21 Okt 2021 E-Cannonball 2021 – Spannungsvolle Schnitzeljagd durch die Republik
Seit 2018 zum ersten Mal für die große E-Mobil-Verbrauchsvergleichsfahrt die Startflagge geschwenkt wurde, ist NATURSTROM als Sponsor und Teilnehmer mit dabei. Darum hieß es auch am letzten Septemberwochenende wieder für uns: „Gentlemen – start your engines!“
Wer dabei jetzt aber glaubt, dass wir phlegmatisch „mal wieder“ eine Strecke von A nach B abgerissen hätten, der irrt. Auch wenn sich die Grundaufgabe – der A-nach-B-Task – nicht grundsätzlich geändert hat, so war dieses Jahr doch einiges anders.
Alt, aber neu
Die Rennleitung hatte sich, um etwaige Gähn-Momente zu vermeiden, eine neue Punkte-Formel ausgedacht, die das ganze Geschehen spannender machen sollte. Dank dieser Formel und der Unterteilung des Startfeldes in drei Leistungsgruppen wurden die Ergebnisse generell vergleichbarer und die Gasfuß-Fraktion ausgebremst.
Zusätzliche Würze brachte die Spezial-Aufgabe, die dem Copiloten erst beim Start in einem geschlossenen und bestimmt auch notariell abgenicktem Umschlag in den Wagen gereicht wurde. Die Krux an diesem Schachzug: Die Routenplanung und Ladestrategie konnte erst jetzt abschließend beginnen.
Klar haben wir im Vorfeld nach Routen geschaut, Ladepunkt auf den entsprechenden Websites sondiert und etwaige neuralgischen Baustellen ausbaldowert. Das alles konnte aber nur eine Grundplanung sein. Wohin die Sonderprüfung uns führen würde, war uns erst am Samstag um 07:12 Uhr beim Verlassen des Startpunktes im Süden von Berlin klar.
„Was isses!?“
„Schloss Harburg!“
„Wo ist das!?“
„Hinter Bayreuth irgendwann links.“
„Sag mir rechtzeitig Bescheid!“
„Mach ich dann in ca. 6 Stunden.“
Bis dahin und auch für den Rest der Zeit war der heißeste Platz der rechts neben dem Fahrer. Die Schaltzentrale war ausgestattet mit Tablet und zwei Handys, denn neben der Rest-Reichweite galt es, das Fahrerfeld über das Livetracking im Auge zu behalten, um mögliche Ladestaus (2020) zu vermeiden. Daneben mussten flexibel in Abstimmung mit dem Verkehrsaufkommen Routen geplant werden, was dann wieder eine Änderung der Ladestrategie mit sich brachte. Außerdem sollten wir möglichst wenige Kilometer fahren. Die schnellste war also nicht immer die beste Route.
Vereitelt oder zumindest angegriffen wurden unsere Pläne von vollgesperrten Autobahn-Ausfahrten (unser Trauma von 2019) oder defekten Ladesäulen (unser Trauma von 2018, 2019 und 2020). Hier galt es dann Nerven aus Stahl zu behalten, mit einer gewissen Halsstarrigkeit die nächstliegende Ladesäule anzusteuern und etwaige Reichweitenangst zu ignorieren.
Schön immerhin, dass wir dort, wo wir auf Mitstreiter:innen trafen, immer ein paar nette Minuten voller fraternisierender Tipps und Austausch von Tabak und Süßigkeiten erlebten. Mit dem Messer zwischen den Zähnen war zum Glück keines der Teams unterwegs.
Alle im Körbchen
Als wir dann nach allen Sonderstopps gegen 16:45 Uhr in Unterschleißheim bei München die Ziellinie überfuhren, waren wir glücklich und erleichtert. Hinter uns lag eine Nord-Süd-Tour de force, die wir ohne Ausfälle gemeistert hatten.
Von Platz 8 rutschen wir dann nach der Formel-Berechnung auf Platz 10, aber wenn man in Betracht zieht, dass das zweitplatzierte Team nur 10 km weniger gefahren hatte, war das Feld recht eng beieinander.
Egal! Wir begossen unsere Ankunft standesgemäß mit einem Münchner Bier und genossen den Besuch der Fachmesse, die rund um das Ziel aufgebaut war.
Hier kamen wir mit den Besucher:innen ins Gespräch, die sich freuten, „endlich mal NATURSTROM in echt“ kennenlernen zu können. Ihnen beantworteten wir viele Fragen rund um unseren coolen E-Mobil-Tarif oder die E-Mobilität allgemein.
Der Parkplatz wurde von immer mehr teilnehmenden Fahrzeugen bevölkert und interessant daran war die große Fahrzeug-Modellvielfalt, die es inzwischen gibt.
War der ECB 2018 eine nahezu ausnahmslose Tesla-Veranstaltung, spielte die amerikanische Automarke 2021 fast nur noch eine untergeordnete Rolle. Stattdessen waren nahezu alle europäischen und asiatischen Modelle, die der Markt zurzeit hergibt, hier vertreten.
What’s next?
Einziger Wermutstropfen: All diese Fahrzeuge sind meist in der höheren Mittel- oder Premiumklasse angesiedelt. Ihre Anschaffung ist trotz der aktuell großen staatlichen Förderung also nicht unbedingt etwas für den schmalen Sparstrumpf.
Ein Gebrauchtwagenmarkt ist zur Zeit noch nicht wirklich existent und das Klein- und Mittelklassewagen-Segment wird erst langsam und zögerlich mit wenigen Modellen bedient.
Damit die E-Mobilität aber massentauglich wird, brauchen wir eine Modellvielfalt in allen Segmenten. Ebenso stört der Tarifdschungel, wie er inzwischen bei einigen Anbietern an den Ladesäulen wuchert. Und natürlich nachhaltig gewonnene Energie, damit die Fahrzeuge wirklich emissionslos betrieben werden können.
Diese Schlaglöcher auf dem Weg in die Mitte der Gesellschaft gilt es für die E-Mobilität zu umfahren. Um diese Mission zu unterstützen, freuen wir uns auf den September 2022, wenn es beim ECB wieder heißt „Start your engines“ und man beim Spurt von den Startpositionen vom Teilnehmerfeld nur ein säuselndes Surren vernimmt.
Autor: Lars Banka, begeisterter E-Mobilist und Mitarbeiter bei NATURSTROM.
Klaus Klaws
Gepostet um 23:39h, 21 OktoberAnfang der 70er Jahre bekam ich das erste „West“Automagazin in die Hände in dem ein russisches Elektroauto (glaube Mossi) aufgeführt wurde. Nun 50 Jahre später werde ich wohl immer noch eine Weile warten müssen bis die Preise in unsere Regionen kommen und ich mal eins fahren kann. Ob ich das noch erlebe? Erst muss ein drohender Klimakollaps die Menschen zum Nachdenken zwingen.