Die Photovoltaik-Anlage des trinationalen Umweltzentrums auf dem Rathausgebäude in Weil am Rhein war das allererste Kraftwerk, das die NATURSTROM AG gefördert hat. (Bild: © Sandra Ühlin, Stadt Weil am Rhein)

Vor EEG-Einführung: NATURSTROM-Pfennige machen PV-Anlage wirtschaftlich

Anlässlich des 250. Förderprojekts haben wir unsere Foto- und Projektarchive durchforstet. Herausgekommen ist eine Zusammenstellung der schönsten von NATURSTROM geförderten Öko-Kraftwerke, die allesamt ihre eigene Geschichte erzählen. Und, ganz nebenbei, auch eine kleine Zeitreise durch die Geschichte der Energiewende. Hier nun unser allererstes Förderprojekt: Die Photovoltaikanlage des Trinationalen Umweltzentrums in Weil am Rhein. 

Auf Schreibmaschine geschriebene Meldung der Katholischen Nachrichten-Agentur KNA über die Förderung der Photovoltaikanlage in Weil am Rhein durch die NATURSTROM AG.

Auf Schreibmaschine geschriebene Meldung der Katholischen Nachrichten-Agentur KNA über die Förderung der Photovoltaikanlage in Weil am Rhein durch die NATURSTROM AG.

Rückblick in das Jahr 1998: Das Zahlungsmittel in Deutschland heißt damals D-Mark, Pressemeldungen werden ratternd in die Schreibmaschinentastatur gehauen, und fragt man Passanten auf der Straße, ob sie das Wort „Energiewende“ kennen, erntet man fast immer fragende Blicke. 1998 ist auch das Gründungsjahr von NATURSTROM – im Vergleich zu den millionenschweren Energiekonzernen ist das Unternehmen ein winziges, unscheinbares Fliegengewicht. Der unabhängige Ökostromanbieter verfolgt zudem ein bis dato völlig unbekanntes Konzept, das bei so manchem Beobachter verwundertes Kopfschütteln verursacht: Er unterstützt aktiv den Bau von Ökokraftwerken – Grundstein für die Energiewende. Ein wichtiger kleiner Meilenstein markiert den Weg des Unternehmens gleich im Gründungsjahr. „In Weil am Rhein haben wir zum allerersten Mal ein Ökokraftwerk gefördert. Die kleine Photovoltaikanlage ist der Initialfunke unseres langjährigen Engagements, das inzwischen mit 250 geförderten Anlagen zu Buche schlägt“, wird NATURSTROM-Vorstand Oliver Hummel 17 Jahre später stolz erklären.

Das Erneuerbare-Energien-Gesetz, das sich in den kommenden Jahren zum Erfolgsmodell entwickeln wird, gibt es 1998 noch nicht. Stattdessen ist ein ineffizientes Vorgängergesetz in Kraft. Einzelne kämpfen jedoch bereits für Veränderungen, so auch NATURSTROM und das trinationale Umweltzentrum (Truz) in Weil am Rhein. Klaus Eberhardt, Truz-Vorsitzender und Bürgermeister von Weil, möchte eine Solaranlage auf dem Rathaus installieren lassen. Gemeinsam mit Kollegen gelingt ihm die Finanzierung der Installation des Solarkraftwerks. Doch das Projekt gerät dennoch ins Wanken, denn ein kostendeckender Betrieb ist nicht möglich. Genau an diesem Punkt eröffnet NATURSTROM Perspektiven: Mit einem Zuschuss von anfangs rund 90 Pfennigen je Kilowattstunde zusätzlich zu den damals niedrigen gesetzlichen Einspeisetarifen vergütet der Ökostromhändler ab dem 1. Januar 1999 den grünen Strom aus dem südbadischen Weil am Rhein. Die 3-kW-Anlage, die rund 2.700 Kilowattstunden sauberen Strom pro Jahr erzeugt, wird so plötzlich rentabel.

Zeitungsausschnitt der Badischen Zeitung aus dem Jahr 1998, der über die Inbetriebnahme der Photovoltaikanlage auf dem Rathausdach in Weil am Rhein berichtet. Mit freundlicher Genehmigung der Badischen Zeitung.

Zeitungsausschnitt der Badischen Zeitung aus dem Jahr 1998, der über die Inbetriebnahme der Photovoltaikanlage auf dem Rathausdach in Weil am Rhein berichtet. Mit freundlicher Genehmigung der Badischen Zeitung.

Erste Pläne für eine Photovoltaik-Anlage auf dem Rathausdach reichen zurück in das Jahr 1990. Zuerst gab es Bedenken in Bezug auf die technische Machbarkeit, dann fehlte das Geld, weil die staatliche Förderung für Solarstrom unzureichend war. „Sonnenenergieanlagen“, wie sie damals noch häufig genannt werden, sind auch für die Presse ein neues Thema. Die Lokalzeitungen schießen etliche Bilder von den verantwortlichen Männern mit 90-er Jahre Haarschnitt, Schlabberjeans mit Gürtel oder Lederjacke. Sie stehen auf dem Rathausdach in Weil am Rhein, die Photovoltaikmodule glänzen im Hintergrund. In der Hand halten sie ein großes Plakat, auf dem steht: „Erster Erzeuger von NATURSTROM.“ Mit abgelichtet: Weils Bürgermeister Klaus Eberhardt, auf manchen Bildern auch der damalige NATURSTROM-Vorstand Ralf Bischof. Glücklich schauen sie in die Kamera, wie Männer, die wissen, dass sie Pioniere sind.

Zum Schluss ein paar Zahlen: 1998 betrug der durchschnittliche Preis für eine „Sonnenenergieanlage“ etwa 7.500 Euro pro Kilowatt Peak* (*Maßeinheit zur Kennzeichnung der genormten elektrischen Leistung). Im Jahr 2013 konnte eine Anlage für durchschnittlich knapp 1.700 Euro pro Kilowatt Peak realisiert werden. Diese enorme Kostensenkung war nur möglich, weil inzwischen sehr viele Ökokraftwerke gebaut wurden – und sich ein Massenmarkt entwickeln konnte. NATURSTROM hat diesen Ausbau stets aktiv gefördert, noch bevor die „Energiewende“ zum medialen Begriff wurde.

Eine Übersicht unserer geförderten Anlagen gibt es hier.

Rebecca Raspe
raspe@naturstrom.de

schrieb von 2011 bis Ende 2015 für NATURSTROM als Redakteurin in der Unternehmenskommunikation. Zuvor hat sie als Journalistin für Fachmagazine über Erneuerbare Energien im In- und Ausland berichtet. Nachhaltigkeit ist ihr wichtig und sie begeistert sich für fortschrittliche Technologien.

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