PV-Anlagen

Mehr Sonne im Mix

Um die Erfolgsgeschichte der Photovoltaik zu verstehen, muss der Blick weit zurück gehen. Bis ins Jahr 2000, als die Deutschen noch in Mark und Pfennig rechneten. Die Tüte Pommes kostete eine Mark, die Kugel Eis fünfzig Pfennig – was waren das für Zeiten. Und die Kilowattstunde Solarstrom? Die kostete ebenfalls eine Mark, fast jedenfalls. 99 Pfennig, um genau zu sein, so steht es im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), dessen erste Fassung im April 2000 in Kraft trat. Eine Kilowattstunde war so teuer wie eine Tüte Pommes.

Heute kostet die Tüte Pommes locker drei Euro – und die Kilowattstunde Sonnenstrom ganze fünf Cent. Im Kern ist dies das Erfolgsgeheimnis, das hinter einer neuen Entwicklung im Strommarkt steht, die langfristig den weiteren Ausbau der Erneuerbaren revolutionieren kann: der Verbreitung von PPAs.

Was ist ein PPA?

Die englische Abkürzung PPA steht für „Power Purchase Agreement“. Gemeint ist damit ein häufig langfristiger Stromliefervertrag zwischen einem Stromproduzenten und einem Energiehändler oder in Einzelfällen einem großen, industriellen Stromverbraucher. In Deutschland sind PPAs noch nicht weit verbreitet – das dürfte sich in den nächsten Jahren ändern.

Der Clou: PPAs ermöglichen es erstmals, Ökostromanlagen zu bauen, die nicht auf die gesetzliche Einspeisevergütung des EEGs angewiesen sind. Dies gilt aktuell für größere Solarparks. Sie können mittlerweile so günstig errichtet und betrieben werden, dass sie Sonnenstrom zu Preisen auf Marktniveau produzieren. An der Leipziger Strombörse kosten Strommengen für 2026 derzeit fast fünf Cent pro Kilowattstunde. Zudem gehen die meisten Marktbeobachter aufgrund des Atom- und Kohleausstiegs sowie steigender CO2-Zertifikatepreise von steigenden Strompreisen an den Großhandelsmärkten in den nächsten zehn Jahren aus. Umso attraktiver wird es damit für Energieversorger oder Großkunden, sich langfristig Solarstrom zu Konditionen zu sichern, die schon heute wettbewerbsfähig sind. „Damit bricht ein neues Zeitalter im Strommarkt an“, fasst NATURSTROM-Vorstand Oliver Hummel die Entwicklung zusammen.

Echter Ökostrom ohne EEG-Vergütung

Auch der ganz normale Ökostromkunde wird diese Veränderungen zu spüren bekommen – und zwar positiv. Denn sein Strommix wird künftig vielfältiger. Bislang wurde Ökostromkunden in aller Regel Strom aus großen, meist älteren Wasserkraftanlagen geliefert. Denn alle Ökostromanlagen, deren Erzeugung über das EEG zu Festpreisen vergütet wird, fallen als Lieferantenkraftwerke für Ökostromkunden weg. In der gesetzlich bis ins Kleinste geregelten Stromkennzeichnung sind diese Strommengen nämlich bereits als „Strom aus erneuerbaren Energien, gefördert nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz“ gekennzeichnet.

Folglich kann die gleiche Kilowattstunde, die bereits solcherart in der Stromkennzeichnung ausgewiesen wird, nicht noch einmal an einen Ökostromkunden geliefert werden. Dieses sogenannte Doppelvermarktungsverbot betrifft alle Photovoltaik-, Windenergie- und Biomasseanlagen in Deutschland, denn sie alle erhalten die EEG-Vergütung – bis jetzt. „Künftig wird Ökostrom aus neuen, größeren Solarparks vielfach direkt an Haushalte und Gewerbekunden fließen – ganz ohne EEG-Förderung“, prognostiziert Hummel. Und zwar dank PPAs, die einen wirtschaftlichen Betrieb von Ökostromanlagen ohne EEG-Vergütung sichern. Sie ermöglichen es ambitionierten Energieversorgern, ihren Kunden und Kundinnen in größerem Umfang Sonnen- und künftig auch Windstrom zu liefern.

So, wie auch NATURSTROM es tut. Künftig liefert NATURSTROM Ökostrom aus mehreren neu errichteten Solarparks, die ohne gesetzliche Vergütung auskommen.

Freiflächen-Anlagen in Bayern

Den Anfang bildet der in der Unternehmensgruppe projektierte und gebaute Solarpark in Rottenbach. Die Freilandanlage im nordbayerischen Landkreis Coburg verfügt über eine installierte Leistung von 13 Megawatt Peak (MWp). Davon hat NATURSTROM 3,2 MWp errichtet, deren Stromerzeugung nicht über das EEG vergütet wird. NATURSTROM integriert den Sonnenstrom ins eigene Beschaffungsportfolio und beliefert daraus seine Haushaltskunden. Bei einem weiteren Solarpark des Öko-Energieversorgers ist dies in Vorbereitung: In Uttenreuth nahe Erlangen kann eine Teilanlage mit 2,8 MWp künftig Sonnenstrom direkt für die NATURSTROM-Kunden produzieren. „Mit Ökostrom aus eigenen Anlagen unsere Kunden ohne EEG-Förderung direkt zu versorgen, ist schon seit Langem ein wichtiges strategisches Ziel beim Ausbau unseres Kraftwerksparks“, so Hummel. „Jetzt schließt sich endlich der Kreis. Was zeigt: Die Energiewende funktioniert.“

Zusätzlich hat NATURSTROM einen Stromliefervertrag über elfeinhalb Jahre mit dem Unternehmen Statkraft unterzeichnet. Dabei geht es um Strom aus dem bayerischen Solarpark Parsberg Eichensee. Die Anlage mit einer Leistung von 20 MWp wird ab Mai pro Jahr rund 20,3 Mio. Kilowattstunden für die NATURSTROM-Kunden erzeugen. Bis zum Ende der Vertragslaufzeit im Dezember 2031 wird Statkraft somit insgesamt etwa 237 Mio. Kilowattstunden Solarstrom an NATURSTROM liefern.

Der Startschuss für PPAs ist also gefallen. Das bestätigt auch eine Umfrage der Deutschen Energie-Agentur dena unter Marktakteuren: Nahezu drei Viertel der Befragten sehen in PPAs ein zukunftsweisendes Marktmodell – günstigem Solarstrom sei Dank. Nur die Pommespreise steigen weiter.

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Tim Loppe
loppe@naturstrom.de

ist seit April 2010 Pressesprecher bei naturstrom. Entdeckte die Energiewende in seiner Zeit bei einer Düsseldorfer PR-Agentur für sich. Zuvor hatte der promovierte Germanist an den Universitäten Düsseldorf und Münster im Bereich Sprachwissenschaften gelehrt. E-Mail

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