Wie Stromspeicher zur Energie-Unabhängigkeit beitragen

Stromspeicher sind ein wichtiger Baustein der Energiewende, denn sie entkoppeln die Nutzung von Ökostrom von dessen Erzeugungszeitpunkt – und tragen so maßgeblich dazu bei, dass Deutschland nach und nach unabhängiger von fossilen Energieträgern und damit auch -importen wird. Dass Stromspeicher nicht nur im Eigenheim eine sinnvolle Ergänzung sind, sondern auch bei größeren Ökostrom-Anlagen, beweisen wir im thüringischen Henschleben – denn hier steht NATURSTROMS erster Solarpark mit Speicher. 

Das Ziel der neuen Bundesregierung ist klar: 80 Prozent Erneuerbare Energien im deutschen Strommix – und das bis 2030. Um das zu erreichen, müssen wir einerseits den Ausbau Erneuerbarer Energien bundesweit deutlich beschleunigen, andererseits aber auch die Flexibilisierung des Energiesystems vorantreiben, um auch bei stärkerer wetterabhängiger Stromproduktion die zeitliche Übereinstimmung des Lieferangebots mit der Nachfrage zu gewährleisten. Möglich machen das unter anderem Stromspeicher.

Im Eigenheim sind so genannte Solarspeicher, also mit einer Photovoltaikanlage verbundene Batterien, längst Gang und Gäbe: In Deutschland steht schon in rund 20 Prozent aller sonnenstromerzeugenden Eigenheime einer, Tendenz stark steigend. Mehr als 1.400 Megawattstunden Strom können die Deutschen so aktuell zu Hause speichern.

Allerdings ist das Privileg, als Privatperson selbsterzeugten Strom zu speichern, bisher ausschließlich Eigenheimbesitzer:innen vorbehalten – denn bevor Stromspeicher auch in Mehrparteien-Häusern zum Einsatz kommen, gilt es, einige offene Fragen zu klären. Da hier mehrere Wohnparteien Zugriff auf ein und denselben Stromspeicher haben, muss exakt bestimmt werden können, welche Partei wie viel gespeicherten Strom nutzt und wie viel aus dem öffentlichen Netz bezogen wird. Hinzu kommt, dass diese Informationen sowohl dem lokalen Stromnetzbetreiber als auch den involvierten Stromanbietern zur Verfügung stehen müssen. Wie diese harte Nuss zu knacken ist, untersucht NATURSTROM aktuell mit Partner:innen im gemeinsamen Forschungsprojekt „MELANI“.

Ein Stromspeicher für Henschleben

Stromspeicher sind für den Erfolg der Energiewende essentiell, denn sie ermöglichen den Ausgleich zwischen dem schwankenden Öko-Energieangebot und der sich verändernden Energienachfrage. Umso wichtiger ist es, sie auch dort einzusetzen, wo besonders viel Ökostrom erzeugt wird. Wie das funktionieren kann, erproben wir gerade im thüringischen Henschleben. Hier haben wir 2021 in der Gemeinde Straußfurt einen Solarpark mit über 17.000 Photovoltaik-Modulen und einer Gesamtleistung von 7,5 MWp errichtet. Seit Oktober 2021 erzeugt sie rund 7,4 Millionen Kilowattstunden sauberen Sonnenstrom pro Jahr – das entspricht dem Jahresbedarf von mehr als 2.300 Dreipersonenhaushalten. Ein zweiter Bauabschnitt in ähnlicher Größenordnung soll bald folgen.

Hier gab's 2021 noch nicht zu sehen: der Solarpark Henschleben im Aufbau

Seit Anfang des Jahres vervollständigt das eigentliche Highlight die Anlage: ein 1.000 kWh-großer Batteriespeicher. „Der Speicher ermöglicht es uns, Energie vom Tag in die Abendstunden oder Nacht zu bringen – nur so können wir irgendwann einmal 100 Prozent Erneuerbare Energien in Deutschland erreichen“, fasst Stephan Riedel, Leiter der technischen Betriebsführung Photovoltaik bei NATURSTROM, das Ziel der Speichernutzung zusammen. „Ein Argument, das Gegner:innen der Energiewende gegen diese gerne vorbringen, ist die Volatilität der Erneuerbaren, die eine hundertprozentige Stromversorgung durch Erneuerbare angeblich unmöglich machen. Mit Hilfe von Stromspeichern kann dem entgegen gewirkt werden.“

„Die Sonne ist eine sehr zuverlässige Partnerin bei der Energieerzeugung – denn sie geht jeden Tag wieder auf. Eine Photovoltaik-Anlage produziert auch bei geringer Sonneneinstrahlung (Bewölkung) Ökostrom, aber natürlich weniger“, so Stephan. Der Batteriespeicher in Henschleben kommt beispielsweise dann zum Einsatz, wenn gerade besonders viel Solarstrom produziert wird, ohne dass er im Netz gebraucht wird.

Seit 2015 leitet Stephan die technische Betriebsführung Photovoltaik bei NATURSTROM

„Wenn es im Stromnetz ein starkes Überangebot oder eine Instabilität gibt, dann wird häufig eine Erneuerbare Energie wie z. B. ein großer Solarpark abgeregelt.“ Ein Unding, findet nicht nur Stephan: „Stattdessen könnte in solch einem Fall auch immer ein Elektrospeicher geladen werden. Für jede Kilowattstunde, die wir in Deutschland klimafreundlich erzeugen, sind wir weniger auf Energieimporte aus Kohle, Gas oder Uran angewiesen. Das war zwar schon immer so, wird vielen Menschen aber gerade vor dem aktuellen Hintergrund besonders bewusst. Umso wichtiger ist es, Ökostrom, der ansonsten, bei starkem Überangebot manchmal abgeregelt werden würde, zwischenzuspeichern.“

Bei ausreichender Sonneneinstrahlung kann der Speicher innerhalb einer Stunde vollständig geladen werden – und könnte auch genauso schnell geleert werden. Aber er kann auch mit geringerer Leistung und dafür für eine längere Zeitdauer ausspeisen. Mit 100 Kilowatt kann die Stromabgabe für ca. 10 Stunden aufrechterhalten werden. Damit könnten dann zum Beispiel nachts 250 Haushalte jeweils 4 kWh Energie bekommen.

Den Zuschlag für die Anlagenkombination aus PV-Anlage und Speicher haben wir 2020 im Rahmen einer sogenannten Innovationsausschreibung erhalten. Diese dienen dazu, neue Preisgestaltungsmechanismen und Ausschreibungsmodalitäten zu erproben und gleichzeitig mehr Wettbewerb sowie die Netz- und Systemdienlichkeit der Erneuerbaren-Anlagen zu fördern.

Eine Speicherlösung, viele Profiteur:innen

Von unserer Solaranlage mit dem 40 Fuß großen Speichercontainer mitten in Deutschland profitieren nicht nur die deutsche Netzstabilität und Stromverbraucher:innen. Da sie zum Teil auf Flächen steht, die der Gemeinde gehören, freut die sich über regelmäßige Pachteinnahmen. Hinzu kommt, dass der Solarpark sich auf einer ehemaligen Deponiefläche befindet und nun als Energiewende-Standort exemplarisch für die sinnvolle Nutzung vorbelasteter Flächen steht.

Betrieben werden Anlage und Speicher von der Ende 2020 gegründeten NaturEnergy, einer Tochter der NATURSTROM AG, die sowohl den Bau und Betrieb als auch die Finanzierung neuer und bestehender Öko-Kraftwerke in der NATURSTROM-Gruppe organisiert. Mit dem Solarpark Henschleben wurde die erste Projektinvestition in Eigenregie abgeschlossen.

Dominique Czech
dominique.czech@naturstrom.de

ist seit April 2018 dabei und schreibt für naturstrom über alles rund um die Energiewende. Jenseits des Büros bewegen sie die Themen Ernährung, Konsum und Mobilität – aber bitte in nachhaltig.

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