Andheri Hilfe, Solar-Home-System

2.000 Solar-Home-Systems bringen Licht ins Dunkel

2.000 Mal Licht gespendet: So viele „Solar-Home-Systems“ haben unseren Kundinnen und Kunden im Rahmen unseres Kunden-werben-Kunden-Programmes bereits für arme Familien in Bangladesch ermöglicht. Doch welche Geschichten und Hintergründe stecken hinter dieser Zahl? Mit Dr. Martin Peter Houscht, Referent für Bangladesch bei der ANDHERI HILFE, haben wir über das Projekt “Solarlicht für Bangladesch“, seine persönlichen Erfahrungen und die Arbeit der Bonner Entwicklungshilfeorganisation gesprochen.

Dr. Martin Peter Houscht ist Referent für Bangladesch. Foto: ANDHERI HILFE

Herr Dr. Houscht, auf den ersten Blick scheint der Zugang zu Strom nicht zu den drängendsten Problemen der Menschen in Entwicklungsländern zu gehören – warum ist das Projekt dennoch wichtig für die Region?

Viele Haushalte in der Region sind nicht ans Stromnetz angebunden und Petroleumlampen sind daher für sie bislang die einzige Option, um Licht zu erzeugen. Die Solaranlagen ersetzen das Petroleum, das häufig zu Atemwegserkrankungen führt und sparen somit Brennstoff- und Gesundheitskosten. Zugleich erzielen die Anlagen weitere positive Wirkungen – beispielsweise im Bereich der Bildung und wirtschaftlichen Entwicklung. So können nun auch nach Sonnenuntergang wirtschaftliche Aktivitäten wie Schneiderarbeiten, Fischverarbeitung oder Schulaufgaben fortgesetzt oder erledigt werden. Die Erfahrung zeigt, dass Haushalte, die Solarenergie nutzen, in kurzer Zeit ihr Einkommen erhöhen können und sich Entwicklungsindikatoren wie Gesundheit und Bildung signifikant verbessern.

Mit welchen Problemen haben die Menschen im ländlichen Bangladesch zu kämpfen?

Den Menschen fehlt eine dauerhafte und das Existenzminimum sichernde Beschäftigung. Die Kompetenzen der Haushalte liegen vor allem im Bereich der Landwirtschaft. Die eigene Anbaufläche ermöglicht in der Regel keine ausreichende Selbstversorgung – geschweige denn Überschüsse für den weiteren Konsum. Außerdem sichert die Arbeit auf den Feldern den Menschen auch keine ganzjährige Beschäftigung. Um ergänzende Einkommensquellen zu erschließen, fehlt es oft an Wissen sowie an den entsprechenden Fertigkeiten und Fähigkeiten und auch an finanziellen Mitteln.

Der unzureichenden Einkommenssituation stehen teils hohe Fixkosten insbesondere für Energie gegenüber. Bei einem sehr geringen durchschnittlichen Haushaltseinkommen von 53 Euro pro Monat sind monatliche Kosten in Höhe von 3,71 Euro für Petroleum als Energieträger für die Beleuchtung erheblich. Krankheiten, wie sie durch unzureichende Nahrungsaufnahme  oder durch das Einatmen der rußhaltigen Partikel aus den Petroleumlampen entstehen, verschärfen die Situation zusätzlich. Es gibt zwar einige öffentliche Gesundheitseinrichtungen, etwa in Gestalt der Upazila Health Complexes, in denen Erkrankungen kostenfrei behandelt werden können. Viele Menschen wissen jedoch nicht um ihre Rechte, scheuen die Anfahrt und konsultieren lieber Quacksalber. Begeben sie sich doch ins Krankenhaus, müssen sie oft hohe Beratungsgebühren bezahlen und zusätzlich für die Medikamente.

Wie wirkt sich der Klimawandel auf das Land aus?

Den Klimawandel bemerkt man bereits durch den ansteigenden Meereswasserspiegel im Golf von Bengalen. Salzhaltiges Meerwasser gelangt ins Grundwasser im Landesinneren; die Böden versalzen und das führt zu landwirtschaftlichen Ertragseinbußen. Das verschärft die schwierige Situation der Menschen vor Ort noch weiter.

Seit Jahren sind Sie regelmäßig selbst vor Ort in Bangladesch. Welches Erlebnis hat sich Ihnen besonders eingebrannt?

Als Vater zweier (wenn auch schon größerer) Kinder schaue ich vielleicht instinktiv vor allem auf die Kinder in Bangladesch. Der Besuch in Grundschulen war und ist für mich immer ein Grund zur Freude. In wache, neugierige Augen blicken zu können, das große Mitteilungsbedürfnis der Mädchen und Jungen zu spüren und etwas über ihre Wünsche für die Zukunft zu erfahren, ist sicherlich ein Highlight. Bei Familienbesuchen stoße ich mittlerweile immer wieder auf Kinder, die ihre Hausaufgaben im Licht einer Solarlampe erledigen.

Wie genau kommen die Anlagen aufs Dach der Familien – von der Spende in Deutschland bis hin zur fertig installierten Anlage in Bangladesch?

Schon 2.000 Solar-Home-Systems wurden gefördert

2.000 solcher Solar-Home-Systems wurden bereits gefördert – vor allem durch NATURSTROM-Kundinnen und Kunden. Foto: ANDHERI HILFE

Die ANDHERI HILFE stellt für vereinbarte Projektmaßnahmen einen vertraglich fixierten Betrag zur Verfügung. Die Partnerorganisation in Bangladesch initiiert nach Erhalt des Geldes unter anderem Ausschreibungen für die Solaranlagen. Die Installation der Anlagen erfolgt also immer durch Fachleute. Projektträger und Zielgruppe wählen gemeinsam die Familien gemäß bestimmter Kriterien aus. Die Nutzer der Solaranlagen berichten in den jeweiligen Selbsthilfegruppen über die Vorteile der Solarenergie. Installiert und gewartet werden die Anlagen gemeinsam von den Empfängern und einem technischen Mitarbeiter, der sich mit alternativen Energien auskennt. Anschließend erhalten die Haushalte vor Ort eine Schulung durch einen erfahrenen Trainer. Dabei erwerben die Betroffenen das für den ordnungsgemäßen Betrieb der Anlagen erforderliche Wissen.

Das Projekt „Solarlicht für Bangladesch“ ist nicht das einzige Projekt der ANDHERI HILFE in dem bitterarmen Land. Was tut ihre Organisation noch, um die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort zu verbessern?

Die ANDHERI HILFE setzt sich mit zwei landesweiten Programmen für eine umfassende augenmedizinische Betreuung und Behandlung von armen Menschen sowie eine qualifizierte berufliche Ausbildung für junge Erwachsene ein. Auch unterstützen wir Maßnahmen der sozialen Mobilisierung. So soll die Artikulations- und Durchsetzungsfähigkeiten der Menschen gegenüber staatlichen Stellen im Hinblick auf Angebot und Qualität sowie Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen verbessert werden. Konkret helfen wir unseren Partnerorganisationen in Bangladesch, Selbsthilfegruppen aufzubauen, um soziale Missstände erfolgreich bekämpfen zu können. So können zum Beispiel immer wieder Mitgiftzahlungen oder Kinderhochzeiten verhindert werden.

Denn: Eine einzelne Person hat keine Chance, sich gegen die Interessen der Mächtigen durchzusetzen. Auch eine Gruppe aus 25 Personen hat wenige Möglichkeiten. Aber Hunderte oder gar Tausende von Menschen können Entwicklungsziele verwirklichen. Die Erfahrung zeigt: Wenn Menschen die Möglichkeit bekommen, zusammenzuarbeiten, können sie gegen die Strukturen der Ausbeutung angehen. Denn es geht letztlich um Zugang zu und Verfügungsrechte über Ressourcen wie Land, Bildung, Kapital. Es geht aber auch um politische Einflussnahme, um die Überwindung von struktureller und direkter physischer Gewalt gegen unterprivilegierte Familien, insbesondere Frauen und Mädchen.

Was kann ich persönlich tun, um den Menschen vor Ort zu helfen?

Je mehr Spenden für dieses Projekt eingehen, desto mehr Familien kann die ANDHERI HILFE eine Solaranlage und alle damit verbundenen Vorteile ermöglichen. Aber nicht nur Einzelspenden sind hilfreich: Viele Gruppen, Schulklassen oder Einzelpersonen unterstützen unsere Arbeit auch durch Aktionen wie Basare, Spendenläufe oder durch den Verzicht auf Geschenke bei Feiern zugunsten von Spenden in dieses Projekt. Schon 50 Euro reichen zur Finanzierung einer Solaranlage für eine Familie!

Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Houscht!

So können Sie Projekte der ANDHERI HILFE unterstützen:

Wer für die Andheri Hilfe Spenden möchte, kann dies unter dem folgenden Spendenkonto tun –  oder eine Geschenkkarte erwerben.

Online Spenden-Formular

Spendenkonto: Sparkasse KölnBonn
Stichwort: Solaranlage

IBAN: DE80 3705 0198 0000 0400 06
BIC: COLSDE33

 

Miriam Ersch-Arnolds
ersch@naturstrom.de

arbeitete bis Februar 2019 in der Pressestelle von NATURSTROM. Ihre Begeisterung für das Thema Nachhaltigkeit wurde während ihrer Zeit als Mitarbeiterin einer Fairhandels-Organisation geweckt und begleitet sie bis heute auch ehrenamtlich. E-Mail

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