Mieterstrom: Solarstrom fürs Mehrfamilienhaus

24.03.2025

 – Finn Rohrbeck

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Sonnenstrom direkt vom Dach nutzen, das war lange Zeit nur Eigenheimbesitzer:innen vorbehalten. Erst seit einigen Jahren bietet Mieterstrom das Potenzial für Millionen andere Haushalte, günstigen und vor Ort erzeugten Solarstrom zu beziehen. Das ist nicht nur von Vorteil für die Mieter:innen, sondern auch für die Energiewende. Denn Mieterstrom bringt die Photovoltaik auf die Mehrfamilienhäuser der Innenstädte. Wie, zeigen wir hier.

Kaum ein Symbol steht so für die Veränderung der Energiewelt wie die Millionen Photovoltaikanlagen auf deutschen Hausdächern. Statt in möglichst großen Kraftwerken und mit viel Hitze und Schadstoffausstoß Strom in riesigen Einheiten zu erzeugen und übers Land zu verteilen wird der Solarstrom aus Dachanlagen – oder Balkonkraftwerken – sauber, leise und dezentral direkt am Verbrauchsort produziert. Aber nicht nur Ort und Art der Stromerzeugung ändert sich mit der Verbreitung von Photovoltaik, sondern auch die Besitzverhältnisse: Während der Strommarkt lange Jahre nur von vier großen Playern dominiert wurde, kann mit einer Solaranlage jede:r mit einem eigenen Dach seinen eigenen Strom generieren – und dank der enormen Kostensenkungen der Technologie ist der auch noch deutlich günstiger als beispielsweise die Tarife des örtlichen Versorgers.

 

Das einzige Problem: Um genügend günstigen Solarstrom selbst erzeugen und verbrauchen zu können, braucht es eben ein eigenes Dach. Dabei wohnt knapp die Hälfte der Deutschen zur Miete, gerade in Städten – wodurch einerseits viele gerade sozioökonomisch schlechter gestellte Gruppen nicht so direkt an den positiven Perspektiven der Energiewende partizipieren können und andererseits auch das Potenzial zahlloser Dächer für die Solarstromerzeugung nicht genutzt wird. Balkonkraftwerke können dieses soziale Ungleichgewicht zwar mindern, aber nicht vollends überbrücken.

 

Sozial und ökologisch

Die prinzipielle Lösung des Dilemmas: Mieterstrom. Die rechtliche Grundlage schuf das im Juli 2017 verabschiedete Mieterstromgesetz. Es ermöglicht, dass auch in Mietshäusern Strom von einer auf dem Dach installierten Photovoltaik-Anlage genutzt werden kann. Seitdem können endlich auch Bewohner:innen von Mehrparteienhäusern direkt von vor Ort erzeugtem Solarstrom profitieren – und eben auch, wenn ihnen die Anlage nicht selbst gehört.

 

Ein wesentlicher Nebeneffekt für die Energiewende? Durch die neue Möglichkeit sind endlich so gut wie alle Dächer für die Installation von Solarmodulen interessant, da es nun für fast alle Fälle lohnende Geschäftsmodelle gibt.

Allerdings blieben die gesetzlichen Rahmenbedingungen lange alles andere als ideal. Erst unter der Ampelregierung und im Zuge der fossilen Energiekrise gab es wesentliche Verbesserungen, die Mieterstrom neuen Schwung gaben, etwa durch den virtuellen Summenzähler oder Vereinfachungen bei der Mieterstrom-Förderung. Zusätzlich wurde mit der Gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung ein weiterer PV-Anwendungsfall ermöglicht, der gerade für kleinere Wohn- oder Gewerbebauten interessant ist.

 

Mieterstrom in der Praxis

Für Haushalte ist Mieterstrom eine einfache Sache: Als Partei in einem Haus mit Mieterstromangebot kann ich wie überall meinen Stromanbieter frei wählen – habe aber eben noch die zusätzliche Wahloption des Mieterstroms, womit mein Strombedarf nicht nur anteilig direkt und günstig durch die Solaranlage auf dem Dach gedeckt wird, sondern mir auch garantiert wird, dass der Strompreis maximal 90 Prozent des jeweiligen Grundversorgungsangebots beträgt. Und natürlich kommt jederzeit Strom aus der Steckdose, auch wenn die Sonne nicht scheint – Mieterstrom-Tarife sind immer ein Mix aus der Vor-Ort-Erzeugung und der Lieferung des jeweiligen Versorgers. Bei Mieterstromprojekten von naturstrom fließt entsprechend jederzeit und verlässlich 100 Prozent Ökostrom, entweder direkt aus der Solaranlage vom Dach oder von anderen Erneuerbare-Energien-Anlagen durch das Netz.

 

Interessierte Hauseigentümer:innen oder Projektentwickler beraten wir zu der idealen Umsetzung von Mieterstrom. Verschiedene Konzepte ermöglichen im sogenannten Contracting-Modell die Entscheidung, wie viel Aufwand und finanzielle Beteiligung selbst gestemmt oder von uns übernommen werden soll. Klar ist: Es gibt für fast jedes Projekt einer gewissen Größe ein lohnendes Konzept.

 

Pionier für dezentrale Versorgung

Obwohl die Rahmenbedingungen für die vor-Ort-Versorgung lange schwierig waren, sind wir bei naturstrom überzeugt von der Mieterstrom-Idee. Seit unserer Gründung war eine dezentrale Stromversorgung auf Basis Erneuerbarer Energien unsere Vision – und Mieterstrom ist hier ein hervorragender Ansatz, um diese zu verwirklichen. Schon vor dem Inkrafttreten des Mieterstromgesetzes haben wir daher entsprechende Lösungen umgesetzt und in den letzten Jahren insgesamt rund 70 Mieterstromprojekte verwirklicht – etwa im mehrfach mit Nachhaltigkeitspreisen ausgezeichneten Berliner Möckernkiez, in einem Hamburger Quartier, aber auch in vielen anderen Städten und Immobilien.

Auch in Zukunft wollen wir neue Projekte realisieren und uns aktiv für weitere politische Verbesserungen rund um dezentrale Versorgungsmöglichkeiten, insbesondere auch beim Mieterstrom, einsetzen.

 

Ökostrom für alle

Und auch für Menschen ohne eigene oder Miet-Solaranlage auf dem Dach wollen wir den Bezug dezentral verankerter Ökostromangebote vereinfachen. Dazu haben wir ergänzend zu  unseren Regionalstromangeboten im ländlichen Raum in einigen Großstädten spezielle Städtetarife aufgelegt. Der Strom kommt bei diesen Angeboten zwar nicht direkt vom Dach des Wohnhauses, aber dank der Nutzung von Regionalnachweisen garantiert aus Erneuerbaren-Energien-Anlagen in der eigenen Umgebung. Dieses Angebot ist damit neben dem Mieterstrom ein weiterer Schritt, unserer Vision von einer dezentralen, erneuerbaren Stromversorgung überall und damit auch in der Großstadt immer näher zu kommen.

 

Zusätzlich bieten wir dank unserer Kooperation mit Panelretter, gerettete Balkonkraftwerke zum Vorzugspreis mit 10 %-Rabatt für naturstrom-Kund:innen an. So kann jede:r von günstigem Solarstrom profitieren. Wer einen Smart Meter besitzt und steuerbare Verbraucher wie Wärmepumpe, Wallbox oder Speicher sein/ihr Eigen nennt, kann außerdem mit unserem dynamischen Tarif naturstrom smart noch näher an der Erneuerbaren Energieerzeugung sein und durch cleveres Verbrauchsverhalten sparen.
So geht Energiewende!

  • unterstützt seit Juni 2022 das Presseteam bei naturstrom. Zuvor arbeitete er im Veranstaltungsmanagement der Verbraucherzentrale NRW und beschäftigte sich dort mit den Themen Energie und Energieberatung.

  • Unterstützt seit Juli 2019 von Berlin aus die naturstrom-Pressearbeit. Schon lange Jahre überzeugter Energiewender, auch beruflich. Unter anderem zuvor bei der Agentur für Erneuerbare Energien mit Kommunikation zu einer nachhaltigen Energieversorgung beschäftigt.

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