Martin Schinke, dienstältester Mitarbeiter, und Tim Loppe stöbern in alten NATURSTROM-Unterlagen © NATURSTROM AG

NATURSTROM wird volljährig – ein Blick ins Fotoalbum

Im April 2016 feiert NATURSTROM nicht nur 18. Geburtstag, längst hat sich der Ökostrom-Pionier vom reinen Ökostromlieferanten zum breit aufgestellten Öko-Energieversorger entwickelt. Anlass genug, um zusammen mit Martin Schinke, dem dienstältesten NATURSTROM-Mitarbeiter, einen Blick ins Fotoalbum zu werfen.

Als der damalige Bundespräsident Roman Herzog am 24. April 1998 das novellierte Energiewirtschaftsgesetz unterzeichnete, war dies die Geburtsstunde des liberalisierten Strommarkts. Bereits einige Tage zuvor, am 16. April, hatten 16 Mitglieder aus Umwelt- und Öko-Energieverbänden die NATURSTROM AG gegründet – als einen der ersten unabhängigen Stromanbieter. Das Ziel der NATURSTROM-Gründer: der etablierten Energiewirtschaft eine ökologische Alternative entgegenzusetzen. „1998, vor dem erstmaligen Atomausstieg und dem Erneuerbare-Energien-Gesetz, war das eine sehr innovative Idee“, erinnert sich Martin Schinke. 2001 kam der Maschinenbau-Ingenieur zu NATURSTROM, seitdem hat er alle E-Mails und auch seine angegilbten Tischkalender aufbewahrt. Und nicht nur das, in seinem Büro lagert der Hobbytüftler und E-Mobilist Infobroschüren, Flyer und Kundenmagazine von 1998 bis heute. „Ende der 1990er war der Strommix grau-braun-schwarz. Kohle- und Atomenergie dominierten die Stromerzeugung, Erneuerbare Energien existierten fast nur in Form alter Wasserkraftwerke und einem sehr kleinen Anteil Windstrom“, so Martin Schinke.

Die erste von NATURSTROM geförderte Anlage in Weil am Rhein © Sandra Ühlin, Stadt Weil am Rhein

Die erste von NATURSTROM geförderte Anlage in Weil am Rhein © Sandra Ühlin, Stadt Weil am Rhein

Um dies zu ändern, lieferte NATURSTROM seinen Kunden nicht nur von Anfang an Strom zu hundert Prozent aus Erneuerbaren Energien. Auch eine verpflichtende Förderkomponente zum Bau neuer Ökokraftwerke, gekoppelt an den Stromabsatz, war selbstverständlich. Der erste Fördervertrag vom Oktober 1998 ermöglichte den Bau einer Photovoltaikanlage auf dem Trinationalen Umweltzentrum in Weil am Rhein. Martin Schinke blättert durch alte Fotos der Anlage. „Damals garantierte die NATURSTROM-Förderung dem Betreiber die kostendeckende Vergütung und hat somit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz quasi vorgegriffen“, erläutert er.

Mangelhafte Marktbedingungen prägen Anfangsjahre

Wie fast alle anderen Anbieter auch musste NATURSTROM zunächst kleine Brötchen backen. Der Gesetzgeber hatte den Markt zwar für neue Akteure geöffnet, faire Bedingungen gab es jedoch nicht. „Die Netzbetreiber konnten neuen Anbietern wie uns die Tarife zur Stromdurchleitung nach Gutdünken diktieren“, erinnert sich Martin Schinke. Hohe Hürden erschwerten zudem den Markteintritt. So mussten neue Stromhändler mit jedem der über 900 Verteilnetzbetreibereine Durchleitungsvereinbarung treffen, um im jeweiligen Netzgebiet überhaupt Kunden beliefern zu können.

Der kleine Windpark in Wolpertshausen wurde von der Bürgerwindkraftwerk Wolpertshausen KG geplant. NATURSTROM förderte das Projekt im Jahr 2000 © NATURSTROM AG

Der kleine Windpark in Wolpertshausen wurde von der Bürgerwindkraftwerk Wolpertshausen KG geplant. NATURSTROM förderte das Projekt im Jahr 2000 © NATURSTROM AG

Die Konsequenz: Nach der Anfangseuphorie, die NATURSTROM bis zum Sommer 2001 die ersten 10.000 Kunden bescherte, war erst einmal das Ende der Fahnenstange erreicht. Kein Wachstum, sondern Überleben stand angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen im Vordergrund. „Man muss sich mal klar machen, dass von fast 100 neue gestarteten Stromanbietern im Jahre 2004 nur noch vier unabhängige übrig waren“, ärgert sich Martin Schinke noch heute über die damaligen Zustände. „Doch wir haben es geschafft, dank unserer treuen Kunden.“ Schon 1999 hatte die NATURSTROM AG für ihre „Pilotfunktion als Anbieter eines kompletten Angebots aus erneuerbaren Energien“ den Deutschen Solarpreis erhalten. Aber der sehr hohe Qualitätsanspruch führte auch zu höheren Preisen als man damals für Graustrom bezahlen musste. Verbunden mit einem nur geringen Interesse an Ökostrom in der Bevölkerung waren die Mehrkosten wohl entscheidend, dass kaum noch Bürger zu NATURSTROM wechselten. Dabei hatte das Unternehmen nach der Vorreiterrolle zum Thema Neuanlagenförderung seit 2004 selbst Planung und Bau neuer Ökostromkraftwerke in die Hand genommen und somit als erster der neuen Ökostromanbieter die Aktivitäten über die reine Endkundenbelieferung mit grünem Strom hinaus erweitert.

Bis NATURSTROM richtig Fahrt aufnehmen konnte, sollte es nur noch wenige Jahre dauern. Wie es ab der zweiten Hälfte der 2000er mit NATURSTROM weiterging, erfahren Sie übermorgen im zweiten Teil unseres Geburtstags-Rückblicks.

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Tim Loppe
loppe@naturstrom.de

ist seit April 2010 Pressesprecher bei naturstrom. Entdeckte die Energiewende in seiner Zeit bei einer Düsseldorfer PR-Agentur für sich. Zuvor hatte der promovierte Germanist an den Universitäten Düsseldorf und Münster im Bereich Sprachwissenschaften gelehrt. E-Mail

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