Makartijaya village/ Dorf mitten im Wald - Photo by Burung Indonesia

Wie sich der Regenwald auf Sulawesi schützen lässt

Ein Dorf mitten im Wald, umgeben von feucht-warmer Luft: Makarti Jaya. Im Norden der indonesischen Insel Sulawesi ist der Hauptverkehrsweg ein Fluss, keine Straße. Die Mehrheit der Bewohnerinnen und Bewohner baut selbst an, was sie zum Leben benötigt und verkauft, was übrig bleibt. Meistens ist das Kakao. Sie wohnen inmitten eines wertvollen Lebensraums, haben aber selbst oft kaum genug zum Leben. Da können die Angebote der großen Konzerne verlockend erscheinen: von Firmen, die nach Gold suchen – tatsächlichem oder flüssigem. Ein Projekt des NABU, der KfW-Entwicklungsbank und Burung Indonesia versucht, eine Alternative zu bieten – für die Menschen und den Regenwald. NATURSTROM unterstützt sie jetzt dabei.

Im Westen der Provinz Gorontalo, in der sich auch das Dorf Makarti Jaya befindet, liegt „Popayato Paguat“ – ein in vielerlei Hinsicht einzigartiges Gebiet: Es zählt zu den Regionen der Welt mit dem größten Anteil nur dort vorkommender Tier- und Pflanzenarten, auch Endemiten genannt. Allein in der Vogelwelt finden sich 42 endemische Arten. Noch dazu gehört Sulawesi zur Region Wallacea und damit einem der 34 globalen „Hotspots“ der Biodiversität. Doch Popayato Paguat ist nicht nur reich an Flora und Fauna, sondern auch an Bodenschätzen.

Um den Regenwald dort vor ökonomischen Begehrlichkeiten zu schützen, arbeiten der Naturschutzbund Deutschland (NABU), die KfW-Entwicklungsbank und Burung Indonesia seit Anfang 2014 im Rahmen eines Projektes zusammen, das von der Internationalen Klimaschutzinitative (IKI) der Bundesregierung gefördert wird. Ihr Ziel: Eine rund 50.000 Hektar große Ökosystem-Restaurations-Lizenz im Gebiet „Popayato Paguat“ im Westen der Provinz Gorontalo zu etablieren. Die Partner wollen die biologische Vielfalt schützen – und helfen, die Lebensbedingungen der Bevölkerung zu verbessern. Ein entscheidender Schlüssel dafür ist der Kakaoanbau. Denn Kakao ist eine Halbschattenpflanze, ihr Anbau harmoniert deshalb besonders gut mit der örtlichen Flora und Fauna.

Trocknung von Kakaobohnen in der Provinz Gorontalo, Indonesien, mitten im Regenwald

Bisher werden die Kakaobohnen nur unzureichend getrocknet.
Foto: Katjuscha Doerfel

Rund 12.000 Hektar misst die gesamte Anbaufläche von Kakao in der Provinz Gorontalo. Dies entspricht aber nur etwa einem Prozent der Kakaoproduktion auf Sulawesi. Kaum 1.200 Tonnen Kakao werden in den Dörfern Makarti Jaya und Panca Karsa produziert – müssen aber 750 Familien ernähren. Pro Tag lassen sich dort mit dem Kakaoanbau durchschnittlich lediglich 50.000 indonesischen Rupiah bzw. 3,50 Euro verdienen. Denn Zwischenhändler zahlen nur rund 15.000 Rupiah pro Kilo vorgetrockneten Kakao oder 25.000 Rupiah für richtig trockenen Kakao. Von dem Boom der Schokoladen-Industrie oder der Verdopplung des Weltmarktpreises merken die Kakaobauern in Gorontalo: nichts. Geld verdient wird mit dem Rohstoff erst im weiteren Verlauf der Lieferkette.

Die Bedingungen verbessern – für die Menschen und den Lebensraum der Flora und Fauna

Die niedrigen Kakaopreise haben in der Region vor allem zwei Ursachen: Die Gewinnspanne der relativ langen Lieferkette und die geringe Qualität des Kakaos. Die Bauern verwenden auf ihren Plantagen Pestizide – und ein Teil der Agrochemikalien bleibt auf den Bohnen zurück. Oft können sie die Bohnen nach der Ernte nur unzureichend trocknen, so dass sich leicht Schimmelpilze bilden können. Der Veredelungsschritt der Fermentierung fehlt völlig. Das führt zu minderer Qualität – und besonders niedrigen Preisen.

Das Projekt des NABU und seinen Partnern will das ändern: die Qualität des Kakaos verbessern, die Lieferkette verkürzen und die biologische Vielfalt des heimischen Regenwaldes erforschen. Für die Durchführung des Projekts hat Burung Indonesia in der nächstgrößeren Stadt Marisa ein Projektbüro errichtet. Für die Projektarbeit benötigen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Strom – doch der fällt in Marisa regelmäßig aus. Damit sie in solchen Fällen nicht mehr auf dieselgetriebene Generatoren zurückgreifen müssen, wird dort noch in diesem Jahr eine Photovoltaik-Anlage errichtet.

Danach soll sauberer Strom auch für eines der Kakaobauerndörfer folgen: In den kommenden zwei Jahren werden dort Photovoltaikmodule installiert – gemeinsam mit einer Trocknungs- und Fermentierungsanlage. So kann der Kakao hochwertiger aufbereitet werden – und das mit sauberer Energie. Ein Projekt, das gut zu einem nachhaltigen Energieversorger passt – NATURSTROM unterstützt die Partner deshalb dabei. 10.000 Euro spendet NATURSTROM jedes Jahr für die nächsten drei Jahre. Wofür diese genau eingesetzt werden und welchen Unterschied sie machen, darüber informieren wir Sie hier im Blog oder auf unserer Website.

Finja Seroka
seroka@naturstrom.de

arbeitete bis 2021 bei NATURSTROM. Begeistert sich beruflich und auch privat für nachhaltige Themen. Zuvor hat sie u. a. als Journalistin für Handelsblatt Online und die Funke Mediengruppe gearbeitet.

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