„Umwelt schützen – Zukunft sichern“ ist das Motto der Bürgerenergie-Genossenschaft Energiewende Erlangen und Erlangen-Höchstadt eG, kurz EWERG eG, die sich dafür einsetzt, eine zukunftsfähige Energieversorgung für ihre Region zu schaffen. Stefan Jessenberger ist Vorstand und Geschäftsführer der mittelfränkischen Genossenschaft, die mit zahlreichen erfolgreich umgesetzten Erneuerbare-Energie-Projekten, circa 380 Mitgliedern und einer erzielten CO₂-Einsparung von etwa 4.200 t pro Jahr bereits große Erfolge für den Klimaschutz bewirkt hat. Im Interview spricht er über die Erfolgsgeschichte der Genossenschaft und erklärt, warum Bürgerbeteiligung essentiell für das Gelingen der Energiewende ist.
Die Erweiterung um die beiden Regionalgruppen ist ein Verdienst der Aktiven in Fürth und Nürnberg, die sich eigenständig auf den Weg gemacht haben, die Energiewende voranzutreiben. Wir konnten sie überzeugen, dass es Sinn macht, sich einer bereits gut funktionierenden Genossenschaft anzuschließen und die Ressourcen für den Aufbau einer eigenen Genossenschaft einzusparen. Unser Erfolg ist schlicht der großen Überzeugung der Aktiven geschuldet, mit der gemeinschaftlichen Errichtung von PV- und Windkraft-Anlagen einen substanziellen Beitrag zum regionalen Klimaschutz zu leisten.Neben der Projektierung und dem Betrieb von eigenen Anlagen informiert ihr Bürgerinnen und Bürger auch aktiv über regionale Energiewendethemen und Klimaschutz. Woher nehmt ihr die Kapazitäten?
Eine große Rolle spielt, dass es neben der Genossenschaft den unabhängigen Verein Energiewende Erlangen / Erlangen-Höchstadt gibt, der z. B. mit Informationsveranstaltungen oder ehrenamtlichen Beratungsangeboten viele Menschen erreicht. Durch die Gründung von Ortsgruppen des Vereins und die Möglichkeit in der eigenen Kommune oder dem eigenen Stadtteil gemeinsam aktiv werden zu können, gelingt es Menschen zum Mitmachen zu gewinnen. Einige hiervon bringen sich dann wiederum in der Genossenschaft ein.Ihr seid auch im Thema Regionalstrom unterwegs. Mit bavariastrom können Menschen in Bayern regionalen Ökostrom beziehen. Auch ein Solarpark, den ihr zusammen mit naturstrom und anderen Energiegenossenschaften gebaut habt, produziert Strom dafür. Wieso ist das für eure Genossenschaft interessant?
Als Mitgründer von bavariastrom war es uns wichtig, dass der Strom, der von bayerischen Bürgerenergie-Gesellschaften produziert wird, ein eigenes Gesicht bekommt.
Wir sind überzeugt, dass sich hierdurch mehr Menschen zum Wechsel zu einem echten Grünstrom-Tarif überzeugen und dauerhaft halten lassen.
Bürgerbeteiligung ist für das Gelingen der Energiewende extrem wichtig. Nur über eine echte, faire und zeitlich unbegrenzte Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern vor Ort kann die dauerhafte Akzeptanz geschaffen werden, um die Transformation unseres Energiesystems hin zu einem CO₂-freien Energiesystem zu bewältigen.
Grundsätzlich sehen wir hier ein sehr großes Potential, sofern die Umsetzung im Sinne der Europäischen Verordnung erfolgt. Die Vorteile müssen dabei nicht auf Bürgerinnen und Bürger beschränkt bleiben. Auch lokale Betriebe und Unternehmen könnten hiervon profitieren. Österreich macht es vor, wie man mit Ortsnetztarifen und damit reduzierten Netznutzungsentgelten einen finanziellen Anreiz zum lokalen Ausbau Erneuerbarer-Energie-Anlagen schafft. Leider hat die alte Bundesregierung dieses Thema ausgesessen, obwohl der Rechtsrahmen schon Mitte 2021 hätte geschaffen sein müssen. Aber auch bei der aktuellen Regierung erhält dieses Thema leider nicht die höchste Priorität.
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engagiert sich seit 2017 als Projektmanagerin im Team „Bürgerenergie & Projektbegleitende Kommunikation“.