Alte Mühlen leben länger – NATURSTROM übernimmt Windpark in Hessen

Über den Eselsberg in Nordhessen pfeift der Wind. Dass sich der gut ernten ließe, erkannte Stephan Wenning schon vor mehr als 20 Jahren. Zusammen mit 27 privaten Investoren aus dem Städtchen Trendelburg und dessen Umgebung ließ der Landschaftsarchitekt in den Jahren 1998 bis 2000 auf der Hügelkuppe sieben Windenergieanlagen errichten. 4,6 Mio. Kilowattstunden erzeugen die Windräder pro Jahr, das entspricht dem Jahresbedarf von etwa 1.400 Dreipersonenhaushalten.

Nun kommen die Mühlen in die Jahre – und an das Ende ihrer Förderdauer. Ab 2021 würde die Bürgerenergiegesellschaft von Wenning und seinen Mitstreitern keine gesetzlich geregelte Vergütung mehr für den produzierten Strom erhalten. Mit ihren Windmühlen im freien Markt zu navigieren, einen Vermarktungsdienstleister zu suchen, Nachrüstungen vorzunehmen – dieses Abenteuer wollten die Gesellschafter des Windparks nicht mehr auf sich nehmen. Bis auf Wenning sind sie allesamt energiewirtschaftliche Laien. „Für Bürgerenergie-Gesellschaften der ersten Stunde ist die Zeit vorbei“, sagt Wenning wehmütig. Nach 20 und mehr Betriebsjahren, so der gemeinsame Beschluss, solle es nun gut sein.

Die Windräder auf dem Eselsberg werden zukunfütig von NATURSTROM betrieben.

So kam NATURSTROM ins Spiel – und übernahm den Windpark. Fünf der Windräder wird NATURSTROM auch nach Ablauf der gesetzlichen Förderung weiterbetreiben und daraus die eigenen Kunden beliefern, zwei Anlagen werden rückgebaut und durch eine moderne ersetzt. „Das Ende der EEG-Vergütung für tausende Anlagen markiert einen Epochenwechsel für die Energiewende“, erläutert Dr. Thomas E. Banning, Vorstandsvorsitzender der NATURSTROM AG.

Allein 2021 entfällt die EEG-Vergütung für Anlagen mit einer Leistung von rund 4.000 Megawatt, so eine Studie des Beratungsunternehmens Deutsche Windguard. Das entspricht in etwa der Leistung von sechs Kohlekraftwerksblöcken. In den fünf Folgejahren kommen noch einmal jährlich im Schnitt 2.300 bis 2.400 Megawatt hinzu. Innerhalb von sechs Jahren fallen mit ca. 16.000 Megawatt somit knapp 30 Prozent der in Deutschland installierten Windenergie-Leistung aus der gesetzlichen Förderung. Viele Anlagen werden nicht durch neue ersetzt werden können, da sich zahlreiche Anforderungen geändert haben. In solchen Fällen heißt es hopp oder top: Können die Anlagen wirtschaftlich weiterbetrieben werden oder müssen sie stillgelegt werden?

Die Windräder auf dem Eselsberg stehen exemplarisch für diesen Umbruch. Die Anlagenbetreiber stellt er vor eine große Herausforderung, aber er birgt auch Chancen. „Die alten Windräder produzieren nicht nur sauberen, sondern auch äußerst günstigen Strom“, betont Banning. Für die Energiewende, aber auch für die Stromkunden ist es daher wichtig, dass alte Windmühlen, die technisch noch gut in Schuss sind, sich noch einige Jahre weiterdrehen. „Als Pionier der echten Ökostrombelieferung werden wir den Windstrom und den konkreten Strombedarf der Kunden energiewirtschaftlich sinnvoll zusammenzuführen“, so Banning. Und damit die Energiewende wieder ein Stückchen weiterbringen.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der energiezukunft.

Tim Loppe
loppe@naturstrom.de

ist seit April 2010 Pressesprecher bei naturstrom. Entdeckte die Energiewende in seiner Zeit bei einer Düsseldorfer PR-Agentur für sich. Zuvor hatte der promovierte Germanist an den Universitäten Düsseldorf und Münster im Bereich Sprachwissenschaften gelehrt. E-Mail

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