Zahl des Monats: 44 Prozent des Stromverbrauchs sind durch erneuerbare Energien gedeckt

Das Halbjahr bietet oft eine gute Gelegenheit, Bilanz zu ziehen. Und die fällt im Stromsektor durchaus positiv aus: Vor allem dank windreicher erster sechs Monate konnten die erneuerbaren Energien 2019 bereits einen Anteil von 44 Prozent am Stromverbrauch erreichen, das waren noch einmal fünf Prozentpunkte mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres und somit ein neuer Rekord. Aber nicht nur aus dem Strombereich, sondern auch von der Entwicklung der Treibhausgasemissionen gab es gute Nachrichten. Nichtsdestotrotz bleibt beim Umbau unserer Energieversorgung noch einiges zu tun.

Windenergie bringt Ökostrom-Rekord

Den größten Beitrag zu dem neuen Ökostrom-Rekordwert von insgesamt rund 130 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) steuerte die Windenergie bei, wie die Berechnungen von BDEW und ZSW Baden-Württemberg zeigen. Die größte Steigerung verbuchten Offshore-Windenergieprojekte, deren Stromertrag um 30 Prozent wuchs. Die wichtigste Technologie bleibt jedoch die Windenergie an Land, die auch um fast 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr wachsen konnte und die mit den rund 47 Mrd. kWh alleine mehr als ein Drittel der gesamten Ökostromerzeugung und fast 16 Prozent des gesamten in Deutschland verbrauchten Stroms erzeugte. Die deutsche Strombilanz konnte dabei von sehr windreichen Zeiten profitieren: So lag das Windaufkommen in allen bisherigen sechs Monaten über dem langjährigen Durchschnitt, im März gab es sogar einen Windrekord.

Neben der Windenergie trugen die Photovoltaik sowie Biomasse und Wasserkraft zur hohen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bei, wobei nur die Solarstromerzeugung wuchs und die Beiträge der letzteren Technologien sogar leicht zurückgingen.

Erneuerbare wirken: Verringerung des CO2-Ausstoßes der Stromerzeugung um 20 Millionen Tonnen

Wie sinnvoll der Ausbau der erneuerbaren Energien ist, zeigt eine weitere Halbjahres-Zahl: Der CO2-Ausstoß der Stromerzeugung lag in den ersten sechs Monaten bei 116 Millionen Tonnen. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Verringerung um 20 Millionen Tonnen oder 15 Prozent – ein sehr deutlicher Fortschritt. Bereits im Jahr 2018 haben erneuerbare Energien im Stromsektor für eine Reduzierung der Treibhausgasemissionen um 141 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente gesorgt. Wenn auch Wärme und der Verkehr mitbetrachtet werden, lag die Minderung durch regenerative Energieträger sogar bei 184 Millionen Tonnen CO2-Aquiovalente, wie das Umweltbundesamt mitteilt.

Die Nutzung erneuerbarer Energien, etwa im Rahmen eines zertifizierten Ökostromtarifes wie naturstrom, über regenerative Heiztechnik oder über klimaschonende Mobilität per Pedelec, Bahn oder Elektroauto senkt so aktiv die Emissionsbilanz Deutschlands.

Viel erreicht, aber es bleibt viel zu tun

Diese Rekordzahlen sind ein toller Zwischenerfolg. Dennoch bleibt viel zu tun. So warnt der BDEW, dass trotz der bisher dynamischen Entwicklung Reformen im Stromsektor zugunsten der erneuerbaren Energien notwendig sind – mit dem bisherigen Kurs, würde Deutschland bis 2030 gerade einmal einen Ökostrom-Anteil von 54 Prozent am Stromverbrauch erreichen, obwohl 65 Prozent das Ziel sind. Und im Wärme- und Verkehrssektor sind die bisherigen Anteile und auch die Veränderungsgeschwindigkeiten noch viel geringer als im Stromsektor, hier braucht es also umso mehr Anstrengungen. Künftig müssen die Emissionen nämlich nicht nur im Stromsektor, sondern in allen Bereichen stark sinken, wenn wir nach dem reißen des Klimaziels 2020 die kommenden Zielmarken einhalten wollen.

Sven Kirrmann
sven.kirrmann@naturstrom.de

Unterstützt seit Juli 2019 von Berlin aus die naturstrom-Pressearbeit. Schon lange Jahre überzeugter Energiewender, auch beruflich. Unter anderem zuvor bei der Agentur für Erneuerbare Energien mit Kommunikation zu einer nachhaltigen Energieversorgung beschäftigt.

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