Am 1. April 2000 ist das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Deutschland in Kraft getreten. Und seit nunmehr 25 Jahren sorgt die Regelung dafür, dass der Ökostrom-Anteil, also Energie aus Wind, Sonne und Biomasse, in unseren Netzen kontinuierlich wächst. Die Energiewende ist ohne das EEG kaum denkbar. Doch was genau hat das Gesetz bewirkt? Zum Jubiläum gibt es fünf Fakten zum EEG und seinem (weltweiten!) Erfolg.
1. Das EEG hat die Erneuerbaren in den Mainstream geholt
Als im Jahr 2000 das EEG in Kraft trat, nutzte Deutschland unter den Erneuerbaren Energien lediglich Wasserkraft in nennenswerter Größe zur Stromerzeugung. Wind-, Solar- und Bioenergieanlagen gab es kaum, ganz zu schweigen von Geothermie. Mit den Grundprinzipien des EEG, dem festgeschriebenen Einspeisevorrang sowie der sicheren Vergütung sorgte das neue Gesetz dafür, die Erneuerbaren aus einer belächelten Nische herauszuholen. 25 Jahre später haben sie bereits einen Anteil von 60 Prozent am Strommix und sind zum bestimmenden Faktor im Stromsystem geworden – und bieten so erst die Grundlage, überhaupt in Deutschland und weltweit die Klimaziele zu erreichen.
Wie funktioniert das EEG nochmal?
Das ab April 2000 geltende EEG sichert Investitionen in Erneuerbare Energien und hat insbesondere bei Wind- und Photovoltaikanlagen für eine enorme Entwicklung gesorgt. Je nach Zeitpunkt der Inbetriebnahme erhalten die Betreiber:innen 20 Jahre lang eine feste Einspeisevergütung pro erzeugter Kilowattstunde. Diese Vergütung war degressiv angelegt, sank über die Zeit also kontinuierlich für neue Anlagen. Das gibt einerseits Planungssicherheit, reizte aber auch zu kontinuierlichem technologischen Fortschritt an. Finanziert wurde die Förderung lange über die EEG-Umlage, die alle Bürger:innen und (viele) Unternehmen zahlten. Heute stammt das Geld aus dem Bundeshaushalt.
2. EEG ist Exportschlager
Was in Deutschland begann, wurde weltweit zum Vorbild: Der Erfolg des EEGs in Deutschland hat viele Länder inspiriert, ähnliche Fördermechanismen einzuführen. Spanien, China und weit über 100 weitere Staaten haben sich an der deutschen Regelung zur Einspeisevergütung orientiert, um den Ausbau der Erneuerbaren Energien anzukurbeln. Deutschland hat damit nicht nur gezeigt, dass eine Energiewende möglich ist, sondern eine regulatorische Blaupause für den globalen Ausbau von Wind- und Solarenergie geliefert. Der Erfolg des EEG trug so maßgeblich dazu bei, dass die Gestehungskosten für Erneuerbare weltweit massiv gesunken sind.
3. Befreiung von der EEG-Umlage entlastet Bürger
Lange bezahlten die Verbraucher:innen den raschen Fortschritt bei Ausbau und Technologieentwicklung der Erneuerbaren Energien über die EEG-Umlage, die Teil ihrer Stromrechnung war. Diese Umlagekosten ergaben sich aus der Differenz von Vermarktungspreisen des Erneuerbaren Stroms im börslichen Stromgroßhandel und der Einspeisevergütung.
Doch seit Sommer 2022 gibt es eine entscheidende Änderung: Die EEG-Umlage wurde abgeschafft! Der weitere Ausbau wurde seither zunächst aus dem Klima- und Transformformationsfonds, inzwischen direkt aus dem Bundeshaushalt finanziert, sodass die Kosten der Energiewende nicht mehr auf die Stromkunden umgelegt werden. Die Streichung hat bei vielen Menschen und Unternehmen die Stromrechnung entlastet.
4. Neue Solar- und Windparks sind konkurrenzlos günstig
Ein oft gehörtes Argument gegen das EEG sind die hohen Kosten. Dabei produzieren neue Erneuerbare-Energien-Anlagen Strom längst günstiger als neu errichtete Gas-, Kohle- oder Atomkraftwerke. Gleichzeitig sind kleine Photovoltaik-Dachanlagen trotz deutlich gesunkener Einspeisevergütung noch immer ein guter Deal, da der günstige selbstproduzierte Strom dank Wärmepumpe, Stromspeicher oder auch Elektroauto immer einfacher selbst genutzt werden kann.
Die Altanlagen mit noch sehr hoher Einspeisevergütung, die die EEG-Gesamtkosten maßgeblich prägen, fallen in den nächsten Jahren Stück für Stück aus der Förderung, sodass die aktuellen Förderkosten ein vorübergehendes Problem darstellen.
5. Das EEG muss erhalten und weiterentwickelt werden
Das EEG hat in den letzten 25 Jahren viel erreicht und den konsequenten Ausbau der Erneuerbaren sichergestellt. Schon in dieser Zeit wurde es aber kontinuierlich weiterentwickelt. Und auch in Zukunft wird es weiterhin gebraucht, um als Absicherungsinstrument günstige Refinanzierungsbedingungen für neue Erneuerbare Energien-Anlagen zu gewährleisten. Denn nicht nur müssen wir fossile Kraftwerke komplett aus dem Stromsystem verdrängen, der Strombedarf wird durch Elektromobilität und Elektrifizierung des Wärmesektors zudem noch deutlich steigen. Das heißt, der Erneuerbaren-Ausbau muss für das Erreichen unserer Klimaziele sogar noch weiter beschleunigt werden.
Es braucht aber auch gezielte Reformen, da wir heute ein anderes Umfeld vorfinden als noch vor 25 Jahren. Ein Beispiel: In Zeiten mit besonders viel Wind- oder Sonnenstrom kann es heute vorkommen, dass die Strompreise ins Negative fallen. Dann steht einfach zu viel Strom zur Verfügung, der nicht genutzt werden kann. Dennoch erzeugen gerade viele kleine Anlagen mit Festvergütung weiter Strom, da sie eben keine Anreize haben, sich der Marktentwicklung anzupassen.
Hier wurden in den letzten Jahren zwar schon erste Anreize gesetzt, die Erzeugungsanlagen an die Signale des Markts anzupassen und ggf. auch manchmal die Vergütung auszusetzen oder zu strecken. Aber in den kommenden Jahren müssen die Regelungen für mehr Flexibilität bei der Energieversorgung, sowohl für Erzeugungs- als auch Verbrauchsseite, weiter gestärkt werden. Eine Reform des EEG sollte solche Anreize schaffen, zum Beispiel auch durch Förderung von Batteriespeichern oder intelligente Netzintegration.
CfDs und die neuesten Entwicklungen
Eine grundsätzliche Veränderung des EEG ist europarechtlich schon vorgezeichnet: Und zwar muss ab 2026 für EEG-Anlagen neben der Förder-Absicherung nach unten für Neuanlagen auch eine Abschöpfung von Erträgen bei sehr hohen Marktpreisen erfolgen – die Förderung wird damit auf sogenannte „Contracts for Difference (CfD)“ umgestellt. Erneuerbare-Energien-Anlagen profitieren so einerseits von staatlichen Garantien, müssen bei guter Ertragssituation aber eben auch etwas zurückgeben. Die genaue Ausgestaltung ist aber noch offen.
Wie dies genau umgesetzt wird, bleibt nämlich den Nationalstaaten überlassen. Hier wird sich also die neue Bundesregierung um die Umsetzung kümmern müssen. Und unabhängig von der Umstellung auf CfD haben dabei natürlich die unterschiedlichen politischen Akteure jeweils eigene Vorstellungen. Teilweise wollen Parteien den Erneuerbaren-Ausbau deutlich bremsen oder sogar das EEG ganz abschaffen.
Das wäre aus unserer Sicht vollkommen falsch: Das EEG muss zwar weiterentwickelt werden und immer größere Teile des Erneuerbaren-Zubaus werden künftig rein marktlich, also ganz ohne EEG-Förderung realisiert werden. Dennoch hat das EEG auch nach 25 Jahren längst nicht ausgedient. Es bleibt eine zentrale Grundlage, um den Erneuerbaren-Ausbau abzusichern und voranzutreiben.
Fazit: Ein Gesetz mit Zukunft
Das EEG hat in den letzten 25 Jahren den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland revolutioniert und global Maßstäbe gesetzt. Es hat den Grundstein für eine nachhaltige und kostengünstige Stromversorgung gelegt. Auch wenn Reformen notwendig sind, bleibt das EEG ein entscheidender Baustein für die Energiewende. Und das Beste daran: Jede:r kann davon profitieren!
-
unterstützt seit Juni 2022 das Presseteam bei naturstrom. Zuvor arbeitete er im Veranstaltungsmanagement der Verbraucherzentrale NRW und beschäftigte sich dort mit den Themen Energie und Energieberatung.
-
Unterstützt seit Juli 2019 von Berlin aus die naturstrom-Pressearbeit. Schon lange Jahre überzeugter Energiewender, auch beruflich. Unter anderem zuvor bei der Agentur für Erneuerbare Energien mit Kommunikation zu einer nachhaltigen Energieversorgung beschäftigt.