Unsere Forderungen an die nächste Regierung: für Wohnraum und Menschen

04.02.2025

 – Finn Rohrbeck

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Um unsere ersten beiden Kernforderungen, was die nächste Bundesregierung für Unternehmen und Energiewirtschaft politisch sicherstellen muss, gings beim letzten Mal. Aber auch in Bezug auf die Wärmewende und die Akzeptanz der klimafreundlichen Transformation generell gibt es einiges zu tun. Was genau, lest ihr hier.

3. Wärmewende ernst nehmen

Der Gebäudesektor ist nicht nur der größte Energieverbrauchsbereich, sondern neben dem Verkehr auch das Sorgenkind beim deutschen Klimaschutz. Da fossile Energieträger – unter anderem durch den CO2-Preis – immer teurer werden, bekommen die Bürger:innen hier die bisherigen Versäumnisse beim Umstieg auf klimafreundliche Lösungen in den kommenden Jahren durch höhere Wärmekosten zu spüren.

Dabei gibt es sinnvolle Strategien, um Klimaschutz und Kostensteigerungen im Wärmesektor in den Griff zu bekommen:

Gebäudeenergiegesetz beibehalten

Modernisierung ergibt sich nicht von allein, sie braucht Impulse oder Anreize. Und eine Modernisierung unseres Heizungs- und Gebäudebestandes ist dringend nötig.

Das schon von Schwarz-Rot eingeführte und von der Ampel novellierte Gebäudeenergiegesetz bietet hier sinnvolle Orientierung und sollte daher unbedingt beibehalten werden, um den Rückstand in diesem Sektor nicht noch größer werden zu lassen. Durch die begleitende Förderung werden Verbraucher:innen substanziell beim klimafreundlichen Heizungstausch unterstützt, sodass sich über die Nutzungsjahre auch ein klarer Kostenvorteil gegenüber althergebrachten Heizkesseln ergibt. 

Denn klar ist: Öl- und Gasheizungen sind aufgrund steigender Betriebskosten schon mittelfristig deutlich teurer als klimafreundliche Technologien. Klare politische Rahmenbedingungen müssen dies widerspiegeln, um Orientierung beim Heizungstausch zu geben. Verunsicherung führt zu Fehlentscheidungen, die sehr teuer für Verbraucher:innen werden können.

Strom und Wärme koppeln

Die Wärmepumpe muss der Standard werden. Sie ist hochgradig effizient, gegenüber fossilen Energieträgern und auch im Vergleich mit anderen klimafreundlichen Lösungen meist deutlich günstiger, zudem vielseitig einsetzbar – auch in Industrie und Mehrparteienhäusern.

Damit möglichst viele Menschen von diesen von den Vorteilen profitieren können, muss langfristige Finanzierungssicherheit für die Anlaufinvestitionen bestehen, die staatlichen Förderzusagen müssen also verlässlich und dauerhaft sein. Auch eine Reduzierung der Strom- und damit Betriebskosten, wie sie eigentlich alle Parteien anstreben, ist ein sinnvoller Anreiz. Die bisherigen Maßnahmen in diese Richtung sind bereits vielversprechend.

Wärmenetze nutzen

Wärmenetze versorgen viele Anschlussnehmer auf einmal. In der Dekarbonisierung bestehender und dem Bau neuer grüner Netze liegt daher eine große Chance.

Ein staatliches Bürgschaftsprogramm für die Vorhaben, um damit private Investitionen anzureizen, wäre hier vielversprechend und wünschenswert. Gerade für geothermisch gespeiste Wärmenetze wäre zudem eine Absicherung des Fündigkeitsrisikos ein enormer Beschleunigungsfaktor, da so häufiger die teuren Erdwärmebohrungen angegangen würden.

 

4. Akzeptanz für Energiewende ausbauen

Die Menschen stehen grundsätzlich hinter der Energiewende, das zeigen Umfragen. Konkrete Veränderungen im eigenen Haus oder in der Nachbarschaft können aber auch für Unmut sorgen. Auch wenn die Modernisierung hin zur Klimaneutralität sich langfristig auszahlt, erfordert sie zunächst Investitionen – auch von Bürger:innen.

Damit die Akzeptanz der Energiewende trotz Anforderungen hoch bleibt, müssen die Bürger:innen gut eingebunden werden.

Klimageld einführen

Da der CO2-Preis untere Einkommensschichten besonders belastet, braucht es einen sozialen Ausgleich.

Ein sozial gestaffeltes Klimageld, das aus den Einnahmen des CO2-Preises finanziert wird, kann genau das leisten. Es hilft den Bürger:innen beim Übergang in eine klimafreundlichere Welt und kann sogar der wachsenden ökonomische Ungleichheit entgegenwirken.

Es ist somit ein wichtiges Instrument für gesellschaftlich ausbalancierten Klimaschutz.

Bürgerenergie fördern

Über Bürgerenergiegemeinschaften können Menschen nicht nur direkt beim Erneuerbaren-Ausbau mitmachen, sie profitieren auch davon.

Damit solch gemeinschaftliches Energiewende-Engagement weiter wächst, braucht es Unterstützung – etwa Ausnahmen bei den Ausschreibungen, die Ausweitung des bestehenden Förderprogramms für Bürgerwindprojekte auf Solar und vereinfachten Kapitalzugang für diese kleinen Akteure.

Energy Sharing einführen

Mittels Energy Sharing können mehr Bürger:innen direkt von den günstigen Stromgestehungskosten von Wind und Solaranlagen profitieren – auch wenn sie keine Photovoltaikanlage besitzen.

Um dieses Modell nutzen zu können, braucht es in Deutschland endlich einen passenden Rechtsrahmen – andere europäische Länder machen es längst vor!

Mieterstrom weiter voranbringen

Mieterstrom ist ein hervorragender Ansatz, damit auch Mieter:innen günstigen Solarstrom vom eigenen Dach nutzen können.

Um das riesige Potenzial in unseren Städten noch stärker zu erschließen, braucht es eine Entbürokratisierung des Modells sowie bessere und rechtssichere Verständigungen mit dem Netzbetreiber. Standardisierte Messkonzepte und eine rechtssichere Ausgestaltung der Abgrenzung von Gebäudenetz zu öffentlichem Netz sind wichtige Grundlagen, um dezentrale Versorgungskonzepte wie Mieter-/Quartiersstrom oder auch die gemeinschaftliche Gebäudeversorgung unkompliziert umsetzen zu können.

 

Das waren sie: unsere vier Kernforderungen an die neue Bundesregierung. Haben wir was vergessen? Wo drückt eurer Meinung nach der energiepolitische Schuh?

  • unterstützt seit Juni 2022 das Presseteam bei naturstrom. Zuvor arbeitete er im Veranstaltungsmanagement der Verbraucherzentrale NRW und beschäftigte sich dort mit den Themen Energie und Energieberatung.

  • Unterstützt seit Juli 2019 von Berlin aus die naturstrom-Pressearbeit. Schon lange Jahre überzeugter Energiewender, auch beruflich. Unter anderem zuvor bei der Agentur für Erneuerbare Energien mit Kommunikation zu einer nachhaltigen Energieversorgung beschäftigt.

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