Nico Paech

Von der Energie- zur Wachstumswende? Diskussionsabend am 2. März

Kann die Energiewende eines der größten Probleme der Menschheit lösen? Oder braucht es mehr als Photovoltaik- und Windkraftanlagen, um den Klimawandel zu bekämpfen? Und ist der Blick auf den Klimawandel alleine überhaupt ausreichend, um die Zukunft zu meistern? Darüber diskutieren der renommierte Postwachstumsökonom Professor Dr. Niko Paech und Dr. Thomas E. Banning, der Vorstandsvorsitzende des Ökostrom-Pioniers NATURSTROM am Donnerstag, den 2. März 2017, ab 19 Uhr. Hier im Blog verraten sie schon jetzt erste Thesen.

Über Sinn und Unsinn der Energiewende diskutieren am Donnerstagabend der Postwachstumsökonom Niko Paech und der Vorstandsvorsitzenden des Ökostrom-Pioniers in der Düsseldorfer NATURSTROM-Zentrale. Für beide erfüllt die Energiewende eine Schlüsselfunktion – allerdings aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Thomas E. Banning, Energie- und Wachstumswende müssen sich nicht ausschließen.

© NATURSTROM

Professor Dr. Niko Paech prägt wie kein anderer den Diskurs der Postwachstumsökonomie. Statt einer Energiewende fordert der VWL-Professor eine Wachstumswende: Denn wirklich grünes Wachstum, wirklich grüne Produkte existieren seiner Meinung nach nicht.

Dagegen steht Dr. Thomas Banning wie kaum ein anderer Unternehmer in Deutschland für die Energiewende. Seit 2002 ist er Vorstandsvorsitzender der Düsseldorfer NATURSTROM AG. In dieser Funktion sowie beim Bündnis Bürgerenergie e. V. engagiert er sich für eine dezentrale, von Bürgerinnen und Bürgern getragene Energiewende.

Brauchen wir eine Wachstumswende?

Während die Energiewende für Dr. Banning eine „sehr erfolgreiche Bürgerbewegung“ ist, lenkt sie laut Prof. Paech von eklatanten Klimaproblemen, wie zum Beispiel denen im Verkehrssektor oder der Produktion, ab. „Indem die Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung an technische Innovationen im Rahmen der Energiewende delegiert wird, entsteht ein Alibi für Lernresistenzen gemäß dem Motto: „Wind und Sonne werden es schon richten“. Über Urlaubsreisen und Konsumgewohnheiten muss dann zum Glück nicht mehr gesprochen werden‘“, meint Paech.

© Paech

Was Zuhörerinnen und Zuhörer vor Ort oder im Livestream erwarten können, verraten die beiden im Interview mit dem Team des NATURSTROM-Blog:

Herr Banning, vor welcher großen Herausforderung steht die Energiewende gerade Ihrer Meinung nach?

Die Energiewende steht derzeit vor drei großen Herausforderungen. Erstens muss die Motivation für die Energiewende bei den Bürgern wieder angekurbelt werden. Als die damalige schwarz-gelbe Regierung den Atomausstieg rückgängig machte, gingen die Leute für das Thema auf die Straße. Heute haben viele das Gefühl, dass sie selbst nichts mehr tun müssen und das EEG der Bundesregierung reicht. Das stimmt aber nicht.

Zweitens müssen wir Wege finden, die Energiewende sinnvoll zu regulieren – und sie nicht zu einer Farce zu machen. Die jüngsten Entwicklungen führen nämlich dazu, dass nur noch die großen Unternehmen mitmachen können. Die Energiewende muss aber bleiben, was sie von Anfang an war: eine Bürgerbewegung.

Drittens stehen wir vor technischen Herausforderungen. Bisher umfasst die Energiewende den Elektrizitätsbereich. Jetzt geht es darum, auch den Wärme- und Mobilitätssektor miteinzubeziehen.

Herr Paech, was meinen Sie?

Es bedarf einer Wachstumswende, einer Postwachstumsökonomie, um die Energieverbräuche auf jenes Niveau zu senken, das sich ohne Naturzerstörung langfristig realisieren lässt. Das setzt hinreichend genügsame und sesshafte Lebensstile voraus sowie eine Verkleinerung und Umstrukturierung des Industriesystems. Aber es werden auch Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energieträger benötigt sowie Vermarkter von Ökostrom.

Mit welchen Erwartungen denken Sie an den Diskussionsabend am 2. März 2017? Was können Zuschauerinnen und Zuschauer erwarten?

Paech: Ich erwarte, dass es zu einem spannenden Austausch unterschiedlicher Positionen im Nachhaltigkeits- und Klimaschutzdiskurs kommt. Ein zukunftsfähiges Unternehmertum, das nicht mehr Teil des Problems, sondern der Lösung sein will, kann sich nicht darauf beschränken, vermeintlich bessere, sogenannte „grüne“ Produkte zu verkaufen, sondern sollte Konsumenten dabei unterstützen, mit weniger Nachfrage auszukommen. Per se nachhaltige Produkte existieren nicht, sondern nur nachhaltige Lebensstile. Deren praktische Umsetzung zu unterstützen, wird die Aufgabe eines postwachstumstauglichen Unternehmertums im 21. Jahrhundert sein. Konkret heißt das für Elektrizitätsversorger, Konsumenten dazu zu veranlassen, sich an individuellen CO2-Bilanzen zu orientieren, statt sich über den bequemen Konsum von Ökostrom ein grünes Alibi zuzulegen. Aber das darf natürlich nicht zu dem Missverständnis führen, dass es eine Alternative zu Ökostrom gäbe.

Banning: Von dem Abend erwarte ich mir einen interessanten Vortrag von Professor Paech – zu alternativen Wirtschaftsmodellen jenseits des Wachstums-Fetisch. Ich freue mich darauf, mit jemandem zu diskutieren, der einen komplett anderen Weg fordert. Für Unternehmen wie NATURSTROM stellt sich mir jedoch die Frage: Was ist jetzt machbar?

Vielen Dank für das Gespräch. Wir sind gespannt auf die Debatte.

Der Diskussionsabend beginnt am Donnerstag, den 2. März, um 19 Uhr. Einlass ist ab 18.30 Uhr. Der Eintritt ist frei. Falls Sie an dem Abend vor Ort nicht dabei sein können, laden wir Sie herzlich ein, uns per Livestream zu folgen. Unter www.facebook.com/naturstrom/ können Sie dem Geschehen ab etwa 19 Uhr folgen. Einen Facebook-Account brauchen Sie dafür nicht – die Log-In Anforderung können Sie weg- und das Video anklicken.Sie können auch gerne über Twitter mitdiskutieren: Unter #banningvspaech twittern wir live von der Veranstaltung.

Finja Seroka
seroka@naturstrom.de

arbeitete bis 2021 bei NATURSTROM. Begeistert sich beruflich und auch privat für nachhaltige Themen. Zuvor hat sie u. a. als Journalistin für Handelsblatt Online und die Funke Mediengruppe gearbeitet.

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