentare
  • Andreas
    Gepostet um 07:51h, 21 Juni Antworten

    Ich habe auch mal einen 3000W – UNU probegefahren, was mich sogar als eingefleischter Motorradfahrer umgehauen hat.
    Der Umweltaspekt und die Komfortabilität, die der Elektroroller bietet sind echt fast unschlagbar bei solch niedrigen Haltungskosten. Jedoch weiß ich nicht, ob ich auf das Röhren meines 1250 Kubik Motors verzichten kann und will und wie ich es mit Touren im Sommer halte. Ich möchte mein Motorrad ungern nur für Touren aus der Garage holen.
    Aber trotzdem habe ich nun ein schlechtes Gewissen, wenn ich weiß, dass ich jeden Tag die Umwelt verpeste, obwohl es eine echt gute Alternative gibt.
    Vor allem werde ich dann endlich mal meinen Stromanbieter zu einem Naturstromanbieter wechseln müssen. Vielleicht ja zu „naturstrom“.

    Ich werde wohl noch ein bisschen mit mir kämpfen müssen. Aber vielen Dank Tim, dein Erfahrungsbericht hat mich zu einer weiteren Probefahrt animiert!

    LG Andreas

  • Thomas
    Gepostet um 22:43h, 05 Juli Antworten

    Ich habe meinen Unu jetzt seit dem Sommer 2016 und habe heute die 1700km voll gemacht. Ich fahre damit regelmäßig durch den Frankfurter Berufsverkehr und genieße es in vollen Zügen. Trotz meines Gewichts von über 130kg zieht das Teil gut und ich komme in aller Regel entspannt an. Nass geworden bin ich ihn dem Jahr nur zwei mal – einmal habe ich es fast nich nach Hause geschafft und das andere Mal… was soll ich sagen (Ich hatte nicht einmal Zeit die Regenjacke anzuziehen)

    Ich kann die Anschaffung nur empfehlen – Das Teil macht Spaß und das von März bis November

  • Oliver
    Gepostet um 11:13h, 09 Februar Antworten

    Hatte mir auch schon häufig überlegt mir einen E-Roller zuzulegen, die Vorteile sind schon klasse. Allerdings hab ich auch die gleichen Bedenken wie du. Ich nutze die Weg auf die Arbeit um zu lesen, zu frühstücken und Podcasts zu hören. Das würde auf dem E-Roller natürlich kaum gehen. Dennoch werde ich mir für Frühling und Sommer denke ich einen Unu zulegen, kostet ja nicht die Welt 🙂

  • Felix
    Gepostet um 20:57h, 05 Juni Antworten

    Mich hat das Fahrgefühl bei der Testfahrt so umgehauen, dass ich nun selbst stolzer Besitzer eines UNUs in mattschwarz bin. Natürlich ist der Komfort vom Auto nicht immer gegeben, dafür hat man beim schönen Wetter das Open-Air-Feeling inklusive. Falls jemand überlegt einen UNU zu kaufen, kann er momentan mit dem Gutscheincode 0NEA1REF einen Helm bei der Bestellung kostenlos dazu bekommen.

  • Norbert
    Gepostet um 10:00h, 09 Oktober Antworten

    Danke Dir Tim, für Deinen Erfahrungsbericht. Ich bin in Karlsruhe einen Unu Roller Probe gefahren, der Unu Scout war nett und hat mir den ROller vor der Probefahrt erklärt, Helm auf und los ging es. Das Tempo macht schon richtig Spaß und man fließt im Stadtverkehr gut mit. Etwas mulmig wurd es mir, als ein 7,5 Tonner hinter mir nicht so schnell zum stehen kam – da kommt man sich auf einem Roller schon etwas klein vor. Insgesamt bin ich schon überzeugt von der Elektromobilität – in der Stadt machen die Roller absolut Sinn, auf einer Landstraße mit 45km/h täglich zu pendeln stelle ich mir derzeit noch schwierig vor. Und die beschriebenen Schleichwege möchte ich auch nicht über strapazieren.

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