Bye-bye Donk-EE! Was wir in fünf Jahren E-Lastenrad-Sharing erreicht und gelernt haben

Man sagt, man soll dann aufhören, wenn’s am schönsten ist. Im Falle von Donk-EE war das wohl am 31.12.22. Nach gut fünf Jahren haben wir unser Kölner Sharing-System für E-Lastenräder eingestellt. Aber keine Sorge: Der kommunalen Verkehrswende kehren wir damit nicht den Rücken. Ganz im Gegenteil: Wir starten jetzt erst so richtig durch.

Als wir 2017 Donk-EE im Rahmen einer Pressekonferenz im Rheinauhafen in Köln vorstellten, stießen wir auf viel positives Feedback. So lobte etwa Jochen Flasbarth, damaliger Staatssekretär des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Donk-EE als Vorreiterprojekt für die urbane Verkehrswende. Jetzt, nach mehr als 25.000 Ausleihen, über 5.000 zufriedenen Kund:innen und mehr als  200.000 gefahrenen Kilometern ist Schluss mit Donk-EE. Aber keine Sorge: Es geht weiter.

Wie genau und was wir in fünf Jahren Kölner E-Lastenradsharing bereits gelernt habe, verraten wir jetzt.

1. Öffentliches Lastenrad-Sharing: seiner Zeit voraus?

Als der Betrieb von Donk-EE im Frühjahr 2018 startete, war unser System eines der ersten dieser Art in Deutschland. Klar, Fahrradverleihe gabs schon etliche – sogar für Pedelecs. Aber Lastenräder? Und dann auch noch elektrisch? Kaum. Überhaupt waren die praktischen Transportmittel vor fünf Jahren noch wahre Exoten auf Deutschlands Straßen, entsprechend interessiert (manch einer würde sagen: verwundert) wurde man an Ampeln angesehen.

Heute sieht das Ganze schon gaaanz anders aus: zum Glück! Immer mehr Kommunen fördern  E-Lastenräder, entweder mit direkten individuellen Subventionen oder durch die Unterstützung von Sharing-Angeboten.

Und davon profitieren auch wir: Denn seit Mai 2022 betreibt Green Moves, Mobilitätstochter der naturstrom AG und Betreibergesellschaft hinter Donk-EE, mit dem wupsiLastenRad Leverkusens E-Lastenrad-Sharing. Und auch Köln selbst sind wir treu geblieben – wenn auch ohne Esel. Denn seit Ende 2022 bieten wir in Zusammenarbeit mit den Kölner Verkehrsbetrieben mit dem KVB-Lastenrad 15 der praktischen Gefährte in Nippes, Deutz und Neubrück an.

Zusätzlich eröffnen wir im Frühjahr 2023 mit nagelneuen E-Lastenrädern und taufrischer Buchungs-App an 15 Standorten in Ehrenfeld, Mitte und Südstadt die Fahrradsaison 2023 mit dem Green Moves Lastenrad. Was ihr als Donk-EE-Kund:in tun müsst, um mit dabei zu sein? Einfach im neuen System registrieren und auf unsere dann brandneue App  wechseln.

2. Stationspartnerschaft funktioniert.

Als wir uns damals dafür entschieden haben, für Donk-EE mit lokalen Stationspartner:innen zusammenzuarbeiten, die im Gegenzug für einige Freiminuten pro Monat einen Blick auf unsere Räder werfen und den Akku regelmäßig laden, hatten wir verschiedene Gründe im Kopf: Zum einen sollten die Stationen flexibel sein und sich der Nachfrage anpassen können. Zum anderen wollten wir mit Donk-EE die Kölner Innenstadt durch ein praktisches Mobilitätsangebot attraktiver machen – zusammen mit engagierten Menschen vor Ort. Und wie könnte das besser gehen als Hand in Hand mit dem lokalen Einzelhandel?In den letzten fünf Jahren ist Green Moves, die Betreibergesellschaft hinter Donk-EE und naturstrom-Tochter, stetig gewachsen. Mittlerweile nennen wir eine Werkstatt mit achtköpfigem Service-Team, ein Büro und ein Lager unser eigen, das dafür sorgt, dass die Systeme in Leverkusen und Köln einwandfrei laufen. Dennoch arbeiten wir in beiden Städten weiterhin mit Stationspartner:innen zusammen. Warum? Zum einen, weil es sich bewährt hat, stets firme Ansprechpartner:innen in der Nähe zu haben, die zur Not auch gerne bei Fragen rund rums Rad helfen. Zum anderen, weil auch die Stationspartner:innen von dem System profitieren. Es kommt immer wieder vor, dass E-Lastenrad-Willige durch uns neue lokale Einzelhandelsgeschäfte oder Cafés entdecken – unsere Art von Nachbarschaftspflege eben.

Donk-EE als Einkaufswagen

3. E-Lastenrad-Sharing ist eine echte Alternative.

Die Zutaten für eine gelungene Mobilitätswende sind genauso vielseitig wie die Wege der Menschen: Elektromobilität statt Verbrenner, Sharing statt Besitz, eine nachhaltige Stadtentwicklung, mehr Fahrrad wagen und ÖPNV sowieso.

Damit steht ein E-Lastenrad-Verleih für ziemlich viel Gutes. Jedenfalls für Umwelt und Gesundheit. Aber haben wir mit Donk-EE wirklich einen Unterschied gemacht? Aber hallo! Etwa ein Jahr nach Beginn des Verleihbetriebs haben wir unser Nutzer:innen gefragt, welche Mobilitätsform sie für ihre Fahrt genutzt hätten, wenn es Donk-EE nicht gäbe. Die Antwort: Jede dritte Donk-EE-Fahrt wäre in einem Paralleluniversum ohne unsere grünen Drahtradesel (Darkest Timeline sozusagen) eine Autofahrt gewesen. Damit haben wir der Stadt Köln allein im fünfmonatigen Untersuchungszeitraum 1,7 Tonnen CO2, 4,4 kg Stickstoffoxid sowie 49,4 g Feinstaub erspart. Das Klima dankt – und wir feiern.

4. Flexibel bleiben lohnt sich. Und der Nutzerschaft zuhören sowieso.

Mit durchschnittlichen Anschaffungskosten von ca. 5.500 Euro sind unsere Räder natürlich wertvoll. Doch noch wertvoller: unsere Kund:innen. Und vor allem: ihr Feedback. Denn dadurch haben wir jede Menge gelernt. Zum Beispiel, dass sie sich statt stundenweiser Preise lieber eine minutengenaue Abrechnung wünschen. Und genau die haben sie im Frühjahr 2019 dann auch bekommen. Ebenfalls auf der Wunschliste: eine einfache Registrierung. Und zwar komplett online. Gesagt, getan.

Pressefoto_Donk-EEs radeln durch den Rheinauhafen_Foto NATURSTROM AG

5. Für Zweiräder ist noch viel Luft nach oben

Genau wie Elektromobilität ist auch das Fahrrad ein wichtiger Baustein der Mobilitätswende – wissen wir, wisst ihr. Und Verkehrsminister Wissing? Lässt die Radpolitik schleifen. Das stößt nicht nur den Grünen sauer auf: Sogar die Union fordert mehr Radwege, -parkhäuser und -brücken. Eine Kritik, die wir nach fünf Jahren Rad-Sharing in Köln teilen. Denn die Mobilitätswende braucht nicht nur attraktive Angebote, sondern auch die passende Infrastruktur. Gerade E-Lastenräder haben einerseits ein besonders großes Potenzial, ansonsten kaum ohne Pkw zu bewältigende Fahrten zu ersetzen, brauchen andererseits aber auch zeitgemäße Radwege statt wurzel- und schlaglochdurchsetzte Singletrails durch Fußgängerzonen.

All diese Erkenntnisse nutzen wir nicht nur, um unser Angebot stetig zu verbessern, sondern bringen uns auch politisch – unter anderem mit dem Verband Zukunft Fahrrad – ein, damit das E-Lastenrad in Deutschland endlich den klimapolitischen Stellenwert bekommt, den es verdient hat. 💪

Dominique Czech
dominique.czech@naturstrom.de

ist seit April 2018 dabei und schreibt für naturstrom über alles rund um die Energiewende. Jenseits des Büros bewegen sie die Themen Ernährung, Konsum und Mobilität – aber bitte in nachhaltig.

1 Kommentar
  • Mikebike
    Gepostet um 08:02h, 15 August Antworten

    Wirklich klasse, wie sich Fahrräder durch Innovation mehr und mehr durchsetzen. Für die innerstädtische Mobilität sind sie einfach das beste Verkehrsmittel.

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