Zahl des Monats im Juni. Bis zum Jahr 2050 zur Klimaneutralität auf EU-Ebene

Zahl des Monats: Klimaneutralität bis 2050

Eine klimaneutrale EU bis 2050? Nötig wäre es – und klingt doch zu schön, um wahr zu sein. Und so konnten sich die 28 EU-Staaten beim Gipfel Mitte Juni nicht auf das gemeinsame Ziel einer Klimaneutralität bis 2050 einigen. Immerhin: Die Bundesregierung hatte nach sehr langem Zögern ihre Zustimmung signalisiert. Gibt es also doch noch Hoffnung?

Die klimaneutrale EU

Aktuell produzieren wir in verschiedenen Sektoren unseres Wirtschaftssystems zu viele Kohlendioxid-Emissionen. Zu nennen sind da die Energieerzeugung, der Verkehr und die Wärmewirtschaft. Ein klimaneutrales Wirtschaftssystem stößt genauso viele Kohlendioxide aus, wie nachher wieder in Boden, Bäumen und Pflanzen gebunden werden. Das kann entweder durch die direkte Einsparung bei der Produktion oder durch die Kompensation von Emissionen geschehen.

CO2-Einsparung und Kompensation

Ein Beispiel zur Einsparung: Wenn wir Strom direkt durch Erneuerbare Energien vor Ort erzeugen, werden weniger CO2-Emissionen ausgestoßen als durch Stromerzeugung aus Kohlekraft. Mit dem bei NATURSTROM produzierten Ökostrom und Biogas konnten wir im Jahr 2017 fast 440.000 Tonnen CO2 im Vergleich zum Bundesstrommix einsparen.

Ein Beispiel zur Kompensation: Wenn ein Auto 160 Gramm CO2 pro Kilometer ausstößt und ein Fahrer oder eine Fahrerin damit 100 Kilometer fährt, müssten die 16 Kilogramm CO2 durch Klimaschutzmaßnahmen wieder ausgleichen werden. Das funktioniert beispielsweise durch Bäume und Pflanzen, die CO2 in der Erde binden. In diesem Rechenbeispiel kann eine große Buche 12,5 Kilogramm CO2 pro Jahr einspeichern. Eine Buche sowie ein kleiner Busch, der die restlichen 3,5 Kilogramm bindet, könnten so in einem Jahr das Kohlendioxid der 100 Kilometer langen Autofahrt kompensieren.

Beide Beispiele zeigen: Klimaneutral zu leben und zu wirtschaften heißt nicht, überhaupt keine Emissionen mehr produzieren zu dürfen. Gemeint ist, Emissionen schon im Vorfeld zu vermeiden oder für ausgestoßene Emissionen in anderer Weise aufzukommen und diese auszugleichen. Wirklich zu erreichen ist Klimaneutralität nur, wenn sie politisch eingefordert wird und die EU sie mit konkreten Maßnahmen und Zielvorgaben plant.

Welche Veränderungen bräuchten wir, um 2050 klimaneutral zu werden?

Einige Hindernisse auf dem Weg zur Klimaneutralität lassen sich politisch lösen, wie beispielsweise der sogenannte „Photovoltaik-Deckel“, der den Ausbau von Solarenergie hemmt. Andere können wir nur mithilfe der gesamten Gesellschaft angehen, zum Beispiel wenn es ums Energiesparen geht.
Technisch ist viel davon bereits möglich. Ein Anteil von 60 Prozent der Primärenergieversorgung durch Erneuerbare Energien könnten wir bereits realisieren. Das zeigt die Studie „Treibhausgasneutrales Deutschland“ des Umwelt Bundesamts. Die Wissenschaft schlägt dazu weitreichende Möglichkeiten vor, um effizienter zu arbeiten und Emissionen einzusparen. Nun ist es an der Politik, die richtigen Weichen dafür zu stellen.

Verkehrs- und Wärmewende stehen auch noch bevor

Darüber hinaus stehen neben der bereits begonnenen Stromwende aber auch die Verkehrs- und Wärmewende bevor. In beiden Sektoren stoßen private wie gewerbliche Verbraucher viel CO2 aus – passiert ist aber vergleichsweise wenig. Hier brauchen wir maßgebliche Veränderungen und die Bereitschaft, die Wirtschaft zu dekarbonisieren. Weitere Verhandlungen zur Klimaneutralität bis 2050 stehen beispielsweise auf der COP25 in Chile bevor. Zu hoffen ist dabei auf verbindliche Ziele und eine einheitliche Meinung in der EU, damit auch Deutschland die passenden Maßnahmen trifft.

 

Hanna Sissmann
hanna.sissmann@naturstrom.de

Arbeitete bis Mai 2020 in der Pressestelle von NATURSTROM und schrieb hier Blogartikel über die Energiewende, Nachhaltigkeit und Elektromobilität. Ein großes Interesse an Wind- und Solarenergie hat sie zu NATURSTROM geführt.

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